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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen
Autoren: Mary Scott
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wirklich nicht den Kopf über Kleinigkeiten zerbrechen. Das tun abgehärtete Abenteurer nicht.«
    Die Küche war groß, aber ziemlich dunkel. »Das ist dieser gräßliche Anstrich. Warum sind alleinstehende Männer immer für dunkelbraun? Das ist wie ein Warenzeichen. Ein weißer Anstrich wird ganz anders aussehen.«
    Sie entschieden sich für das große Schlafzimmer mit Blick auf das Meer. Durch seine altmodischen Flügelfenster, die nicht ganz schlossen, steckten die Jasminranken, welche die Vorderfront des Hauses überzogen, ihre Sternenköpfchen. Das entzückte Lee so, daß sie über die unebene Wand und die sich ablösenden Tapeten nur lachte.
    Der Fuhrmann hatte ihre Sachen am Tag zuvor gebracht, und das ganze Haus war mit Paketen und Koffern übersät. Sie wußten, daß sie daraus jetzt die notwendigsten Sachen heraussuchen sollten, denn die Dämmerung brach schon herein, aber sie blieben noch am Fenster und beobachteten die von der untergehenden Sonne rot gefärbten Wolken, berauschten sich am Jasminduft und am Geruch des angeschwemmten Tangs.
    Plötzlich schreckte Lee mit einem überraschenden Aufschrei zurück, als etwas Großes, Weißes an ihrem Gesicht vorüberschoß. »So eine große Möwe, und daß sie so spät noch hier herumfliegt?«
    Andrew, der über ihre Schulter geschaut hatte, lachte. »Das ist keine Möwe. Es ist eine von Parsons alten Hennen. Sie schlafen in den Bäumen. Guck mal, da ist sie, sie sitzt auf dem Zweig da. Er konnte sie nicht mit in die Stadt nehmen, deshalb hat er sie uns dagelassen.«
    »Noch ein Hochzeitsgeschenk. Wie nett von ihm. Wir werden unsere eigenen Eier haben.«
    »Ich glaube kaum, daß sie viel legen werden. Sie sahen genauso alt aus wie Alf. Aber wahrscheinlich geben sie eine anständige Suppe ab.«
    »Suppe? Du willst sie doch nicht etwa schlachten? O Andrew, wie kannst du nur? Die armen alten Tiere. Wir wollen sie als Haustiere halten. Ich hoffe, sie sind nicht halb verhungert.«
    »Wohl kaum. Alf ist erst heute morgen abgereist. Er sagte auch irgendwas von seiner Katze.«
    »Hurra. Ich möchte eine Katze. Ich habe mich mein Leben lang so nach Tieren gesehnt. Es macht dir doch nichts, wenn das meine Haustiere werden, oder, Andrew? Weißt du, du hast ja deine Arbeitshunde.«
    Andrew, der zwar ein sehr gütiger Mensch war, aber doch die Meinung eines Farmers über unnütze Haustiere vertrat, gab in diesem Punkt großzügig nach.
    Plötzlich sagte Lee: »Was ist das für ein ständiges Geräusch im Hintergrund? Wie leises Löwengebrüll.«
    »Das ist die Brandung an der Küste. Weißt du, wir sind hier auf einem breiten Kamm, der die Binnenbucht vom Ozean trennt. Du brauchst nur den Hügel hinaufzuklettern und auf der anderen Seite hinunterzulaufen, dann siehst du die Brandung.«
    »Oh, das ist ja ganz phantastisch. Wir können an diesem stillen Strand Flundern aufspießen bei Ebbe und in der Brandung baden. Ich liebe hohe Wellen.«
    »Da ist auch noch eine Farm, die bewirtschaftet werden will. Es gibt viel Arbeit. Kaputte Zäune, schreckliche Stacheldrahtdurchgänge, Farn muß ausgerissen werden, und die zweite Saat kommt.«
    »Macht nichts. Ich werde dir helfen. Natürlich steht die Farm an erster Stelle. Nichts ist besser, als ein sehr praktischer Mensch zu sein, du siehst die Dinge richtig. Als erstes gehen wir morgen früh hinaus. Ganze siebenhundert Morgen für uns allein.«
    Nur ungern ließen sie das Fenster und die Aussicht im Stich und begannen, in dem Durcheinander von Gepäck nach dem Notwendigsten für die Nacht zu suchen, nach dem Bettzeug, etwas Geschirr und der unerläßlichen Pfanne.
    Lee betrachtete sie skeptisch.
    »Müssen wir heute abend kochen? Was hältst du von Brot und Käse? Der Ofen sieht so finster aus«, und dabei schielte sie mißtrauisch nach dem großen schwarzen Ungeheuer, das am Kamin lauerte.
    »Hast du schon mal einen gesehen?« fragte Andrew.
    »Ich meine, mich daran zu erinnern, als ich noch klein war und wir ein Haus am Meer hatten. Mutter hatte Ruß im Haar, und das Essen war immer angebrannt oder halb roh. Aber ich werde mich schnell daran gewöhnen.«
    Aber sie war doch erleichtert, als Andrew einen Spirituskocher hervorholte und sagte, er würde heute abend Eier mit Schinken braten. Lee beäugte die technische Neuheit skeptisch und fragte sich insgeheim, wie sie ohne Strom zurechtkommen sollte. Schon im Dämmerlicht hatte sie gemerkt, wie sie nach einem Lichtschalter tastete.
    Aber Andrew stellte stolz eine Reihe Lampen auf
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