Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
ich war?«
    »Böse? Unsinn! Du warst die ganze Zeit bester Laune«, und Lee merkte überrascht, daß er es wirklich ehrlich meinte.
    Später sagte sie: »Du siehst also, der Scheck deiner Tante für das kleine Zimmer kommt wie gerufen. Kein Bett, sondern eine Wiege und einen herrlichen Wickeltisch. Oh, es wird soviel Spaß machen.«
    Trotz seiner wirklich ehrlichen Freude konnte Andrew nicht umhin, ein leichtes Schuldgefühl zu verspüren. Hätte er ihre Freunde etwas netter behandelt, dann hätte sie dieses aufregende Geheimnis nicht vor ihm verborgen. Das sagte er ihr jetzt.
    »Ich glaube, ich habe dich ziemlich im Stich gelassen. Ich hätte mich nicht so über die Leute aufregen sollen, aber irgendwie kam es dadurch, daß du soviel arbeiten mußtest und sie immer ihren Shakespeare herunterleierten und nicht nach Hause fahren wollten. Wie konntest du das nur geheimhalten? Hat niemand etwas geahnt?« Das kam plötzlich mit ziemlicher Eifersucht heraus. Ob sie es ihrer Tante erzählt hatte?
    »Natürlich hat keiner etwas geahnt. Niemand hatte auch nur den leisesten Verdacht. Ich kann, wenn ich will, unheimlich gut etwas geheimhalten. Tante Hester? Ach was, sie am wenigsten von allen. Eine unverheiratete Frau!... Was sollte sie schon von Babys verstehen?«
    In diesem Augenblick hörte man Schritte auf der Veranda, und Grant erschien mit entschuldigendem Blick und einem Brief in der Hand.
    »Tut mir leid, so hereinzuplatzen, wo ihr zwei gerade ein bißchen zur Ruhe kommt. Aber dieser Brief ist in unsere Post geraten. Das Postamt hat sich geirrt. Mrs. Macgregor meinte, ihr müßtet ihn sofort bekommen, weil es ein Luftpostbrief ist.« Mit diesen Worten legte Grant den Brief auf den Tisch und zog sich zurück, denn offensichtlich hatte er gemerkt, daß er in einem ungelegenen Augenblick gekommen war.
    Lee rief ihm ihren Dank nach, lud ihn zum Tee ein, erhielt aber eine Absage und nahm dann den Brief in die Hand. »Hurra, von Tante Hester, die liebe Gute. Jetzt werden wir erfahren, wie es ihr und Dennis geht. Sie wird sicher unheimlich überrascht sein, wenn sie zurückkommt, und wir ihr von dem Baby erzählen. Der Brief ist an uns beide gerichtet. Ich lese dir vor.«
    »Meine liebe Nichte, mein lieber Neffe,
    Wie Ihr seht, haben wir unsere Rundfahrt auf der Südinsel jetzt begonnen, und wir finden alles herrlich, was wir bis jetzt gesehen haben. Die Reise nach Wellington ist sehr gut verlaufen, wir haben nur eine Nacht in einem kleinen reizenden Hotel an der Straße verbracht. Dann sind wir mit dem Schiff übergesetzt, die Fahrt war sehr angenehm und erfreulich. Dennis ist für mich ein herrlicher Begleiter. Uns geht es beiden gut, und Parsival hat sich an das Reiseleben gewöhnt. Er setzt sich auf und sieht aus dem Fenster, und leider muß ich sagen, daß er jeden anderen Hund auf der Straße mit lautem Protest begrüßt.
    Noch einmal muß ich Euch, meine lieben jungen Freunde, für die herzliche Aufnahme danken, die Ihr einer unbekannten älteren Tante gewährt habt. Ich weiß nicht, ob es Euch bewußt ist, daß Lee fast meine einzige nahe Verwandte ist? Deshalb, und weil dein Vater und ich in unserer Jugend gute Freunde waren, nehme ich mir eine kleine Freiheit heraus. Statt diesen Wagen bei meiner Abreise zu verkaufen, würde ich ihn Euch gerne schenken, wenn ich darf. Ich wäre glücklich zu wissen, daß Ihr ein zuverlässiges Fahrzeug habt.«
    Hier hielt Lee inne und sah ihren Mann verwirrt an. »Andrew, das Auto. Das ist ja herrlich, ich kann es kaum glauben.«
    Andrew schluckte einmal, denn er war ein Mann, dem es nicht leicht fiel, etwas anzunehmen, und die unausgesprochene Behauptung, daß sein Wagen unzuverlässig sei, obwohl das stimmte, hatte ihn aufgeregt. Aber er sagte tapfer: »Bei Gott, das ist wunderbar. Furchtbar lieb von ihr. Sie ist eine sehr großzügige alte Freundin, nicht wahr?«
    »Großzügig? Sie ist ein Engel. Jetzt lese ich dir den Schluß vor, obwohl sich in meinem Kopf schon alles dreht.«
    »Glaubt bitte nicht eine Sekunde, daß ich Euer eigenes ausgezeichnetes Auto unterschätze. Ich weiß, es war ein wertvoller, zuverlässiger Freund, aber zuweilen scheint es einen gewissen Widerwillen beim Start zu zeigen, und das könnte in einem dringenden Fall einmal unangenehm sein. Ich würde mir ganz besonders Sorgen machen, wenn ich denken müßte, daß Lee in einer Winternacht auf ihrem Weg zum Entbindungsheim in Ruru aufgehalten würde.«
    Hier hielt Lee wieder inne und schnappte nach Luft.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher