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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen
Autoren: Mary Scott
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haben werden.«
    »Wirst du auch bestimmt nicht einsam sein? Natürlich haben wir Nachbarn.«
    »Nachbarn? Wer will denn Nachbarn? Und wie könnte ich einsam sein, wenn ich mit dir alleine bin?«
    Lange Zeit sollte sie wenig Gelegenheit haben, diese Frage zu beantworten. Später schlenderten sie langsam um das Haus, Hand in Hand, wie Kinder, und Andrew wartete heimlich auf ein Zeichen von Bestürzung, wie er sie empfunden hatte, als er zum ersten Mal diese planlos angelegten Zimmer betrat, von denen eines ins andere führte. Aber er konnte nichts entdecken. Lee war voll fröhlicher Pläne.
    »Was für ein herrlich großes Wohnzimmer. Die Aussicht ist wunderbar. Wir werden alle diese scheußlichen Tapeten abreißen — sie fallen sowieso schon ab — und etwas Neutrales nehmen, und das Gebälk streichen wir in einem warmen Weiß, und…«
    Der Grundriß des Hauses war verhältnismäßig einfach. An der Vorderseite führte eine lange Veranda vorbei, und von dort aus ging es in das Wohnzimmer, dieses führte wiederum in drei Schlafzimmer, ein großes auf einer Seite, zwei kleinere auf der anderen. Hinter dem Wohnzimmer lag eine geräumige Küche, die in ein Badezimmer und in einen Waschraum mit einem Schlafzimmer auf der anderen Seite mündete.
    Lee hatte mit jedem Zimmer etwas vor. Da Andrew ihre Angewohnheit, ehrgeizige Pläne zu schmieden und sie dann völlig zu vergessen, noch nicht kannte, sah er etwas beunruhigt aus. Als sie das jetzt gewahr wurde, blickte sie ihn ziemlich schuldbewußt an und sagte: »Wir haben noch die ganzen Schecks von der Hochzeit. Diese irische Tante, Vaters Schwester, hat eine Riesensumme geschickt — vermutlich, weil ich ihre einzige Nichte und ihr Patenkind bin und sie noch nie gesehen habe. Gott sei Dank hat Bernard sich auch zu Geld entschlossen. Ich war entsetzt, als er große Teppiche vorschlug, habe aber nur gesagt: >Lieber, stell’ dir nur einmal Schlamm und Gummistiefel vor<, und da hat er uns stattdessen einen Scheck geschenkt. Hier gehören gebeizte Böden und kleine Vorleger rein, und dann können wir fast das ganze Geld zum Instandsetzen der Zimmer verwenden. Weißt du — Farbe und Tapeten und so.«
    Andrew stimmte ohne übermäßige Begeisterung zu. Er konnte sich schon denken, wer anstreichen und tapezieren würde, und schließlich mußte man sich auch noch um die Farm kümmern.
    »Ich mag einfach viel Zimmer, auch wenn sie eine komische Form haben und ineinander verschachtelt sind. Es gibt nichts Schöneres als Bewegungsfreiheit.«
    »Da wir gerade bei Bewegungsfreiheit sind, komm und sieh dir das Badezimmer an.«
    Sogar Lee schreckte ein bißchen zurück. Der Raum war groß genug für ein Eßzimmer, offensichtlich handelte es sich um ein weiteres Schlafzimmer, in dessen einer Ecke man einfach eine Badewanne aufgestellt und für ein Rohr ein Loch durch die Außenwand gebrochen hatte. Die Zinkwanne war leicht verrostet, ohne Emaille und Anstrich, und erhob sich schwer auf dicken Eisenfüßen. In einer anderen Ecke befand sich eine Waschgelegenheit, die in finsterem Schwarz gestrichen und mit buntem Porzellan ausgekleidet war. An einem großen, mit purpurnen Iris und roten Schmetterlingen verzierten Becken waren ein Seifenhalter und ein hoher vasenartiger Gegenstand, der offensichtlich Zahnbürsten beherbergen sollte, angebracht. Aber Lees besondere Aufmerksamkeit gehörte den Porzellanteilen, die ganz bescheiden auf dem unteren Regal lagen.
    »Ich habe einmal etwas darüber gelesen, aber ich wußte nicht, daß es noch welche auf der Welt gibt. Oh guck mal, da ist ein Kärtchen im Becken.« Es war mit einer verschnörkelten Schrift beschrieben: »Ein Hochzeitsgeschenk. Die besten Wünsche von Mr. Alf Parsons.«
    »Der gute alte Mann. Ich frage mich, ob er das extra gekauft hat. Wo hat er das nur aufgetrieben? Und alles passend. Aber wir werden es lassen, wie es ist. Das ist ein Museumsstück, und außerdem können wir uns sonst nirgends die Hände waschen.«
    Es gab wirklich nur einen Wasserhahn, und zwar über dem Bad. Offensichtlich war kein heißes Wasser vorgesehen. Lee war völlig ungerührt und sagte, man könne jederzeit einen Petroleumbehälter auf den Ofen setzen, und außerdem sei es das richtige Klima für kalte Bäder. Andrew lachte.
    »Ich wette, du hast vielleicht im Sommer nach dem Tennis einmal kalt gebadet, mehr weißt du nicht darüber, und bestimmt bist du noch nie in deinem Leben ohne ein heißes Bad ins Bett gegangen.«
    »Liebling, du mußt dir
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