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Fliehe weit und schnell

Fliehe weit und schnell

Titel: Fliehe weit und schnell
Autoren: Fred Vargas
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daß das bei seinem Prozeß gesagt wird; kann ich mich da auf Sie verlassen? Ich beeile mich, weil ich nicht viel Zeit habe. Es war ein bißchen blöd von Ihnen, Lizbeth anzurufen, um sie ins Krankenhaus zu dem Alten zu schicken. Man sollte es nicht meinen, aber Lizbeth braucht manchmal Zuspruch. Meinen Zuspruch. Daher hat sie mich sofort angerufen, um mir von Decambrais' Unfall zu erzählen.
    Die Ermordung des Alten ist also schiefgegangen, und Antoine hat sich schnappen lassen. Sie werden nicht lange brauchen, zu kapieren, wer sein Vater ist, vor allem, da meine Mutter nun wirklich kein Geheimnis daraus macht, und Sie werden ziemlich bald hier aufkreuzen. Unten sitzen schon zwei Typen von Ihnen im Auto. Die Sache ist schiefgegangen, ich verzieh mich. Machen Sie sich keinen Kopf, mich zu suchen ist verlorene Mühe. Ich habe einen Haufen Bargeld, das ich mir vom Konto dieses Blödmanns Damas gezogen habe, und weiß mir zu helfen. Ich habe ein Afrikanerinnen-Kleid, das mir Lizbeth für ein Fest geliehen hat, Ihre Männer werden nichts merken, da mach ich mir keine Sorgen. Sie können's also logischerweise gleich bleibenlassen.
    Ich schreibe Ihnen schnell noch ein paar Details, damit man wirklich kapiert, daß Antoine für nichts verantwortlich ist. Er hat den Damas genauso gehaßt wie ich, ist aber unfähig, irgendwas anzuzetteln. Abgesehen davon, daß er der Mutter und dem Vater gehorchte, wenn der ihm eine geklebt hat, konnte er als Kind nichts anderes machen, als Hühner und Kaninchen zu erwürgen, um seine Wut abzureagieren. Da hat er sich logischerweise nicht verändert. Unser Vater war vielleicht der König der Luftfahrtindustrie, aber vor allem war er der König der Dreckskerle, das muß Ihnen wirklich klar sein. Kinder machen und Prügel austeilen war alles, was er konnte. Er hatte einen ersten Sohn, einen anerkannten, den er in Samt und Seide in Paris aufgezogen hat. Ich meine diesen bekloppten Damas. Wir dagegen waren die Familie, für die man sich schämte, die Prolls von Romorantin, und er hat uns nie anerkennen wollen. Eine Frage des Ansehens, sagte er. Mit Ohrfeigen dagegen hat er nie lang gefackelt, weder bei meiner Mutter noch bei meinem Bruder, wir haben uns ordentlich was eingefangen. Mir war das egal, ich hatte beschlossen, ihn eines Tages umzubringen, aber schließlich hat's ihn ganz von allein zersägt. Und was die Kohle anging, hat er nie was rausgerückt, nur das Nötigste zum Überleben, weil er Angst hatte, daß die Nachbarn reden würden, wenn sie sähen, wie wir auf großem Fuß leben. Ein Dreckskerl, eine Bestie und ein Feigling war er.
    Als er verreckt ist, haben Antoine und ich uns gesagt, daß wir gar nicht einsehen, warum wir nicht Anrecht auf einen Teil der Kohle haben sollten, wenn wir schon den Namen nicht haben. Wir hatten Anrecht drauf, immerhin waren wir seine Kinder. O.k., aber das mußte noch bewiesen werden. Logischerweise wußten wir, daß das mit dem genetischen Beweis nicht ging, da es ihn über dem Atlantik zerfetzt hat. Aber der Nachweis ging mit dem Damas, der sich den Schotter krallte, ohne zu teilen. Nur dachten wir uns schon, daß der Damas nicht damit einverstanden sein würde, den Test zu machen, weil ihn das logischerweise zwei Drittel von seiner Kohle kosten würde. Außer er würde uns mögen, habe ich mir gedacht. Außer er würde einen Narren an mir fressen. Das Spielchen kann ich ziemlich gut. Wir haben uns schon überlegt, ihn zu eliminieren, aber ich habe zu Antoine gesagt, kommt gar nicht in Frage: Wenn wir aufgekreuzt wären, um die Erbschaft zu fordern, wen hätte man da verdächtigt? Uns, logischerweise.
    Mit der Idee bin ich nach Paris gekommen: ihm zu verkünden, daß ich seine Halbschwester bin, rumzujammern und von ihm akzeptiert zu werden. Innerhalb von zwei Tagen ist der Damas wie eine reife Birne vom Baum gefallen, der Trottel. Er hat mich mit offenen Armen empfangen, es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte geweint, und als er erfahren hat, daß er einen Halbbruder hat, war's noch ärger. Er hätte mir aus der Hand gefressen, eine wahrer Blödhammel. Für unseren DNA-Plan lief alles wie geschmiert. Sobald wir uns zwei Drittel des Vermögens unter den Nagel gerissen hätten, hätte ich ihn da stehenlassen, den guten Damas. Ich mag diese Kerle nicht, die immer mit ihren Muskeln protzen und bei der geringsten Kleinigkeit anfangen zu flennen. Erst später habe ich kapiert, daß der Damas bekloppt ist. Da er mir aus der Hand gefressen hat und
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