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Fliehe weit und schnell

Fliehe weit und schnell

Titel: Fliehe weit und schnell
Autoren: Fred Vargas
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eine Gerechtigkeit. Man darf es nur nicht eilig haben, das ist alles.«
    »Clémentine, sagen Sie mir doch noch mal den Namen des zweiten, der ist mir entfallen.«
    »Mir entfällt der nicht so leicht. Henri Tome in der Rue de Grenelle. Der letzte Dreck.«
    »Ganz recht.«
    »Und der Kleine?«
    »Ist eingeschlafen.«
    »Zwangsläufig, wenn Sie ihm ständig auf die Pelle rücken, ermüdet ihn das. Sagen Sie ihm, ich erwarte ihn Sonntag wie gewöhnlich zum Mittagessen.«
    »Er wird kommen.«
    »Nun, ich glaube, wir haben uns alles gesagt, Kommissar«, schloß sie und streckte ihm eine kräftige Hand hin. »Ich werde Ihrem Gardon eine kurze Nachricht hinlegen, um ihm für die Spielkarten zu danken, und auch dem anderen, dem großen, etwas weichlichen mit dem schütteren Haar, der immer so gut angezogen ist, eine gute Erscheinung, ein Mann von Geschmack.«
    »Danglard?«
    »Ja, er hätte gern mein Keksrezept. Er hat es mir nicht so direkt gesagt, aber den Kern der Sache habe ich doch begriffen. Es schien ihm sehr wichtig zu sein.«
    »Das ist sehr gut möglich.«
    »Ein Mann, der zu leben versteht«, bemerkte Clémentine und nickte. »Pardon, ich gehe voran.«
    Adamsberg brachte Clémentine Courbet zum Ausgang und nahm dort Ferez in Empfang, dem er bedeutete, ihm zu folgen.
    »Der da?« fragte Ferez und deutete auf die Zelle, in der Hurfin hockte.
    »Das ist der Mörder. Große Familienangelegenheit, Ferez. Wahrscheinlich wird er ins Irrenhaus eingewiesen werden müssen.«
    »›Irrenhaus‹ sagt man nicht mehr, Adamsberg.«
    »Aber der hier«, fuhr Adamsberg fort und deutete auf Damas, »soll raus und ist dazu nicht in der Lage. Sie würden mir einen großen Gefallen tun, Ferez, wenn Sie ihm helfen und ihn begleiten würden. Wiedereingliederung in die wirkliche Welt. Ein sehr tiefer Sturz, zehn Stockwerke.«
    »Ist das der Typ mit dem Mythos?«
    »Ebender.«
    Während Ferez versuchte, Damas aufzurichten, setzte Adamsberg zwei Offiziere auf Henri Tome und die Presse auf Rodolphe Messelet an. Dann telefonierte er mit Decambrais, der sich bereitmachte, das Krankenhaus am Nachmittag zu verlassen, sowie mit Lizbeth und Bertin, damit sie unauffällig Damas' Rückkehr vorbereiten konnten. Schließlich rief er Masséna an und als letzten Vandoosler, den er darüber informierte, wie die Geschichte mit dem gewaltigen Schnitzer ausgegangen war.
    »Ich kann Sie schlecht verstehen, Vandoosler.«
    »Lucien kippt gerade die Einkäufe auf den Tisch. Das macht Lärm.«
    Deutlich vernehmbar war jedoch die kräftige Stimme von Lucien, der in dem hallenden großen Raum verkündete:
    »Die außerordentliche Kraft des Kürbisses in der Natur wird viel zu sehr unterschätzt.«
    Adamsberg legte auf und dachte, daß das eine gute Anzeige für Joss Le Guern gewesen wäre. Eine robuste, gesunde, klare Anzeige, ohne jedes Problem dahinter und weit, ja, sehr weit von den düsteren Klängen der Pest entfernt, die jetzt allmählich verhallten. Er legte sein Handy auf den Tisch, genau in die Mitte, und starrte es eine Weile an. Danglard kam mit einer Akte herein und folgte Adamsbergs Blick. Auch er begann schweigend das kleine Gerät zu mustern.
    »Stimmt etwas mit dem Handy nicht?« fragte er nach einer langen Minute.
    »Nein«, antwortete Adamsberg. »Es klingelt nicht.«
    Danglard ließ die Akte ›Romorantin‹ auf dem Tisch und ging kommentarlos hinaus. Adamsberg legte den Kopf auf die Arme, über der Akte, und schlief ein.
     

38
     
    Um halb acht erreichte Adamsberg die Place Edgar-Quinet, ohne große Eile und leichteren Herzens als in den vergangenen vierzehn Tagen. Leichter und auch leerer. Er betrat Decambrais' Haus und ging in das kleine Büro, an dessen Tür ein bescheidenes Schild verkündete: Berater in Lebensfragen. Decambrais war auf seinem Posten, noch immer blaß, aber wieder aufrecht. Gerade sprach er mit einem dicken, rotgesichtigen Mann, der ziemlich aufgewühlt schien.
    »So, so«, sagte Decambrais und warf einen Blick auf Adamsberg, dann auf dessen Sandalen. »Hermes, der Götterbote. Neuigkeiten?«
    »Friede über der Stadt, Decambrais.«
    »Warten Sie eine Minute auf mich, Kommissar. Ich bin gerade in einer Beratung.«
    Adamsberg ging hinaus und hörte noch, wie das Gespräch wiederaufgenommen wurde.
    »Diesmal ist es endgültig hin«, sagte der Mann.
    »Aber wir haben es immer wieder eingerenkt«, antwortete Decambrais.
    »Es ist hin.«
    Zehn Minuten später bat Decambrais Adamsberg herein und bot ihm den Stuhl seines
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