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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst
Autoren: Joy Fielding
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Frau des eigenen Ehemanns als Verwandte bezeichnen? »Sie war die geschiedene Frau meines Mannes«, antwortete Bonnie.
    Niemand sagte etwas. Es war beinahe so, als wäre zu einer Schweigeminute aufgerufen worden, dachte Bonnie, die genau merkte, daß sich etwas verändert hatte, daß es im Raum eine Unterströmung gab, die vorher nicht dagewesen war.
    »Gut, gehen wir noch einmal zurück.« Captain Mahoney räusperte sich und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Margaret Palmay. »Sie sagten, Sie hätten Mrs. Wheeler gesehen, wie sie über die Tote gebeugt stand, und ihre Hände seien voll Blut gewesen. Haben Sie eine Waffe gesehen?«
    »Nein.«
    »Wie ging es dann weiter?«
    »Ich habe angefangen zu schreien. Ich glaube, sie hat auch geschrien, ich bin mir nicht sicher. Als sie mich dann sah, kam sie sofort auf mich zu. Zuerst hatte ich Angst, aber sie nahm mir nur die Tüten mit den Einkäufen aus den Händen, und dann rief sie die Polizei an.«
    »Stimmen Sie mit Mrs. Palmays Aussage überein?« fragte Captain Mahoney, während er sich an Bonnie wandte, die aber stumm blieb. »Mrs. Wheeler, haben Sie an dem, was Mrs. Palmay gerade gesagt hat, etwas auszusetzen?«
    Bonnie schüttelte den Kopf. Margaret Palmays Version der Vorgänge schien ihr ganz in Ordnung zu sein.
    »Wollen Sie uns nicht sagen, was Sie hier zu tun hatten?«
    Das wird schwieriger werden, dachte sie und fragte sich, ob ihr Bruder sich auch so gefühlt hatte, als er das erste Mal von der Polizei vernommen worden war; ob er ebenso nervös, so verstört gewesen war. Aber selbst wenn, so hatte er sich zweifellos inzwischen an diese Vernehmungen gewöhnt, sagte sie sich und versuchte, diese beunruhigenden Überlegungen zu vertreiben. Ihr Bruder war der letzte, an den sie jetzt denken wollte.
    »Joan hat mich heute in aller Frühe angerufen«, begann sie. »Sie bat mich, sie hier zu treffen.«
    »Wir dürfen doch annehmen, daß Sie nicht auf Haussuche waren?«
    Bonnie holte tief Atem. »Joan sagte, sie müßte mir etwas mitteilen, worüber sie am Telefon nicht sprechen könnte. Ich weiß«, fuhr sie ohne Aufforderung fort, »das klingt wie etwas, das man im Kino zu hören bekommt.«
    »Ja, so klingt es tatsächlich«, stimmte Mahoney unverblümt zu. »Waren Sie und die geschiedene Frau Ihres Mannes befreundet, Mrs. Wheeler?«
    »Nein«, antwortete Bonnie kurz.
    »Fanden Sie es ungewöhnlich, daß sie Sie anrief und sagte, sie müßte mit Ihnen sprechen?«
    »Ja und nein«, versetzte Bonnie und fuhr erst zu sprechen fort, als er ihr einen Blick zuwarf, der nähere Erklärung verlangte. »Joan hatte ein Alkoholproblem. Sie hat immer wieder mal bei uns angerufen.«
    »Darüber waren Sie sicher nicht allzu erfreut«, sagte Captain Mahoney und verzog dabei den Mund, was Bonnie als Versuch eines verständnisvollen Lächelns deutete.
    Sie zuckte mit den Achseln, nicht sicher, wie sie auf diese Bemerkung reagieren sollte. »Könnte ich jetzt meinen Mann anrufen?« fragte sie wieder.
    »Was hielt denn Ihr Mann davon, daß Sie sich mit seiner geschiedenen Frau treffen wollten?« fragte Captain Mahoney, ihre Frage als Anknüpfungspunkt nutzend.
    Bonnie zögerte. »Er wußte nichts davon.«
    »Er wußte es nicht?«
    »Joan hatte mich gebeten, ihm nichts davon zu sagen«, erläuterte Bonnie.
    »Sagte sie auch, warum?«
    »Nein.«
    »Haben Sie immer getan, was die geschiedene Frau Ihres Mannes von Ihnen verlangte?«
    »Natürlich nicht.«
    »Warum dann heute?«
    »Ich glaube, ich verstehe nicht ganz, was Sie meinen.«
    »Warum haben Sie eingewilligt, sich heute mit ihr zu treffen? Warum haben Sie Ihrem Mann nichts gesagt?«
    Bonnie drückte eine Faust an ihren halb geöffneten Mund und senkte sie hastig wieder in ihren Schoß, als sie Blut schmeckte. Joans Blut. Sie mußte schlucken, um das aufsteigende Würgen zu unterdrücken.
    »Sie sagte am Telefon etwas sehr Merkwürdiges zu mir.«
    »Was denn?« Captain Mahoney trat ein paar Schritte näher zu ihr, seinen Stift gezückt, um ihre Antwort sogleich zu notieren.
    »Sie sagte, ich sei in Gefahr.«
    »Sie sagte, Sie seien in Gefahr?«
    »Ja, ich und meine Tochter.«
    »Hat sie auch gesagt, warum?« fragte Captain Mahoney.
    »Sie hat behauptet, es sei zu kompliziert, um es am Telefon zu besprechen.«
    »Und Sie hatten keine Ahnung, wovon sie sprach?«
    »Nein.«
    »Und daraufhin haben Sie eingewilligt, sich mit ihr zu treffen.«
    Bonnie nickte.
    »Wann sind Sie hier angekommen?«
    »Um zwölf Uhr
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