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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst
Autoren: Joy Fielding
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hätte nicht dauernd per Anhalter fahren oder in Taxis hin und her rasen müssen. Und ich hätte Haze nicht bitten müssen, mir das Blut zu besorgen.« Sie kicherte. »Das ist vielleicht ein Blödmann! Er dachte, es wäre alles nur ein Jux. Er hat sogar dein Auto für mich lahmgelegt.«
    Amanda begann zu weinen.
    »Wein jetzt nicht, Schatz«, sagte Bonnie zu ihr, während sie krampfhaft nach einer Möglichkeit suchte, Lauren abzulenken und Amanda in Sicherheit zu bringen.
    »Und Sam?« fragte sie, um Zeit zu gewinnen. »Hat der auch mitgemacht?«
    »Soll das ein Witz sein? Für Sam bist du das Tollste seit der Erfindung von Lego.« Sie stieß einen Laut aus, der halb Lachen, halb Weinen war. »Der muß schön erschrocken sein, als er sein Geld abholen wollte und Diana tot auf dem Fußboden lag.«
    Amanda versuchte, Laurens Umklammerung zu entkommen. Die Rasierklinge drückte sich tiefer in ihren Hals. Ein kleiner Blutstropfen zeigte sich.
    »Bitte«, flehte Bonnie. »Du willst doch Amanda nichts antun. Du willst ihr nicht wirklich etwas antun. Sie ist deine kleine Schwester.«
    Schweigen.
    »Ich brauch’ keine kleine Schwester«, versetzte Lauren mit kalter Stimme. »Ich wollte nie eine kleine Schwester haben.«
    Bonnie spürte, wie sie am ganzen Körper erstarrte, als sie begriff, was Lauren da sagte.
    »Was hast du gesagt?« fragte sie langsam.
    »Du hast mich schon richtig verstanden.«
    Bonnie schüttelte wie betäubt den Kopf. »Willst du mir sagen, daß du Kelly getötet hast? Daß ihr Tod gar kein Unfall war?«
    Lauren starrte sie mit leeren Augen an.
    »Aber du warst doch selbst noch ein kleines Kind. Du warst erst sechs Jahre alt, als Kelly ertrunken ist.«
    »Man braucht nicht viel Kraft, um ein Baby unter Wasser zu halten«, erklärte Lauren sachlich. »Sie war ein Winzling. Das hat Daddy immer gesagt. Sie ist ja nur ein Winzling, hat er immer gesagt.« In Laurens Augen blitzte plötzlich Wut auf. »Alles war gut, bis sie geboren wurde.«
    Bonnie dachte an Joan, an ihren langen, traurigen Verfall nach dem Tod ihres jüngsten Kindes. »Deine Mutter wußte, daß es kein Unfall war«, sagte sie.
    Lauren nickte. »Sie hat gelogen, um mich zu schützen. Sie hat alles getan, um mich zu schützen.«
    »Und du hast sie getötet.«
    »Ich wollte sie nicht töten«, beteuerte Lauren. »Aber sie hat mir keine Wahl gelassen. Nachdem sie mein Album gefunden hatte, wurde sie so gemein. Sie hat mich dauernd beobachtet. Ich hab’ versucht, vernünftig mit ihr zu reden. Aber als sie entdeckte, daß ihre Pistole verschwunden war, hat sie Panik gekriegt und dich angerufen. Sie wollte dir alles sagen. Genauso wie sie meiner Großmutter alles gesagt hat. An einem Abend, als sie zusammen getrunken haben.« Sie sah Bonnie anklagend an. »Du bist schuld daran, daß meine Großmutter tot ist«, behauptete sie. »Du mußtest sie ja unbedingt ausfindig machen. Du mußtest unbedingt deine Nase in anderer Leute Angelegenheiten stecken.«
    »Lauren...«
    »Und jetzt ist mein Vater bestimmt böse auf mich. Er wird sagen, daß ich schlecht bin. Und dann geht er wieder weg.«
    »Dein Vater geht nicht weg, Lauren. Er liebt dich. Er liebt dich sogar sehr.«
    »Glaubst du das?« Laurens große Augen füllten sich mit Tränen. »Das ist das einzige, was ich immer wollte, weißt du. Daß er mich liebt. Kannst du das verstehen?«
    Wieder Schweigen.
    »Ja«, antwortete Bonnie aufrichtig. »Das kann ich verstehen.«
    Lauren verwischte ihre Tränen auf den Wangen. Wie ein kleines Mädchen, dachte Bonnie und sah wieder Amanda an.
    »Bonnie!« rief plötzlich jemand. »Bonnie, bist du da?«
    Lauren fuhr zusammen, lockerte einen Moment ihre Hand an Amandas Hals, als auf der Treppe Schritte zu hören waren. Im nächsten Moment befreite sich Amanda aus Laurens Armen und schoß durch das Zimmer.
    »Mami!«
    Bonnie sah, wie Lauren hastig in ihrer Tasche kramte. Die Pistole, dachte sie, sprang auf die Tasche zu und packte Lauren beim Arm, als diese gerade die Pistole zu fassen bekam.
    Laurens Arm wurde stocksteif, als sie sich hartnäckig gegen Bonnies Versuche wehrte, ihr die Waffe abzunehmen. Wie eine gottverdammte Schlange, dachte Bonnie und schlug Laurens Handgelenk mit aller Kraft auf den Boden. Sie hörte es knakken, sah, wie die Waffe aus ihrer erschlafften Hand fiel.
    Und plötzlich war Josh Freeman neben ihr. Er stieß die Pistole mit dem Fuß zur Seite und zog Bonnie weg.
    »Wo kommen Sie denn so plötzlich her?« fragte Bonnie, ohne den Blick
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