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Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition)
Autoren: Edward Lee
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3. April?«
    »Ja.«
    Langsam näherten sie sich der Grundstücksgrenze. Westmore wusste, dass sich der Spalt inzwischen wieder geschlossen hatte, aber die Villa war ihm nach wie vor nicht geheuer. Der Vergleich mit einer noch nicht ganz geleerten Batterie, die nach wie vor über eine gewisse Restenergie verfügte, schien ihm treffend zu sein.
    »Ich habe da drinnen Dinge gesehen«, verriet Karen. »Weitere Wiedergänger. Und ich glaube, ich habe sogar Hildreths Geist zu Gesicht bekommen.«
    »Ich auch. Auf der Treppe. Dann hat mich jemand von hinten niedergeschlagen. Mack, davon bin ich mittlerweile überzeugt.« Als sie sich der Dunkelheit des Waldes näherten, fiel ihm etwas ein ...
    »Moment mal! Clements’ Auto!«, stieß er geradezu jubelnd hervor.
    »Wer?«
    »Egal. Da drüben ist eine Zufahrtsstraße ...«
    »Bist du sicher?«, fragte Karen.
    »Ganz sicher. Und dort parkt ein Auto. Wenn die Schlüssel stecken sollten, können wir damit wegfahren.«
    »Dann los!«
    Sie beschleunigten ihre Schritte und schleiften Debbie den Weg entlang. Als sie die schmale Öffnung zwischen den Bäumen erreichten, tauchte im Mondlicht Clements’ verbeultes Oldsmobile auf. Ein 1998er Baujahr, das schon so einiges mitgemacht hatte. Westmore reichte Karen aus dem Rucksack eine Taschenlampe. Bitte, lieber Gott, bitte ... »Sieh nach, ob ...«
    Karen leuchtete mit der Lampe in das Fahrzeug. Sie kreischte beinahe vor Freude. »Der Schlüssel steckt tatsächlich!«
    Ich schätze, früher habe ich nie wirklich an Gott geglaubt. Aber jetzt tue ich es, dachte Westmore. Debbie war immer noch bewusstlos. Sie legten sie auf den Rücksitz, dann kletterte Westmore hastig hinter das Lenkrad. Karen setzte sich hinten neben Debbie und zog die Tür zu.
    »Was ...«, setzte Karen an. »Was ist mit ihr passiert? Zwischen ihren Beinen?«
    »Die haben irgendeine kranke Sadomaso-Scheiße mit ihr angestellt – Hildreth und seine Leute«, erwiderte Westmore. »Sie haben Chromringe in ihre ...«
    »Da sind keine Ringe ...«
    Westmore drehte sich um. Karen hatte die Taschenlampe eingeschaltet und leuchtete damit auf Debbies Schambereich. Die Chromringe, die Westmore gesehen hatte und mit denen auf der DVD ihre Schamlippen versiegelt worden waren, fehlten jetzt. Man hatte sie entfernt. Von jedem war ein ausgefranstes Loch zurückgeblieben. Westmore schluckte Übelkeit hinunter. »Rausgerissen«, stieß er erstickt hervor. »Es muss passiert sein, als ...«
    »Als sie auf der anderen Seite des Spalts war ...«
    Denk nicht darüber nach, befahl er sich.
    »Sieh nur, sie atmet noch. Ihr Puls ist kräftig und sie blutet nicht. Schaffen wir sie einfach von hier weg«, schlug Karen vor.
    »Ja.« Westmore berührte den Zündschlüssel. »Weißt du, bei unserem Glück springt der Wagen wahrscheinlich gar nicht an.«
    Karen erwiderte nichts.
    Westmore drehte den Schlüssel und der Motor startete beim ersten Versuch. Es war das wohl erfreulichste Geräusch, das er seit Langem hörte. »Na, dann wollen wir mal nach Hause fahren!«
    »Ja. Aber ... irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass das alles zu einfach ist.«
    Westmore legte den Gang ein. »Mag daran liegen, dass es stimmt.« Dann ließen die Hinterreifen des Oldsmobile Erde und Schotter aufspritzen und der Wagen setzte sich schlingernd in Bewegung.
    Nach Hause, dachte Westmore, während er das Auto durch die schmale Passage zwischen den Bäumen navigierte. Louisianamoos baumelte von den niedrigen Ästen herab. Grüne Echsen huschten die Stämme hinauf, als das große Auto mit brüllendem Motor an ihnen vorbeirollte. Aber nach der nächsten Kurve ...
    »Verdammt noch mal!«
    »Oh Scheiße!«
    Westmore trat heftig auf die Bremse.
    Ein Baum lag quer auf der Straße.
    »Du hattest recht«, sagte Westmore. »Es war zu einfach.«
    »Fahr einfach drüber.«
    Westmore betrachtete sich den nur etwa 30 Zentimeter breiten Stamm, der allerdings über ein weitläufig verzweigtes Astwerk verfügte. »Ich könnte es versuchen, aber vielleicht schaffen wir es nicht. Dann stecken wir hier fest. Der Wagen könnte aufsetzen oder die Ölwanne verlieren.«
    »Scheiße«, stieß Karen erneut hervor. »Ich sage, wir versuchen es trotzdem und gehen das Risiko ein.«
    Westmore sah auch keine bessere Alternative. Aber als er gerade mit einem Schulterblick zurücksetzen wollte, um Schwung zu holen, schrie Karen unvermittelt auf.
    Unmittelbar hinter dem Baum war im Strahl der Scheinwerfer etwas auf die Straße getreten.
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