Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fleisch

Fleisch

Titel: Fleisch
Autoren: Alex Kava
Vom Netzwerk:
band sie mit dem Seil zusammen, das sie von den Planen genommen hatte, mit denen sie den Tatort vor dem Regen geschützt hatten.
    „… n-n-n-nichts n-n-nützen.“
    Sie beachtete ihn nicht. Sie keuchte zu sehr. Schweiß tränkte das Innere ihres Overalls. Doch ihre Finger gehorchten ihr, führten die Bewegungen ruhig und schnell aus, als sie mit einem anderen Seil dasjenige, das sie ihm um die Füße geschlungen hatte, mit den Kabelbindern verband und so fest zusammenzog, dass seine Hände beinahe seine Füße berührten.
    „V-v-verflucht n-n-n-och m-m-mal!“
    So verschnürt konnte er nicht mehr fliehen. Er konnte schreien, so viel er wollte. Dennoch band sie den Rest des Seils um einen Baum.
    „Nicht schlecht!“, erklang es hinter ihr.
    Sie schnellte herum und wurde von einer Taschenlampe geblendet. Aber sie erkannte den Umriss und die Stimme.
    „Vielen Dank auch“, entgegnete sie Sheriff Frank Skylar.
    „W-w-wird auch Z-z-zeit!“, stotterte Griffin.
    Maggie warf ihm einen Blick zu und sah dann wieder zu Skylar. Nun bemerkte sie, dass der Sheriff seine Waffe gezogen hatte und auf sie richtete.
    „Sie hätten wirklich besser nach Denver fahren sollen“, sagte Skylar. „Wir wären damit sehr gut allein zurechtgekommen. Niemandem hätte etwas zustoßen müssen.“
    „E-e-e-erschieß sie!“
    Maggie blieb auf ihren Fersen hocken. Sie war unbewaffnet. Was konnte sie nun noch ausrichten? Nachdem sie den Draht und die Seile verwendet hatte, blieb ihr nichts mehr. Ihr Blick flog umher. Doch geblendet von der Taschenlampe, konnte sienicht mal einen Ast oder einen Stein finden.
    „So, und nun denken wir uns eine hübsche Geschichte aus, warum dieser Stotter Sie verfolgt hat! Schade, dass so etwas geschehen muss“, fuhr Skylar fort. „Dass ihr beide gleichzeitig vermisst werdet.“
    „Er hat mich nicht verfolgt“, erwiderte Maggie und fragte sich, ob es überhaupt Sinn machte, es herauszuzögern. Sie war erschöpft. Sie konnte nicht mehr. Ihr Adrenalin war verbraucht, und nun begannen auch ihre Muskeln wieder zu schmerzen und sie daran zu erinnern, was sie schon alles durchgemacht hatte.
    „Ja, es ist immer wieder komisch, wie solche Gerüchte in die Welt gesetzt werden.“
    „E-e-e-erschieß sie endlich!“
    „Sei still!“, brüllte Skylar. „Ich hab es wirklich satt, immer hinter dir sauber machen zu müssen! Warum bist du nicht einfach in Chicago geblieben? Du und deine bescheuerten Betrügereien!“
    Er setzte Maggie den Lauf seiner Pistole an die Schläfe. Das Metall fühlte sich kalt und hart an.
    Sie blickte auf, zwang ihn, in ihre Augen zu sehen. Das Licht blendete sie noch immer, und sie konnte sein Gesicht nicht erkennen. Alles, was sie sah, als er abdrückte, war ein großes schwarzes Fellbüschel, das durch die Luft geflogen kam.
    Maggie spürte, dass die Hitze ihr die Haut versengte. Schmerz zerriss ihr den Schädel. Ihr Körper schlug hart auf den Untergrund. Sie konnte nichts hören außer einem schrillen Klingeln in den Ohren. Die Welt drehte sich. Sie versuchte, ihren Blick zu fokussieren. Von dort, wo sie lag, konnte sie sehen, wie Skylars Körper umhergeworfen wurde. Sein Mund war offen, aber sie hörte seine Schreie nicht. Sie konnte gar nichts hören außer dem Klingeln in ihrem Kopf. Sie sah, dass Skylar etwas Blutiges an sich drückte, das einmal der Arm gewesen war, mit dem er die Pistole gehalten und auf sie gezielt hatte.
    Sie schloss die Augen, wartete auf die Dunkelheit, hoffte, dass sie sie überwältigen würde.
    Da fühlte sie etwas Warmes, Feuchtes auf ihrer Wange.
    Sie öffnete die Augen und sah einen großen Schäferhund, der ihr das Gesicht ableckte.

MONTAG

69. KAPITEL
    Washington, D. C.
    Julia Racine balancierte ein Tablett mit zwei Kaffeebechern, zwei Schokoladendonuts, einem Spritzkuchen mit Zuckerguss und einem Tetrapak Schokomilch. Unter den einen Arm hatte sie sich eine Ausgabe der Washington Post geklemmt, unter den anderen ein Koalabär-Stofftier. Eine Schwester half ihr, die Tür zu öffnen, obwohl sie beim Anblick der Sachen auf dem Tablett das Gesicht verzog.
    „Danke“, sagte Julia und ging den Flur entlang.
    Inzwischen hatte sie sich an den Geruch nach Desinfektionsmitteln und an das Piepsen der Geräte in den schwach beleuchteten Zimmern gewöhnt. Trotzdem vermied sie es, einen Blick in die Räume zu werfen. Sie wollte nicht wissen, was dort vor sich ging, mit Ausnahme dessen, in dem sich Cari Anne und Rachel befanden. Sie fand sie vor dem Fernseher,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher