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Fleisch

Fleisch

Titel: Fleisch
Autoren: Alex Kava
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KAPITEL
    Katholische Kirche St. John’s
    Halsey, Nebraska
    Mehrere Hundert Menschen drängten sich in der kleinen Kirche, und doch hätte Maggie schwören können, dass sich alle Blicke auf sie richteten, als sie eintrat. Sie versuchte ihre Überraschung darüber zu verbergen, dass Johnny Bosh direkt neben dem Eingang in seinem Sarg aufgebahrt war. Er sah friedlich aus, wenn auch etwas ungewohnt in dem blauen Anzug mit roter Krawatte. Aber dann sah sie den Football neben ihm und die Kopfhörer, das Kabel und den iPod, der in seiner Tasche steckte. Mit einem Mal spürte sie, wie ihr Tränen in die Augen stiegen.
    Fünf tote Jugendliche. Das war für jede Gemeinschaft ein zu großer Verlust. Sie würden die ganze Woche lang Begräbnisse abhalten müssen. Maggie hatte sich gezwungen, wenigstens zu diesem zu gehen, auch wenn Lucy darauf bestanden hatte, dass sie im Bett bleiben und sich ausruhen solle. Die Kugel hatte ihre Haut gestreift. Sie würde unter ihrem Haar eine Narbe davon zurückbehalten – wenn ihre Haare wieder nachgewachsen waren. Im Moment konnte sie die meisten der Stiche, mit denen die Wunde genäht worden war, unter einer etwas unkonventionellen Frisur verstecken.
    Zwei ihrer Rippen waren gebrochen, sie hatte einige Abschürfungen und jede Menge Prellungen. Alles in allem hatte sie schon viel Schlimmeres durchgemacht. Die körperlichen Wunden würden verheilen und den bisherigen Narben ein paar weitere hinzufügen. Alles andere würde sie tief in sich wegsperren. Aber sie würde sich ausgiebig erholen können. Kunze hatte ihr die Woche freigegeben. Es hatte keine Standpauke gegeben, keine Bestrafung und keine Suspendierung. Im Grunde genommen hatte er gar nichts gesagt, außer dass er sie bis Ende der folgenden Woche nicht sehen wolle. Sie versuchte, nichtdarüber nachzudenken, was Kunze wirklich gewusst haben könnte, als er sie hierhergeschickt hatte. Niemand würde wohl je die ganze Geschichte erfahren.
    Wie sich herausstellte, war Mike Griffin kein normaler Ingenieur. Nach der Operation Desert Storm unterschrieb er beim Verteidigungsministerium und wurde Bioingenieur. Vor einigen Jahren kündigte er und ging zu einem Forschungsunternehmen in Chicago. Sein neuer Arbeitgeber hatte mit der Regierung vereinbart, die Außenstelle der Universität nutzen zu dürfen, um Hybridpflanzen zu züchten, sie anzubauen und mit ihnen zu experimentieren. Das Projekt an sich machte einen harmlosen Eindruck. Was also hatte Griffin und Frank Skylar dazu veranlasst, zu derartigen Mitteln zu greifen, um Griffins Stieftochter und ihre Freunde davon fernzuhalten?
    „Ich wollte ihnen nur einen Schrecken einjagen“, hatte Griffin zu Maggie gesagt. Allerdings hatte er nicht erklärt, weshalb. Ebenso wenig hatte er erzählt, was es mit den großen Tanks auf sich hatte, in denen die Rinderteile schwammen, wie diese Teile dorthin gelangt und wofür sie verwendet worden waren. Maggie war klar, dass es trotz der Tanks vermutlich nie ausreichend Beweise dafür geben würde, dass Griffin und sein Arbeitgeber für die Viehverstümmelungen verantwortlich waren, aber sie vermutete, dass Stotters fantastische Geschichte über geheime Hubschrauberflüge und Regierungsexperimente vielleicht doch gar nicht so abwegig war, wie sie sich zunächst angehört hatte.
    Griffins Stiefel passten zu den Abdrücken am Tatort und im Krankenhaus. Er würde wegen versuchten Mordes an Dawson und Maggie vor Gericht kommen. Und sowohl Skylar als auch er wurden verdächtigt, an den Toden von Kyle und Lucas wie auch an dem von Wesley Stotter beteiligt zu sein.
    Dawson Hayes hatte Maggie erzählt, die Teenager hätten ihr Drogenexperiment für YouTube filmen wollen. Eine Kamera war nicht gefunden worden, doch das Video war Sonntagnacht bei YouTube aufgetaucht. Man wusste immer noch nicht, wer esgepostet hatte. Die pixeligen Bilder machten es zwar unmöglich, irgendjemanden zu identifizieren; sie hatten jedoch die Laserstrahlen eingefangen, was die Lightshow erklärte, die die Teenager beschrieben hatten.
    Der Duft nach Weihrauch stieg Maggie in die Nase. Aus dem Innern der Kirche vernahm sie ein monotones Brummen. Durch die große zweiflüglige Tür konnte sie einen Blick auf eine Gruppe älterer Frauen ganz vorne in der Kirche erhaschen, in den Fingern Rosenkränze. Ihre Lippen bewegten sich kaum, als sie die Gebete rezitierten, immer und immer wieder.
    Maggie behielt nur wenig von dem, was gesagt wurde. Die recht formale Zeremonie beinhaltete
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