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Fleisch

Fleisch

Titel: Fleisch
Autoren: Alex Kava
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Waffe.
    Ein Teil des Gebäudes wirkte wie ein Hightech-Labor. Ein anderer wie ein kleiner Fertigungsbereich. Er war mit dicken Glastüren abgetrennt, und Maggie konnte den Unterschied spüren, sobald sie eine aufzog. Ein Schwall warmer, trockener Luft kam ihr entgegen. Sie roch nach Erde und Pflanzen.
    Blaue Lichter auf dem Boden, wie man sie in Flugzeugen verwendete, zeigten an, wo man gehen konnte. Es war hell genug, um sich in dem Labyrinth zu orientieren. Und um die Bündelgetrockneter Pflanzen zu erkennen, die von der Decke herabhingen.
    Maggie hatte nicht vor, weit in diesen Raum einzudringen. Hier würde es nichts geben, was ihr helfen könnte. Aber als sie sich umdrehte, um wieder zu gehen, bemerkte sie ein Büschel Blätter, das direkt in ihrer Nähe neben den Reihen um Reihen von trocknenden Pflanzen hing. Sogar in dem schwachen Licht war Maggie sich ziemlich sicher, dass sie denen ähnelten, die Lucy am Tatort bei einem der Jungen gefunden hatte. Der Größe der Blätter, ihrer Form und auch der Farbe, soweit Maggie sie erkennen konnte, nach zu urteilen, handelte es sich um Salvia divinorum.
    Als sie wieder im Hauptteil des Gebäudes war, durchsuchte sie rasch die Tische, zog Schubladen heraus und öffnete Türen, während sie die beiden einander gegenüberliegenden Eingänge im Auge behielt. Große Ventilatoren über ihrem Kopf, die abwechselnd an- und ausgingen, verhinderten, dass sie Geräusche hörte. Es konnte sich sogar schon jemand im Innern befinden, und sie würde es nicht merken, wenn er sich ihr von hinten näherte. Sie sah sich immer wieder um, hielt Ausschau, tastete, schnupperte, um das fehlende Gehör zu ersetzen. Sie roch etwas Nasses, Muffiges und stellte fest, dass ihre Joggingschuhe mit feuchtem, sandigem Dreck verkrustet waren, der vielleicht von der Umgebung des Gebäudes stammte oder noch von ihrem Rutsch den Abhang hinunter. Ihr fiel ein, dass sie im Innern des SUV, obwohl sie noch betäubt gewesen war, denselben Geruch wahrgenommen hatte. War er von Mike Griffins Stiefeln gekommen?
    Hatte Dawson nicht gesagt, er hätte Flussschlamm gerochen? Nun war ihr klar, woher das kam.
    Maggie versuchte, sich eine Vorstellung davon zu machen, wo im Wald sie sich befand. Was hatte er ihr gesagt? Er habe die Kinder nur erschrecken wollen. Er wollte nicht, dass sie um das Gebäude herumschnüffelten. Hier hatten sie wohl das Salvia hergehabt. Wenn er versucht hatte, sie von hier zu verjagen,dann musste sich das Gebäude in der Nähe des Tatorts befinden.
    Sie konnte nicht länger hier drinnen bleiben. Sie war schon über das hinausgegangen, was sie selbst als unvertretbar hohes Risiko eingestuft hatte. Sie machte sich auf den Weg zum hinteren Eingang, als sie den hohen Wandschrank mit den Glastüren entdeckte. Und hinter dem Glas war ein Gerät, das wie ein Gewehr aussah.
    Sie trat näher, um es genauer zu betrachten, ging erst um einen, dann um einen anderen Tisch herum. Sie bemerkte den Fuß erst nicht, sah nicht den Mann, der auf dem Boden lag. Dann schrak sie zurück, bereit, wegzurennen. Doch der Mann rührte sich nicht.
    In dem blauen Schimmern konnte sie sein Gesicht sehen. Die Augen standen weit offen, Blut sickerte aus seinem Mund und lief das Kinn hinab. Ohne es überprüfen zu müssen, wusste sie, dass Wesley Stotter tot war.

68. KAPITEL
    Sie musste sich bewegen.
    Nicht stehen bleiben! Nicht umschauen!
    Sie konnte es schaffen. Das sagte Maggie sich, als sie unter dem Gewicht des Rucksacks mit dem Gewehr über der Schulter leicht schwankte. Sie fand den Weg zum Tatort. Oberhalb sah sie noch das gelbe Absperrband von mehreren Bäumen hängen. Allein dessen Anblick sorgte für einen weiteren Adrenalinschub. Sie konnte es schaffen. Sie wollte jetzt nicht über Stotter nachdenken. Wollte nicht wissen, wann oder warum. Sie musste sich auf das konzentrieren, was jetzt vor ihr lag.
    Sie hatte bereits eine ganze Reihe von Waffen abgefeuert. Diese fühlte sich völlig anders an als eine AK-47. Doch sie würde wohl kaum die Zeit haben, sich ausführlicher mit ihr zu beschäftigen. Sie zu schleppen war schon Herausforderung genug. Sie war auch in einen der weißen, verdreckten Overalls gestiegen, die sie neben der Eingangstür entdeckt hatte. Sie hatte ihn über ihre kurze Hose und das Sweatshirt gezogen und die Ärmel umgekrempelt. Die Wärme ließ sie den Gestank nach Schweiß und Schlamm und das zusätzliche Gewicht vergessen, das sie langsamer werden ließ.
    Sobald sie das Gebäude verlassen
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