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0593 - Das Zeichen

0593 - Das Zeichen

Titel: 0593 - Das Zeichen
Autoren: Jason Dark
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An den Rändern nicht so dicht wie im Innern, wo sie sich zu einer bleigrauen Farbe konzentriert hatte. Innerhalb dieses sehr breiten Kerns leuchtete es manchmal gelblich auf, als würden die Wolken wie ein gewaltiges Maul Schwefeldioxid ausspeien, um diesen Hauch der Hölle über die Stadt zu verteilen.
    Wenn sich das Unwetter freie Bahn verschaffte, dann mit der Wucht eines Dampfhammers.
    Der frühe Abend wurde zu einem Fiasko. Erste Blitze rissen das stufige Wolkengebirge auf wie einen Vorhang, als wollten sie es zerteilen.
    Dann krachten die Donnerschläge. Peitschend, hell und in einem dumpfen Grollen auslaufend.
    Blitz, Donner, Krachen, ein gewaltiges Wechselspiel tobte am Himmel und sorgte auch dafür, daß die Erde einiges mitbekam. Die Blitze fanden ihre Ziele, schlugen ein, die ersten Brände entstanden.
    Wenig später fuhren bereits die Wagen der Feuerwehr mit heulenden Sirenen durch die Straßen. Niemand wollte sich auf die folgenden Wassermassen verlassen, die London überschwemmen würden.
    Wie gesagt: Wehe dem, der in diesem Wetter steckte. Wer es sich eben erlauben konnte, blieb zu Hause oder an seinem Arbeitsplatz, um das mächtige Gewitter abzuwarten.
    Ich gehörte nicht zu den Glücklichen, denn ich befand mich, in der schwülen drückenden Autoluft im Rover hockend auf der Fahrt durch die gewaltige Millionenstadt.
    Mein Ziel war der Stadtteil Pimlico, der nicht weit von der Themse entfernt lag, nördlich der am Ufer entlangführenden Grosvenor Road.
    Bisher hielt sich der Himmel noch geschlossen. Darauf wetten, daß ich trocken ans Ziel gelangte, wollte ich nicht. Ich hätte die Wette zudem verloren, denn es erwischte mich südlich des Bahnhofs Victoria Station mit einer elementaren Wucht.
    Plötzlich veränderte sich die Welt. Es war so gut wie nichts zu sehen. Was da unter Blitz und Donner aus den Wolken stürmte, war eine Mischung aus Wasser und Hagel, ein mörderischer Mischmasch, der nach der langen Trockenheit die Straßen zu seifigen Rutschbahnen machte.
    Obwohl ich bereits langsam fuhr, ging ich mit dem Tempo noch weiter herunter und kroch in Richtung Süden, die Wischer dabei auf die höchste Stufe gestellt, obgleich dies nicht viel brachte. Was da vom Himmel klatschte, war ein Wolkenbruch hoch drei.
    Die Welt verschwand in einem Wirbel aus Regen, Wolken, dem düsteren Grau, aufsteigendem Dampf und Donnerhallen sowie den zuckenden, grellweißen Blitzen, die, wenn sie die Düsternis durchschnitten, einige Stellen taghell erleuchteten, bevor diese wieder in das dumpfe, lethargische Grau zurückfielen.
    Wer bei diesem Wetter fuhr, mußte einen wichtigen Grund haben.
    Ob meiner so besonders wichtig war, wußte ich nicht, aber Sir James hatte mir ans Herz gelegt, trotz des Wetters den Mann zu besuchen, der um einen Besuch gebeten hatte.
    Es war Jehuda, der alte Rabbi!
    Einer der bekanntesten und ältesten Rabbiner Londons. Ich kannte ihn nicht persönlich, seinen Namen hatte ich einige Male gelesen, aber Sir James – wen kannte der nicht? – war besser informiert.
    Der Rabbi hatte über den eigentlichen Grund des Besuches geschwiegen, es sollte eine sehr persönliche Sache werden, und er hatte bei Sir James ausgerechnet nach mir verlangt.
    Nun befand ich mich auf dem Weg nach Pimlico, wo auch die Synagoge stand, in der der Rabbi seine Wirkungsstätte besaß. Er selbst wohnte in der unmittelbaren Nähe der Synagoge.
    London versank in der Dunkelheit.
    Sie war wie eine Tasche, die sich über die Riesenstadt stülpte. Da halfen auch die hin und wieder aufzuckenden Blitze nicht viel, es blieb fast finster.
    Natürlich hatte ich das Licht eingeschaltet, doch auch die Scheinwerfer bewirkten nicht viel. Ihre langen Lanzen wurden irgendwann verschluckt oder von einem wallenden Nebel überdampft.
    Kurz vor dem Ziel geriet ich noch in einen Verkehrsstau. Vor mir waren zwei Wagen auf seifig-glatter Fahrbahn ineinander gefahren, wobei sie sich verkeilt hatten.
    Wer sie passieren wollte, mußte über den Gehsteig. Das dauerte natürlich.
    Trotz der Flußnähe sah ich von ihm so gut wie nichts. Auch das graue Wasser wurde von den bleiernen Wolken bedeckt und erlebte den harten, prasselnden Einschlag der Regentropfen und Hagelkörner, die auch auf das Dach meines Rover trommelten, als würden mehrere Drummer gleichzeitig ihre Trommelstöcke bewegen.
    Wenn ich das Fenster öffnete, regnete es sofort in den Wagen, deshalb ließ ich die Scheibe zu und blieb weiterhin in dem schwülen Backofen sitzen.
    Als ich
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