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Fleisch

Fleisch

Titel: Fleisch
Autoren: Alex Kava
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hatte, hatte sie gedacht, sie würde ihn hören. Blätter knisterten, ein Ast knackte. Nun würde er nicht einmal das Nachtsichtgerät brauchen, um sie zu sehen, sie zu verfolgen. Aber warum hatte er sie mit der Waffe gehen lassen?
    Weil er nicht glaubt, dass du sie abfeuern kannst.
    Sie verdrängte diesen Gedanken. Natürlich würde sie es können.
    Sie hörte nicht, dass er ihr folgen würde. Sogar die Zikaden schwiegen für einen kurzen Moment. Wieder ließ er ihr einen Vorsprung.
    Du eingebildeter Scheißkerl!
    Sie meinte sogar, das Geräusch einer zuschlagenden Autotür zu vernehmen. Das Gebäude auf der Lichtung konnte sie inzwischen nicht mehr sehen. Er wusste, dass sie mit dem Gewicht der Ausrüstung nicht weit kommen würde. Wahrscheinlich holte er sich, was er brauchte.
    In kurzer Zeit schaffte sie es bis hinter das gelbe Band. Und nun erkannte sie auch die Umgebung wieder. Sie war am Tatort. Vertrautes Gelände. Jetzt konnte sie an Ort und Stelle bleiben und sich vorbereiten. Aber sie musste noch einiges erledigen. Sie hoffte, dass die Zeit dafür ausreichen würde. Ohne lange Suche fand sie, was sie benötigte. Sie versuchte sich an das zu erinnern, was Donny ihr gesagt hatte, dann holte sie tief Luft und machte sich an die Arbeit.
    Sie bemerkte ihn sofort. Auch er hatte einen weißen Overall angezogen. Was bedeutete, dass er sich nicht scheuen würde, sich schmutzig zu machen, wenn es sein musste. Sie versuchte sich vorzustellen, was die Teenager gesehen hatten, als er neulich Nacht gekommen war. Dawson hatte von einem weißen Wolf gesprochen. Griffin hatte gewusst, dass die halluzinatorische Wirkung des Salvias seine Verkleidung noch verstärken würde. Diesmal hatte er jedoch nicht das insektenäugige Nachtsichtgerät auf. Er brauchte es nicht. Maggie hatte darauf gesetzt, dass er sich dessen sicher war. Deshalb hatte sie den tiefsten Schatten ausgewählt, den sie finden konnte, obwohl sie wusste, dass ihr weißer Overall leicht auszumachen wäre.
    „Es ist vorbei“, sagte er, als er noch ungefähr sechs Meter entfernt war.
    Sie hob die Waffe und legte den Schalter um. Es klang fast wie das Entsichern eines Gewehrs. Sie hoffte, dass ihn dieses Geräusch davon abhalten würde, sich zu nähern.
    Sie wartete ab.
    Es hielt ihn nicht ab.
    Seine Schritte kamen langsam, aber nicht zögerlich.
    Ihr Finger verharrte am Abzug. Nur noch wenige Meter. Siewollte sicher sein, dass er die volle Ladung abbekam. Sie erinnerte sich, dass Platt von vier bis sechs Metern gesprochen hatte. Sie wollte kein Risiko eingehen. Sie würde ihn so nah wie möglich herankommen lassen. Sie hatte alle Verbindungen überprüft. Hatte sich vergewissert, dass sich das Kabel, das vom Schaft zum Rucksack führte, nicht gelöst hatte. Es gab keine anderen Schalter. Sie hatte nachgesehen.
    Viereinhalb Meter.
    Nun war die Dunkelheit von Nachteil für sie. Sie konnte sein Gesicht nicht erkennen. Konnte nicht sehen, ob er Angst hatte oder lächelte. Nur den weißen Overall. Sie konnte nicht einmal sehen, was er in der Hand hielt, die an seiner Seite herabhing.
    Zu dunkel, viel zu dunkel.
    „Ohne das Powerpack kannst du damit nichts ausrichten“, sagte er und hielt einen Gegenstand in die Höhe.
    Maggie fühlte, wie sich ihr Magen zusammenzog. Nein, das konnte nicht sein!
    Er kam näher. Sie ignorierte ihre feuchten Handflächen und machte sich bereit. Dann zog sie den Abzug.
    Nichts.
    Sie versuchte es erneut, und das leere Klicken ließ ihr Herz aussetzen. Sein Lachen verstärkte das Zittern in ihren Fingern. Sie warf die Waffe weg und zerrte an den Trägern des schweren Rucksacks, versuchte ihn abzuschütteln, als sie losrannte.
    Er stürzte ihr nach. Sah nicht den Draht. Sie hatte ihn in Brusthöhe zwischen zwei Bäumen gespannt. Er wurde zurückgeschleudert und von den Füßen gerissen. Er schrie auf vor Schmerz.
    Innerhalb von Sekunden war sie über ihm und drehte ihn um. Seine Muskeln waren hart und verkrampft von dem Stromschlag. Er konnte sie nicht bewegen, nicht einmal, als sie ihm das Knie ins Kreuz rammte. Seine Arme zuckten, aber er hatte keine Kontrolle über sie, als Maggie sie zurückbog und mit den Kabelbindern, die sie in dem Gebäude gefunden hatte, zusammenband.
    Er nuschelte etwas und brabbelte vor sich hin, so wie auch Dawson es getan hatte.
    „D-d-d-d-du M-m-m-ist-st-stück!“
    Er war viel größer als Dawson. Die Wirkung des Stromschlags würde nicht lange anhalten. Maggie wandte sich hastig seinen Füßen zu und
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