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Fleisch

Fleisch

Titel: Fleisch
Autoren: Alex Kava
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hatten.
    „Wie ich gehört habe, haben Sie auch die Einrichtung nebenan besucht.“ Baldwin hielt inne, wartete aber nicht auf ihre Bestätigung. Es war, als frage sie sich, was und wie viel sie sagen durfte. „Es gibt im ganzen Land ähnliche Institutionen. Die meisten von ihnen werden unabhängig unter Vertrag genommen, sodass die Regierung sogar leugnen kann, dass sie überhaupt existieren. Sie liegen in aller Öffentlichkeit und sind doch geheim. Sie tarnen sich zum Beispiel als Außenstellen in einem unserer Nationalparks oder als Testanbau inmitten der Maisfelder eines Bauern.“
    „Also ist diese Lebensmittelvergiftung absichtlich erfolgt“, sagte Platt.
    „Ja.“
    „Verdammte Scheiße!“ Bix schlug sich mit der Hand vor die Stirn und schüttelte den Kopf.
    „Aber es war nicht beabsichtigt, dass es zu Schulkindern gelangte. Jemand hat einen Fehler gemacht. Eine der drei Bestellungen im August hätte nicht ins ‚National School Lunch Program‘ gelangen sollen.“
    „Und wohin dann?“, fragte Bix.
    „Das weiß ich wirklich nicht.“
    „Klar.“
    „Ich bin ziemlich spät zu dieser Party dazugekommen. Insolche Details werde ich nicht eingeweiht. Aber eines weiß ich: Es hätte nicht in den USA bleiben sollen.“
    „Wie können die nur glauben, dass das unentdeckt funktioniert?“, fragte Bix. „Wir haben für unsere Rindfleisch- und Geflügelexporte strengere Richtlinien als für die Importe! Und unsere Handelspartner würden uns sicher kein verunreinigtes Fleisch abnehmen.“
    „Da nützt auch die beste Kontrolle nichts. Warum, meinen Sie, haben sie sich einen Betrieb ausgesucht, der so oft auf diese Bakterien getestet wird? Damit es plausibel geleugnet werden kann.“
    Bix rutschte auf die Kante der Sitzfläche vor. Jetzt war er dran. Und er hatte nicht vor, seinen Ärger noch länger unter Kontrolle zu halten. „Wissen Sie, dass die Kinder in Norfolk nun ein zweites Mal betroffen sind? Dieses Bakterium mutiert, verändert sich … Aber, halt, das ist wahrscheinlich genau das, was es tun soll, richtig?“
    Baldwin gab keine Antwort. Aber Bix hatte auch keine erwartet.
    „Warum haben Sie uns nach Chicago geschickt?“, fuhr er fort. „Warum haben Sie mich nicht gleich am ersten Tag getroffen und mir das alles erzählt?“
    „Weil man mir gesagt hat, dass man sich darum kümmern würde. Verstehen Sie? Ich handelte auf Anweisung von Vorgesetzten. Mir wurde gesagt, ich solle mich ruhig verhalten. Sie wissen, wer der Chef meines Chefs ist.“ Sie bemühte sich, leiser zu sprechen, und warf einen Blick über ihre Schulter. Die letzte Reisegruppe war schon vor einiger Zeit weitergezogen. „Sein Chef ist der Präsident der Vereinigten Staaten. Es ist nicht so, als könnte ich einfach mal bei ihm an die Tür klopfen und sagen ‚Ach, hallo, übrigens, das Biowaffenprogramm, das Ihr Verteidigungs- und der Landwirtschaftsminister entwickelt haben, das hätte um ein Haar ein paar Dutzend Schulkinder umgebracht‘.“
    „Es könnte sie immer noch umbringen“, erwiderte Platt. Bix’Wissenschaftler bemühten sich unentwegt, einen Cocktail aus Antibiotika zu entwickeln, der den Stamm hoffentlich unschädlich machen würde, bevor er irreparable Schäden hinterließ.
    „Und was erwarten Sie nun von uns?“, fragte Bix.
    „Ich bin nur die neue Staatssekretärin. Aber was wäre, wenn CDC und USAMRIID die Sache gemeinsam mit der United States Army in die Hand nehmen würden?“
    „Sagen Sie uns, was wir tun sollen!“, antwortete Platt, bevor Bix etwas erwidern konnte.

65. KAPITEL
    Nebraska
    Die Finsternis war Maggies Vorteil. Bis hier unten gelangten nur wenige Strahlen des Mondlichts, und die versuchte Maggie zu vermeiden. Ihre Augen hatten sich auf die Dunkelheit eingestellt, aber manchmal konnte sie den Waldboden trotzdem nicht sehen. Sie musste sich auf ihre anderen Sinne verlassen und ertastete sich den Weg.
    Wann war es derart kühl geworden? Die Kälte kroch ihr unters Sweatshirt, stach in ihre kribbelnde Haut. Kurze Hosen! Warum hatte sie sich kurze Hosen angezogen? Ihre Knie waren aufgeschürft, ihre Beine zerkratzt, zerstochen und bluteten. Zwischen ihren Herzschlägen meinte sie hören zu können, wie ihre Zähne klapperten. Egal. Sie musste weiter.
    Der Schmerz in ihrer Brust war noch da, doch wenigstens waren die Geräusche im nächtlichen Wald für sie von Vorteil. Das ständige schrille Zirpen der Zikaden übertönte ihr raues Atmen, ihr Schnappen nach Luft und das Knistern der Blätter
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