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Fleisch

Fleisch

Titel: Fleisch
Autoren: Alex Kava
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Platt die Fältchen um Mund und Augen sehen. Sie trug kein Make-up. „Sie wollen, dass es einfach so vorübergeht und als eine ganz gewöhnliche Lebensmittelvergiftung angesehen wird. Als sie mich letzte Woche deswegen aufsuchten, sagten sie, sie hätten es unter Kontrolle.“
    „Aber Sie haben ihnen nicht geglaubt“, erwiderte Bix. „Also haben Sie dafür gesorgt, dass ich ins Spiel kam.“
    „Als ich von der Sache an der Grundschule in Washington hörte, war mir klar, dass die Fälle zusammenhängen. Und dass andere folgen würden.“
    „Und woher wussten Sie, dass es ein ungewöhnlicher Salmonellenstamm war?“, fragte Platt.
    „Weil sie mir exakt den Stamm genannt haben, den sie gezüchtet und hineingetan haben.“

63. KAPITEL
    Nebraska
    Die ersten drei Meter waren die schlimmsten. Eine scharfe Kante sorgte dafür, dass Maggie in einen schwarzen Abgrund stürzte. Ein Vorsprung hielt sie auf, Kiefernnadeln bremsten den Aufprall. Irgendwie hatte sie es geschafft, nicht zu schreien, obwohl sie wieder auf ihrer rechten Schulter gelandet war. Selbst wenn Griffin das Geräusch ihres Falls nicht gehört haben sollte, würde es nur Sekunden – wenn sie Glück hatte, sogar eine Minute – dauern, bis er herausfand, wohin sie verschwunden war.
    Sie versuchte ihre Augen an die tiefe Dunkelheit, die sie umgab, zu gewöhnen. Nicht einmal das Licht der Scheinwerfer und Rücklichter erhellte die Finsternis. Sie wusste, dass der Abhang noch weiter nach unten führte, wusste aber nicht, wie steil er war. Sie rappelte sich auf die Knie und prüfte den Vorsprung, auf dem sie gelandet war. Dann wandte sie sich um, setzte sich hin und begann zu rutschen, mit den Füßen voran, prüfend und vorsichtig. Es war nicht mehr so steil wie zuvor. Sie warf einen Blick nach oben. Noch keine Taschenlampe, deren Strahl nach ihr suchte. Sie ließ sich hinabgleiten, die Hände nach vorne ausgestreckt. Sie würde sich wohl nicht festhalten können, aber sie konnte ihr Gesicht und ihren Kopf davor bewahren, gegen einen Baum zu knallen.
    Der Sand gab nach, und ihr behutsames Rutschen wurde zu einem rasanten Schlittern. Sie verlor das Gleichgewicht und wurde herumgeschleudert, bis sie auf der Seite lag.
    Zu schnell, viel zu schnell!
    Äste schlugen auf sie ein, stachen und zerkratzten sie. Sie musste irgendwie bremsen. Aber sie konnte sich nicht festhalten. Konnte es nicht stoppen. Ihre gefesselten Hände waren nutzlos. Sie ballte sie zu Fäusten, um sie zu schützen, doch sie wurden übel zugerichtet. Ihr Körper wurde zu einem Schlitten, der alles, was in seine Bahn geriet, über den Haufen fuhr. IhreHüfte prallte gegen einen Baumstumpf und schleuderte sie an den nächsten. Zweige schlugen auf sie ein und brachen, stachen in ihre Arme, peitschten ihr ins Gesicht, verfingen sich in ihrem Haar.
    Dann landete sie plötzlich erneut. Auf dem Rücken.
    Sie starrte in die Kronen der Kiefern. Gegen die tiefe Dunkelheit hoben sich Flecken des Himmels ab, an dem helle Sterne flimmerten. Über sich sah sie die Kante des Abhangs. Das mussten mindestens zwanzig Höhenmeter sein!
    In der Stille vernahm sie eine Eule und das gleichmäßige Summen der Zikaden. Sie lag vollkommen regungslos, atemlos und sicher, dass sie, sobald sie ihren Kopf anheben würde, die Benommenheit mit voller Kraft spüren würde.
    Ein Zweig knackte. Irgendwo links von ihr raschelten Blätter. Sie zwang sich, ruhig zu bleiben und sich nicht zu bewegen. Das war unmöglich! Griffin konnte nicht vor ihr den Abhang hinuntergelangt sein.
    Nur ein Tier, sagte sie sich. Doch im gleichen Augenblick fiel ihr sein, dass es ein Rotluchs oder ein Puma sein konnte.
    Ganz ruhig! Bitte, Herz, hör auf zu rasen! Hör auf, so stark zu klopfen! Atmen. Ich muss atmen.
    Ihr tat alles weh. Ihre Fingerknöchel und Ellbogen waren aufgeschürft und bluteten. Der Kabelbinder hatte sich tief in ihre Handgelenke eingeschnitten. In ihrer Schulter spürte sie brennenden Schmerz. Aber sie hatte es bis ganz nach unten geschafft. Sie war weggekommen.
    Da sah sie den Strahl der Taschenlampe, der suchend über den Abhang glitt.

64. KAPITEL
    Washington, D. C.
    „Ihre ursprüngliche Absicht war eigentlich ganz ehrenvoll“, meinte Baldwin. „Ein Krieg ohne Soldaten. Liegt darin nicht die Zukunft?“
    „Wovon, zur Hölle, reden Sie überhaupt?“ Bix war immer noch sauer.
    „Genetisch hergestellte Biowaffen“, sagte Platt beinahe flüsternd. Es war genau das, worüber Bix und er am Flughafen gesprochen
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