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Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)
Autoren: Alan Bradley
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sechshundert Pfund gefunden, die unter Mr. Collicutts Bett versteckt waren. In einer Zigarettendose.«
    Ich spürte sofort, dass ich mich mit diesem Geständnis in die Nesseln gesetzt hatte.
    Dem Inspektor stand der Ärger ins Gesicht geschrieben, aber es ehrte ihn, dass er nicht explodierte. Womöglich hatte die Anwesenheit seiner Frau etwas damit zu tun.
    »Sechshundert Pfund«, wiederholte er. Die Worte zischten wie ein heißer Dampfstrahl aus seinem Mund.
    Ich strahlte ihn an, als rechnete ich jeden Augenblick damit, dass er mir den Kopf tätschelte. »Das Geld steckte in einem Umschlag, auf dessen abgerissener Lasche die Initialen von Mr. Ridley-Smith eingeprägt gewesen waren: QRS – Quentin Ridley-Smith. Dass der Umschlag von jemand anderem kam, ist sehr unwahrscheinlich. Es gibt nicht viele Leute, deren Ini-tialen aus drei aufeinanderfolgenden Buchstaben des Alphabets bestehen.«
    Ich muss sagen, der Inspektor beherrschte sich geradezu bewundernswert. Nur die Farbe seiner Ohren verriet ihn.
    Ich fand, dass eine kleine Ablenkung angebracht war.
    »Ihnen ist bestimmt auch aufgefallen, dass jemand hinter Mr. Collicutts Namen auf seinem Manuskript ›verstorben ‹ geschrieben hat, nicht wahr?«
    »Und wenn ja?«
    Der Mann gab sich keine Blöße.
    »Es ist eine weibliche Handschrift. Außer Mrs. Battle und ihrer Nichte Florence wohnen im Haus keine anderen Frauen. Mr. Collicutt hat angeblich …«
    »Moment mal«, unterbrach mich der Inspektor. »Willst du damit andeuten, dass eine der beiden …«
    »Ganz und gar nicht. Ich mache lediglich auf eine Tatsache aufmerksam. George Battles Handschrift kann man in den Auftragsbüchern in seiner Werkstatt einsehen. Sie ist weit ausholend und nachlässig. Er war es nicht.«
    Von fern ertönte die Glocke der Haustür, und bevor wir unser geistiges Duell wieder aufnehmen konnten, stand Dogger in der Salontür.
    »Die Herren Woolmer und Graves«, meldete er. »Soll ich sie hereinführen?«
    Als ältestes anwesendes Familienmitglied wäre es an Feely gewesen, ihre Einwilligung zu erteilen, aber ich kam ihr zuvor.
    »Vielen Dank, Dogger. Ja, bitte.«
    Die beiden Beamten betraten den Salon und verschmolzen sogleich mit der altmodischen Tapete.
    »Im Haus der Battles lagen sechshundert Pfund in einer Zigarettendose«, wandte sich Inspektor Hewitt an Sergeant Graves. »Ist uns das aufgefallen? Ich kann mich nicht entsinnen.«
    Sergeant Graves knallroter Kopf machte eine Antwort überflüssig, aber er entgegnete trotzdem: »Nein, Sir.«
    Inspektor Hewitt schlug in seinem Notizbuch eine neue Seite auf und machte sich eine Notiz, die für den armen Graves keine glückliche Zukunft verhieß.
    »Erzähl weiter«, sagte er nach einer quälend langen Pause.
    »Sechshundert Pfund sind für einen armen Dorforganisten eine Menge Geld. Dass er den Umschlag unter seinem Bett versteckt und nicht sicher auf der Bank eingezahlt hatte, legte den Verdacht nahe, dass an der Sache etwas faul war. Aber erst als ich die Bekanntschaft von Jocelyn Ridley-Smith machte, habe ich zwei und zwei zusammengezählt.«
    Inspektor Hewitt konnte seine Verwirrung nicht verhehlen. »Du meinst den Sohn des Richters?«
    »Ebenden. Ich bin davon überzeugt, dass Mr. Ridley-Smith im Londoner Nationalarchiv irgendwelche juristischen Nachforschungen angestellt hat und dabei auf eine Randnotiz eines gewissen Ralph gestoßen ist, des Kellermeisters der Abtei von Glastonbury. Adamas stand dort. ›Diamant‹ auf Lateinisch. Ralph hatte den Stein mit eigenen Augen gesehen. Außerdem behauptete er ziemlich unmissverständlich, dass der Diamant zusammen mit dem heiligen Tankred in Lacey begraben worden sei. Und das ist hier.«
    »Weiter«, sagte der Inspektor.
    »Mr. Ridley-Smith glaubte, der Stein könne seinen Sohn Jocelyn wieder gesund machen.«
    Antigone rang nach Luft. Ich hätte sie umarmen können.
    »Von Mr. Sowerby weiß ich, dass man früher glaubte, Diamanten könnten ›Irrsinnige und vom Teufel Besessene heilen‹. Was sollte ein alter Justiziar sonst mit einem Diamanten anfangen wollen?«
    Nach einer kurzen dramatischen Pause sagte ich: »Aber Jocelyn ist kein Irrer! Er ist einsam, er wird eingesperrt, und er leidet an einer Bleivergiftung, die ihm seine Mutter vererbt hat. Da kommt jeder Diamant zu spät. Alles andere auch. Gegen die Bleivergiftung kann ich nichts ausrichten, gegen seine Einsamkeit schon – so wie es meine Mutter Harriet vor ihrem Tod getan hat.«
    Schweigen machte sich im Salon breit, und
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