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Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)
Autoren: Alan Bradley
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die Bestnote dafür geben, wie geschickt er mit der heiklen Situation umging.
    »Antigone«, wandte er sich an seine Frau, »würde es dir etwas ausmachen, Miss de Luce und ihre Schwestern in deinem Wagen nach Buckshaw zu bringen? Ich komme später auf einen Tee und ein paar Fragen vorbei.«
    Tee und Fragen!
    Was für ein toller Mann! Ich war hin und weg.
    »Vielen Dank, Inspektor«, sagte ich. »Das ist schrecklich nett von Ihnen.«
    Ich habe allerdings den leisen Verdacht, dass ich eher »schröckelich« gesagt habe.
    »Was für ein köstlicher Früchtekuchen«, sagte Antigone Hewitt. »Sie müssen mir unbedingt das Rezept verraten, Mrs. Mullet.«
    Ich hatte mir alle Mühe gegeben, die Frau des Inspektors durch stumme Zeichen wie heftiges Augenrollen, herausgestreckte Zunge und schräg hochgezogene Oberlippe à la tollwütiger Hund zu warnen, als die Kuchenplatte herumgereicht wurde, aber vergebens.
    »Den back ich immer zu Ostern«, erwiderte Mrs. Mullet, »aber dieses Jahr hat keiner so recht Appetit. Nehmen Sie doch auch ein warmes Rosinenbrötchen. Sonst muss ich die Dinger am Ende noch wegwerfen.«
    Dabei bedachte sie Feely, Daffy und mich mit einem fins-teren Blick, was aber keinerlei Auswirkungen hatte. Wir saßen auf unseren Händen, als wären wir schon so auf die Welt gekommen.
    »Vielen Dank.« Antigone bestrich ihr Brötchen so anmutig mit Butter, wie es auch die Schauspielerin Moira Shearer getan hätte – falls Moira Shearer überhaupt je ein Brötchen mit Butter bestrich.
    »Mmmm, lecker«, log sie und lächelte mit makellos weißen Zähnen.
    »Du hast heute Morgen wundervoll gespielt«, wandte sie sich an Feely.
    Feely lief ganz allerliebst rot an.
    »Dank Flavia«, erklärte sie dann. »In letzter Zeit hat die Orgel wegen dieses Steins nämlich fürchterlich verstimmt geklungen.«
    Dank Flavia? Ich traute meinen Ohren nicht.
    Ein Lob von Feely war so selten wie Wasser auf der Sonne. Trotzdem hatte sie mir nun schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage ein Kompliment gemacht.
    Ich wusste nicht recht, wie ich mich verhalten sollte.
    Und dass sie Luzifers Herz »diesen Stein« nannte!
    Bis jetzt hatte ich noch niemandem verraten, dass der heilige Tankred ein de Luce war. Diesen Knüller hob ich mir für Vater auf.
    Auch wenn diese Neuigkeit für Buckshaw die Rettung bedeuten konnte, musste ich unbedingt einen günstigen Augenblick abwarten. Erst kürzlich hatte sich Vater schließlich geweigert, eine wertvolle Shakespeare-Ausgabe zu verkaufen, obwohl er damit das Schicksal der Familie hätte wenden können. Bei Vater musste man mit äußerster Vorsicht vorgehen.
    »Entschuldigt mich bitte«, sagte ich, »aber ich muss meine Henne füttern.«
    Daffy schnaubte verächtlich, als hätte ich mir bloß eine dämliche Ausrede ausgedacht, um aufs Klo zu verschwinden.
    »Vielleicht klimperst du Mrs. Hewitt ein bisschen Beethoven vor«, schlug ich Feely vor. »Ich bin gleich wieder da.«
    Ohne auf die Erlaubnis zu warten, ging ich in die Empfangshalle und von dort aus in das Kabäuschen unter der Treppe, in dem das verbotene »Instrument« eingesperrt war. Ein kurzer Blick ins Telefonbuch von Hinley genügte.
    »Hinley acht null«, sagte ich zu Miss Goulard von der Vermittlung. Die ideale Nummer für einen Augenarzt – erst eine Brille und dann ein Monokel.
    »Praxis Dr. Gideon«, ertönte eine heisere Frauenstimme. »Sondra am Apparat.«
    Es hörte sich an, als unterdrückte sie ein Kichern.
    »Guten Morgen, Sondra«, stürzte ich mich kopfüber hinein, »ich rufe für Miss Tanty aus Bishop’s Lacey an. Sie hat den Zettel mit ihrem nächsten Termin verlegt. Ob Sie wohl in Ihrem Kalender nachschauen könnten?«
    »Die Praxis ist eigentlich geschlossen. Es ist schließlich Ostersonntag.«
    Verflixt! Wie hatte ich das vergessen können?
    »Rufen Sie nächste Woche wieder an«, sagte sie und brach in einen krampfartigen Raucherhusten aus.
    »Das geht leider nicht«, improvisierte ich. »Dann sind wir nämlich … in Wales.«
    Es war mir egal, ob das einleuchtend klang oder nicht. Es ging nur darum, dass sie nicht auflegte.
    »Tut mir leid – rufen Sie am Montag wieder an.«
    »Warten Sie«, sagte ich. »Was machen Sie denn in der Praxis, wenn sie eigentlich zu ist?«
    »Ich bin bloß die Putzfrau, meine Liebe. Mit Augen hab ich nix am Hut. Nicht mein Ding.«
    »Und warum gehen Sie dann ans Telefon?«
    Abermals ein unheilvolles Husten, dann ein ersticktes Glucksen.
    »Na ja … ehrlich gesagt, dachte ich, es
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