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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt
Autoren: Poul Anderson
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Aussicht. Unter ihm stürzte schattiges Land zu einer Bucht ab, und dahinter lag das gewaltige metallische Betttuch eines ruhigen Pazifiks. Eine kühle Brise wehte. Über ihm funkelten die Sterne an einem Himmel, der von Amethyst zu Silberblau changierte. Zwei Kondensstreifen im Westen fingen das letzte Leuchten der versunkenen Sonne ein. Doch der Abend war still. Der Verkehr wurde nie an die Zufluchtsorte von Adligen geleitet.
    Wie viele Kinder mag ich haben? Und wie viele von ihnen wissen, dass sie von mir sind? (Ich bin nur wenigen von ihnen begegnet oder habe von ihnen gehört.) Und wo sind sie, und was stellt das Universum mit ihnen an?
    Hm. Er sog sich aromatischen Rauch über die Zunge. Wenn man sentimental wird, ist es entweder Zeit, sich eine Beschäftigung zu suchen oder mit den Antiseneszenzbehandlungen zu beginnen. Schieben wir die Entscheidung noch hinaus; wie wäre es mit einer Frau? Der Zwischenstopp auf Ceres ist auch schon wieder ein paar Tage vorbei. Flandry erwog Damen, die er kannte, und entschied sich gegen sie, denn jede würde persönliche Aufmerksamkeit erwarten – was ihr gutes Recht war, aber er war mit den Gedanken ganz bei seinem Sohn. Daher: Sollte ich nicht lieber zum Festland und seinen hellen Lichtern fliegen oder Chives bei der nächsten Cepheidenagentur anrufen lassen?
    Wie auf ein Signal erschien sein Leibdiener, ein Shalmuaner, dessen Kilt eine schlanke Gestalt bekleidete, die bemerkenswert menschenähnlich erschien, sah man von einhundertvierzig Zentimetern Körpergröße ab, grüner Haut, Haarlosigkeit, einem langen Greifschwanz und ganz gewiss zahllosen subtileren Abweichungen. Auf einem Tablett trug er ein Visifon, eine Tasse Kaffee und ein Glas mit Cognac. »Ein Anruf für Sie, Sir«, verkündete er.
    Wie viele hast du abgewiesen? Flandry verkniff sich die Frage. Er hätte auch keinen Einwand erhoben. Der Nichtmensch in menschlicher Umgebung – oder umgekehrt – erscheint gemeinhin als Karikatur einer Persönlichkeit, weil die Wesen ringsum den Großteil seiner Seele nicht zu erkennen vermögen. Doch Chives diente seinem Herrn schon viele Jahre. ›Leibdiener‹ bedeutete mittlerweile mehr als ›Domestik und Koch‹; das Wort umschloss die Tätigkeit als Butler eines Haushalts, der nie lang an einem Ort blieb, als Pilot, als Leibwächter und alles andere, was notfalls erforderlich wurde.
    Chives stellte den Tisch in Position, setzte das Tablett ab und ging wieder. Flandrys Puls beschleunigte sich leicht. Auf dem Bildschirm vor sich sah er das Gesicht Dominic Hazeltines. »Na so was«, sagte er. »Ich hätte nicht damit gerechnet, so bald von dir zu hören.«
    »Nun …« – Erregung schwang in der Stimme mit –, »weißt du, unser Gespräch … Als ich in die Basis zurückkehrte, kam ich an ein allgemein zugängliches Terminal und rief aktuelles Material zu Dennitza ab. Was ich erfahren habe, wird dich interessieren, denke ich. Allerdings solltest du rasch handeln.«

 
II
     
    Kaum hatten die beiden Schreibersmaaten der Navy, die Kossara zum Sklavendepot brachten, sie an den Manager überschrieben und waren gegangen, als der Mann ihr befahl: »Streck den linken Arm aus.« Benommen – denn sie war keine Stunde nach der Landung auf Terra aus dem Schiff gerissen worden, und durch die Geschwindigkeit des Flugwagens war das gewaltige Archopolis nur als Schemen an ihr vorbeigezogen – gehorchte sie. Er taxierte mit Kennerblick ihr Handgelenk und wählte aus einer Schublade einen Reif aus weißem Metall, etwa drei Zentimeter breit und einige Millimeter dick. Mit einem Gelenk versehen, schloss es sich klickend. Kossara starrte es an. Zwei Sensorflecke und schwarz vertiefte Buchstaben und Ziffern waren die einzigen auffälligen Merkmale. Eng, aber nicht unbequem legte es sich um ihr Handgelenk.
    »Das Gesetz verlangt, dass Sklaven das tragen«, erklärte der Manager in gelangweiltem Ton. Er war ein pummeliger, leicht schmierig aussehender Mann in mittleren Jahren, in dessen Gesicht die Verschlagenheit wohnte.
    Auf Terra ist das auch nötig, ging es Kossara durch den Kopf. Woanders geht es anders zu. Auf Dennitza haben wir gar keine Sklaven …
    »Es wird mit Körperwärme betrieben und steht mit einem globalen Überwachungsnetz in audiovisuellem Kontakt«, fuhr die Stimme fort. »Wenn die Computer etwas Verdächtiges bemerken – und darunter fällt natürlich auch jede Manipulation des Armbands –, rufen sie einen menschlichen Operateur. Er kann dich durch ein Signal auf
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