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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt
Autoren: Poul Anderson
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der Stelle stoppen.« Der Mann zeigte auf einen Schalter an seinem Schreibtisch. »Der hier gibt das gleiche Signal.«
    Er drückte den Schalter. Wie ein Blitzschlag brannte sich der Schmerz durch Fleisch, Knochen und Mark, bis es nichts mehr gab außer der Qual. Kossara sank auf die Knie. Sie wusste nicht einmal, ob sie schrie oder es ihr die Kehle zugeschnürt hatte.
    Der Manager hob die Hand, und die Pein war vorbei. Kossara kauerte zitternd und weinend am Boden. Undeutlich hörte sie: »Das waren fünf Sekunden. Direkte Nervenstimulation aus dem Armband regt ein Gehirnzentrum an. Harmlos bei Anwendungen unterhalb einer Minute, solange man keine Herzschwäche hat oder so was. Hast du kapiert, dass du lieber brav sein solltest? Also gut, auf die Beine.«
    Als sie sich schwankend aufrichtete, während die Schauder allmählich nachließen, grinste er sie an und brummte: »Weißt du, du siehst gut aus. Exotisch, kein standardisierter Bioskulp-Typ. Ich wäre versucht, selber auf dich zu bieten, aber der Preis steigt sicherlich über meine Verhältnisse. Na ja … stillhalten.«
    Er tat nicht mehr, als sie an sich zu drücken und zu betasten. Sie ließ es über sich ergehen und dachte, dass sie wahrscheinlich schon bald eine lange, eine sehr lange heiße Dusche nehmen könnte. Doch nachdem ein Wächter sie in die Frauenabteilung gebracht hatte, musste sie feststellen, dass das Wasser kalt war und zudem rationiert. Der Schlafsaal war riesig. Jedes Geräusch hallte darin wider. Außer den Pritschen und Insassinnen war er so gut wie leer. Der Speisesaal war ebenso kahl, das Essen ausreichend, aber fad. Etwa zwanzig Gefangene saßen ein. Sie empfingen Kossara durchaus freundlich und mit einer Neugierde, die sich verschärfte, als sie entdeckten, dass sie von einem fernen Planeten kam und zum ersten Mal auf Terra war.
    Erschöpft zog sie sich zurück, ohne viel gesagt zu haben, und fiel in einen unruhigen Schlaf.
    Am nächsten Morgen führte man eine demütigende medizinische Untersuchung an ihr durch. Ein Psychotechniker las das Dossier, das vom Nachrichtenkorps der Navy über sie angelegt worden war, stellte einige Fragen und unterzeichnete ein Formular. Sie erhielt den Eindruck, er hätte gern etwas tiefer nachgeforscht – weshalb sie rebelliert hatte –, doch die Geheimhaltungsstufe ihrer Akte schreckte ihn ab. Oder er wusste durch seine Akteneinsicht, wie verworren und zerstört ihre Erinnerungen an die Episode seit ihrer Hypnosondierung auf Diomedes waren (denn wer immer sie kaufte, würde ohne Zweifel mit ihr darüber reden wollen).
    Am Abend dieses Tages konnte sie sich dem Gespräch im Schlafsaal nicht entziehen. Die anderen Frauen scharten sich schwatzend um sie. Sie stammten von Terra, Luna und Venus. Mit einer Ausnahme waren sie wegen Vergehen wie wiederholtem Diebstahl oder grober Fahrlässigkeit zu begrenzter Versklavung verurteilt worden und weder besonders intelligent noch ausgesprochen hübsch. »Ich glaube nicht, dass irgendwer auf mich bietet«, klagte eine. »Das heißt dann Schwerstarbeit für den Staat.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Kossara. Ihr weicher dennitzanischer Akzent faszinierte sie alle. »Wieso? Ich meine, wenn ihr eine ganze Welt voller Maschinen habt, Roboter aller Art – wozu dann Sklaven? Wie kann das … wie kann sich das rentieren?«
    Die außergewöhnliche Frau, die auf hagere Weise hübsch war, antwortete ihr. »Was willst du sonst mit schlechten Menschen tun? Sie wegen Kleinigkeiten töten? Sie für teures Geld psychokorrigieren? Nein, lass sie arbeiten. Dann verdient das Imperium wenigstens beim ersten Verkauf ein bisschen an ihnen, wenn es sie verkauft bekommt.«
    Redet sie so, weil sie Angst vor ihrem Armband hat?, wunderte Kossara sich. Sicher, ach sicher können wir uns doch ein bisschen beschweren, wenn wir unter uns sind! »Was können wir denn tun, was eine Maschine nicht besser könnte?«, fragte sie.
    »Persönliche Dienste«, erwiderte die Frau. »Vielerlei Art. Na ja, und wirtschaftlich sind wir auch. Sklaven sind zwar weniger effizient als eine Maschine, aber wir kosten auch weniger.«
    »Du klingst gebildet«, bemerkte Kossara.
    Die Frau seufzte. »Das war ich mal. Bis ich meinen Mann umgebracht habe. Das hat mir lebenslang eingebracht, so wie dir, Liebes. Um auf der sicheren Seite zu sein, ließ mein Käufer mich korrigieren.« Eine merkwürdige Energie leuchtete in Gesicht und Tonfall auf. »Wie dankbar ich ihm bin! Ich war eine Mörderin, verstehst du, eine
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