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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt
Autoren: Poul Anderson
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sie hochgewachsen und muskulös, bewegten sich geschmeidig, hatten graue Augen und sprachen mit einem Bariton. Flandrys Gesicht stach durch seine vielleicht etwas übertrieben gutaussehende Kombination einer geraden Nase, hoher Jochbeine und eines gespaltenen Kinns hervor – Ergebnis einer Bioskulp-Behandlung, die schon viele Jahre zurücklag und die rückgängig zu machen er nie die Zeit gefunden hatte – dazu kam sein sauber gestutzter Schnauzbart. Sein glattes, seehundbraunes Haar ergraute an den Schläfen – als Hazeltine ihm vorwarf, er habe dies künstlich herbeigeführt, hatte Flandry nur gegrinst und es nicht abgestritten. Beide trugen sie Zivilkleidung, doch Flandrys puffärmeliges schillerndes Hemd, der scharlachrote Kummerbund, die ausgestellte blaue Hose und die Rindslederschuhe mit den eingerollten Spitzen standen in einem deutlichen Kontrast zum einfachen Overall seines Sohnes.
    Dessen breitere Züge, seine gekrümmte Nase, der volle Mund und die Locken, so schwarz wie ein Krähenflügel, erinnerten an Persis d’Io, von der sich Flandry auf einem mittlerweile vernichteten Planeten verabschiedet hatte, ohne zu ahnen, dass sie ein Kind von ihm erwartete. Die Bräune durch fremde Sonnen und die Falten vom Blinzeln in fremdes Wetter waren während der sechs Wochen, seit Hazeltine auf Terra angekommen war, nicht ganz aus seinem Gesicht verschwunden. Seine unverfälschte Art war nur ein Zeichen, dass er sein Leben am Rande des Imperiums verbracht hatte. Gezecht hatte er mit einer Freude, die der seines Vaters glich. Er hatte Geschmack für die gleiche Scharfzüngigkeit an den Tag gelegt …
    (»… für mich eine kitzlige Lage – mein eigener Admiral suchte immer nach einem hübsch tödlichen Einsatz, den er mir befehlen konnte«, erging sich Flandry in Erinnerungen. »Fenross hat mich gehasst wie die Pest. Nein, er hätte sie mir vorgezogen. Mir war klar, ich brauchte ein Strategem, und zwar schnell.«
    »Und dir ist etwas eingefallen?«, fragte Hazeltine.
    »Aber natürlich. Du siehst mich schließlich vor dir? Wenn ein Außenagent am Leben bleiben will, ist es praktisch eine sine qua non, dass er nicht nur seine Gegner überlistet, sondern auch seine Vorgesetzten.«
    »Wahrscheinlich ist dir aufgefallen, dass ›Strategem‹ rückwärts gesprochen zu ›Megatarts‹ wird. Die Aussicht, deine abgelegten Freundinnen in Millionen zählen zu können, sollte dir Anreiz genug gewesen sein.«
    Flandry starrte ihn an. »Jetzt bin ich mir sicher, dass wir beide aus dem gleichen Stall sind! Wenn ich offen sein soll, ist mir dieser außergewöhnlich reizvolle Einfall jedoch entschlüpft. Nachdem ich meinen Plan entworfen hatte, musste ich mich einem eher schaurigen Gedanken stellen, der mich seither nicht mehr losgelassen hat: dass vielleicht kein lebendes Wesen intelligenter ist als ich.«)
    … und doch, es blieb eine gewisse unterschwellige Ernsthaftigkeit immer bestehen, wenn sein Sohn mit ihm sprach.
    Vielleicht hatte Hazeltine es von seiner Mutter: das, und seinen Stolz. Sie hatte das Kind unter ihrem Herzen leben lassen, ihren alternden offiziellen Liebhaber verlassen, ihren Geburtsnamen wieder angenommen, war von Terra nach Sassania ausgewandert und hatte eine neue Karriere als Tänzerin begonnen, schließlich gut geheiratet, aber den kleinen Dominic immer bei sich behalten, bis er in die Navy eintrat. Nie hatte sie Nachricht von der Grenze in die Heimat gesandt, weder nachdem Flandry die Barbaren von Scotha nahezu eigenhändig besiegt hatte, noch als er der Lieblingsenkelin des neuen Kaisers das Leben rettete, den Aufstand einer ganzen Provinz vereitelte und auf die Heimatwelt gerufen wurde, um belohnt zu werden. Ebenso wenig war ihr Sohn, der den Namen seines Vaters immer gekannt hatte, je an Flandry herangetreten, sondern erst in jüngster Zeit, nachdem er aus eigener Kraft seine Laufbahn vorangebracht hatte und außer Zweifel stand, dass es ihm keinesfalls auf Protektion ankam.
    Und so weigerte sich Dominic Hazeltine, auf das fröhliche Geplänkel einzugehen, und sagte in seiner schnarrend-unterranischen Abart des Anglischen: »Nun, wenn du dir etwas genommen hast, was im Grunde ein ausgedehnter Urlaub ist, dann ist das umso mehr ein Grund, weshalb du die aktuellen Entwicklungen nicht kennst. Vielleicht hat Seine Majestät dich lediglich nicht damit behelligt, war aber schon einige Zeit besorgt. Davon abgesehen bin ich dort gewesen und weiß es aus erster Hand.«
    Flandry ließ den Rest seiner
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