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Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Titel: Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
Autoren: Poul Anderson
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der Gardisten führte wahrscheinlich zu weiteren Verzögerungen. Bis sie sich wieder melden konnten, sollte die Affäre auf die ein oder andere Art beendet sein.
    Flandry flog mit dem Taxi zurück. Am Stadtrand stellte er es ab und nahm ein anderes, das ihn zum Raumhafen brachte. Er war sicher, dass ein oder zwei herzogliche Agenten sein Raumboot bewachten. Wenn dem so war, sah man ihn an Bord gehen, wahrscheinlich ohne das Bündel unter seinem Umhang zu bemerken. Er wollte erreichen, dass der Gegner dachte, er sei verschreckt worden und würde seine Aufgabe von nun an aus sicherer Entfernung verrichten. Wunderbar, wenn das gelang: Flandry zog es stets vor, unterschätzt zu werden.
    Nachdem sie den Orbit erreicht hatten, machten Chives und er sich an die Arbeit und verkleideten Flandry. Durch Responsiplast im Gesicht, Kontaktlinsen mit holografischen Retinamustern, falschen Fingerabdrücken und so weiter kommt man schon sehr weit, noch weiter vermutlich mit angewandter Schauspielkunst, und Flandry hatte genau beobachtet, wie der Mann ging, saß und sich gebärdete. Einer genauen Überprüfung konnte er nicht standhalten, doch er setzte darauf, dass man ihn einer solchen nicht unterziehen würde. Wenn er durchkam, war er Lieutenant Roger Bargen von der herzoglichen Hausgarde.
    Chives lenkte das Boot wieder zum Planeten, wich gewandt den Überwachungssignalen der Verkehrsleitung aus, und landete in der Nähe eines Dorfes fünfzig Kilometer von Gloriana entfernt. Bis zur Morgendämmerung dauerte es nicht mehr lange. Flandry ging ins Dorf und erwischte die morgendliche Einschienenbahn in die Stadt.
    Als er die Burg betrat, meldete er sich nicht bei seinem Colonel. Das wäre ein, wie er es milde formulierte, taktischer Fehler gewesen. Allerdings lag nahe, dass Bargens Kameraden nichts von seinem Auftrag wussten, wenn er geheim gewesen war. Niemand käme also auf den Gedanken, etwas stimme nicht, wenn er zu beschäftigt durch die Gänge marschierte, um sich zu unterhalten. Gewiss, die Täuschung konnte nur wenige Stunden aufrechterhalten werden; Flandry glaubte allerdings nicht, dass er mehr Zeit brauchte.
    Tja, dachte er, darauf verwette ich sogar mein Leben.
     
    Ella die Sklavin, die Ella McIntyre und eine freie Frau aus den Hügeln von Varrak gewesen war, zeigte sich bis ins Mark erschüttert vom Harem. Der Weihrauch brachte sie zum Würgen; die Musik zerrte ihr an den Nerven, und die Wandbehänge aus Velvyl in ihren finsteren Farben schienen sie aus allen Richtungen einzuhüllen wie Leichentücher. Sie betete, dass der Herzog nicht in dieser Nacht nach ihr schicken würde. Wenn doch – nun, das gehörte zu dem Preis, den zu entrichten sie willens war. Sie blieb jedoch verschont.
    Die Insassen hatten einen Schlafsaal, eine Reihe von Zimmern, in denen sie spielen und sich entspannen konnten, und nichtmenschliche Diener. Sie waren etwa zu zwanzig, und einige von ihnen sagten viel zu der Neuen, während sie sich umsah; manchen merkte sie Vorsicht an, anderen Feindseligkeit, einigen wenigen offene Furcht. Zu den übelsten Seiten der Sklaverei gehört, was sie dem Geist der Versklavten antut.
    Doch Ella musste Freundinnen gewinnen, und zwar rasch. Der Harem, wo Abgeschiedenheit und Geheimhaltung alltäglich waren, stellte das logische Versteck für eine weibliche Gefangene dar. Innerhalb seiner Mauern jedoch musste es von allen kleinen, geschlossenen Welten die höchste Klatschdichte aufweisen. Ella suchte sich ein gescheit wirkendes Mädchen mit großen hellen Augen aus, ging zu ihr und lächelte sie scheu an. »Hallo«, sagte sie. »Ich bin Ella.«
    Die andere wölbte die Augenbrauen. »Soso. Wie kommst du her?«
    »Ich bin ein … ein Geschenk. Wie ist es hier? Sag es mir bitte.«
    »Ach, nicht allzu übel, meine Liebe. Meistens ist es furchtbar langweilig.« Ella schauderte bei dem Gedanken, in solcher Umgebung Jahre zu verlieren, aber sie lächelte bescheiden und demütig. Die andere junge Frau wollte alles wissen, was sie ihr über die Außenwelt sagen konnte – alles und jedes –, und das dauerte mehrere Stunden. Währenddessen scharten sich mehr Frauen um sie, hörten zu und gaben Kommentare ab.
    Irgendwann bewegte sich das Gespräch in den Bahnen, auf die Ella gehofft hatte. Jawohl, hieß es, in letzter Zeit sei etwas Merkwürdiges geschehen. Der gesamte Westflügel des Harems sei abgesperrt worden, und Hausgardisten hielten dort Wache. Es seien normale Männer, aber Kameraüberwachung sorge dafür, dass sie
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