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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod
Autoren: Oliver Buslau
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Und bald ist wieder der Erste.«
    »Na und, es dauert eben noch ‘ne Weile, kapierst du das denn nicht?«
    »Nein, das kapiere ich nicht.«
    »Schau mal, ich hab ja selbst Gewinne mit Papieren vom Neuen Markt gemacht. Alles, was du hier siehst, habe ich davon bezahlt.«
    »Du meinst diese Bruchbude hier?«
    »Dir mag es wie eine Bruchbude Vorkommen. Aber immerhin bin ich meine Schulden los und hab in den letzten drei Monaten fast zehntausend Mark Umsatz gemacht. Und das ist erst der Anfang. Die Kunden kommen ja nicht hierher. Ich nehme bei denen vor Ort die Bestellungen für die Rechner auf, besorge die Dinger und installiere sie. Das ist ein Geschäft mit Zukunft. Was deine Ermittlungen ja nicht gerade zu sein scheinen.«
    Ich setzte mich neben Manni. Am liebsten hätte ich losgeheult. »Du hast gesagt, die Sache wäre bombensicher. Ich müßte mich um die Papiere nicht kümmern, hast du gesagt. Statt dessen sind sie seit der Neuemission Stück für Stück gesunken. Ich habe bei der Bank angerufen und mich erkundigt. Ich bin pleite, Manni.«
    »Was willst du denn? Soll ich dir vielleicht dein Geld zurückgeben? Das kann ich nicht.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Kein Geld. Aber wie ich schon sagte: deinen Golf.«
    »Mach alles flüssig, was du hast. Und kauf dir einen Gebrauchten.«
    »Hast du es immer noch nicht geschnallt? Ich habe absolut nichts mehr. Her mit dem Schlüssel und den Papieren. Ich hab nicht so viel Zeit.«
    Ich schnickte das Feuerzeug wieder an und hielt die Flamme gegen die eine Ecke der Videokassette.
    »Ist ja gut, verdammt noch mal. Hör auf damit. Ist ja schon gut.« Manni sprang auf, ging zur Garderobe, nahm eine Jacke vom Haken und suchte in den Taschen. »Wie lange brauchst du das Auto?«
    »Keine Ahnung. Bis ich einen Fall gelöst habe. Einen Tag, zwei, wer weiß das schon?«
    Er dachte nach. »Bis Anfang Mai habe ich eh nicht so viel zu tun. Gute Gelegenheit, den Laden mal dicht zu machen. Wenn du ein bißchen was springen läßt…«
    »Wovon denn, Mensch?«
    »Jetzt mach mal halblang, du wirst doch Honorar kriegen, oder?« Manni warf den Autoschlüssel mit den Papieren auf die Couch. Ich nahm die Sachen, steckte sie ein und drückte mich an ihm vorbei zur Tür. Als ich dort angekommen war, drehte ich mich noch mal um.
    »Danke«, sagte ich. »Du kriegst dein Auto wohlbehalten zurück. Und aufgetankt! Das ist doch was bei den heutigen Benzinpreisen!«

2. Kapitel
    Mannis Auto war genauso versifft wie seine Wohnung. Im Fußraum tummelten sich leere Zigarettenschachteln verschiedener Marken; dazwischen kugelte zusammengeknülltes Papier von Schokoriegeln herum. Der Rücksitz war von Styroporstücken bedeckt - offensichtlich Verpackungsmaterial von Computerlieferungen. Immerhin gab es ein Radio mit Kassettenrekorder. Ich blickte ins Handschuhfach; es war mit undefinierbarem Kram vollgestopft. Ein Stoß Zettel fiel heraus. Dahinter steckten ein paar Kassetten. Die Zettel entpuppten sich als Mannis Visitenkarten - durch die Lagerung in all dem Müll ziemlich verdreckt.
    Weiter unten im Fahrerraum befand sich etwas, das geschickte Werbestrategen von heute als Navigationssystem bezeichnen würden: ein Kompaß, der in einer tennisballgroßen Klarsichtkugel schwamm. Das Ding war auf einem kleinen Fuß auf dem Aschenbecherdeckel hinter dem Schaltknüppel befestigt. So wußte ich am nächsten Morgen gleich, daß ich nun nach Westen fuhr. Am Kreuz Hilden wechselte ich die Autobahn. Es ging jetzt auf der A3 nach Süden, an Langenfeld vorbei.
    Ich war noch nie in Bensberg gewesen, aber ich hatte mich auf der Autokarte ein bißchen kundig gemacht. Als in Höhe der Raststätte Ohligser Heide der Verkehr zäher wurde und sich dann zu Stop-and-Go verlangsamte, holte ich eine der Kassetten aus dem Handschuhfach und steckte sie in den Player. Schlagartig umgab mich Discostampf. Harpo sang mir einen uralten Oldie vor: »I’m looking, I’m searching, I read my horoscope«, dröhnte aus den vier Boxen, die Manni in seinem Auto installiert hatte. Nicht übel. Das Stück erinnerte mich an meine Jugend. Von wann war das wohl? 1975? Ich wußte es nicht genau.
    Langsam löste sich der Stau auf, ich erreichte das Kölner Ostkreuz, und die A4 führte mich hinein ins Bergische Land in Richtung Osten - aber nur ein kleines Stück. An der dritten Ausfahrt, wußte ich, mußte ich abfahren.
    Leider gab es schon vorher ein Problem: Harpo, dem anscheinend Mannis gesamte Kassette gewidmet war, sang gerade seinen Riesenhit
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