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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod
Autoren: Oliver Buslau
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Nummer nicht nur auf der Ansage des Anrufbeantworters, sondern sie stand sogar auf dem neuen Messingschild am Eingang des Hauses, in dem sich meine Detektei befand.
    »Rott«, meldete ich mich und versuchte geschäftsmäßig, beschäftigt, aufmerksam und empfindlich gestört zugleich zu klingen.
    Es war eine Männerstimme. »Bin ich mit der Detektei Rott verbunden?«
    »Ja, Rott am Apparat, was kann ich für Sie tun?« Ich wandte mich dem Fenster zu, das einen Panoramablick über Wuppertal bot. Die Stadt, ein Sammelsurium von Betonklötzen und dunklen Dächern, lag im Tal und schien unter dem viel zu grauen Aprilhimmel dumpf dahinzudämmern.
    »Hier Rechtsanwalt Vogt aus Bensberg. Entschuldigen Sie die Störung, Herr Rott, aber ich habe in Ihrem Büro niemanden erreicht.«
    Unwillkürlich sah ich auf die Uhr. »Ja, es ist bereits nach fünf. Da ist jetzt niemand mehr.« Als ob in meiner Detektei jemals jemand gewesen wäre, wenn ich nicht da war.
    »Wie dem auch sei«, sagte Vogt, »könnten Sie morgen vormittag nach Bensberg kommen?«
    »Um welche Art Auftrag handelt es sich denn?« fragte ich etwas zu schnell.
    »Das würde ich gern mit Ihnen persönlich besprechen. Wäre das möglich?«
    Ich tat, als würde ich nachdenken. »Gut. Wäre elf Uhr recht?«
    »Sehr gut. Bitte notieren Sie sich die Adresse.« Ich nahm meine Zigarettenschachtel, holte einen Stift hervor und kritzelte zwischen die Beine des Dromedars, was mir Anwalt Vogt diktierte. »Ich danke Ihnen sehr, Herr Rott. Bis morgen.« Wir verabschiedeten uns, und er legte auf.
    Jutta hatte mir beim Schreiben zugesehen. »Hm - Bensberg, Schloßstraße. Keine schlechte Anschrift. Siehst du, es geht doch aufwärts. Auch wenn du dafür ausgerechnet in dieses Kaff mußt.« Sie lächelte mich an, und ich hatte wieder mal das Gefühl, als sei sie zehn Jahre jünger als ich und nicht umgekehrt. »Immer, wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott. Hätte ich dir jetzt Geld gegeben …«
    »… hätte dieser Vogt aus Bensberg auch angerufen«, beendete ich die Litanei und steckte meinen Stift wieder ein. »Spar dir deine Sprüche. Was meintest du eigentlich eben mit Kaff?«
    »Na ja - Bergisch Gladbach ist nicht gerade der Bringer. Wahrscheinlich fällst du da ins Koma vor Langeweile. Da passiert doch nichts. Du bist nicht zu beneiden.«
    »Wie dem auch sei, ich muß Zusehen, daß ich an ein Auto komme. Apropos - kannst du mir deins leihen? Ach, laß mich raten, ich glaube, ich weiß die Antwort schon.«
    Jutta nickte. »Richtig - sie heißt nein. Und zwar deswegen, weil ich keins mehr habe. Ich fahre jetzt nur noch mit der Enduro durch die Gegend. Der Sommer kommt - wer braucht da ein Auto? Willst du vielleicht mit dem Motorrad fahren?«
    Ich malte mir aus, wie ich bei meinem potentiellen Auftraggeber mit einer Geländemaschine vorfuhr, und verwarf den Gedanken gleich wieder.
    »Nein.«
    »Dann mußt du dir jemand anderen suchen, der dir ein Auto leiht. Apropos helfen.«
    »Was kommt jetzt?«
    »Als perfekter Kavalier könntest du mir die Koffer runterbringen.«
    Ich tat ihr den Gefallen und schleppte die beiden Riesenkisten bis an den Eingang. Gleichzeitig dachte ich über das Autoproblem nach.
    Wahrscheinlich hatte die körperliche Betätigung mein Gehirn angekurbelt, denn plötzlich hatte ich eine Idee.
    »Schönen Urlaub«, sagte ich und verließ die Wohnung.
    *
    »Manfred Hecking Computer Support« stand großkotzig auf dem Messingschild an seiner Klingel. Ich drückte dreimal kurz hintereinander auf den Knopf. Es dauerte ziemlich lange, bis der Türöffner summte.
    »Ich dachte schon, Gott weiß wer das ist«, sagte Manni. Er war unrasiert, trug einen Bademantel und hatte völlig verwuschelte Haare. Ein miefiger Geruch ging von ihm aus. Ich hatte ihn offensichtlich aus dem Nachmittagsschlaf gerissen. Er wirkte gereizt.
    »Was willst du hier? Laß mich in Ruhe.«
    »Aufstehen, die Geschäfte rufen. Nur der frühe Vogel fängt den Wurm. Seit du nicht mehr fest angestellt bist, verkommst du total.«
    »Laß den Blödsinn. Ich habe zu tun«, sagte er und wollte die Tür seiner Wohnung zudrücken. Schon auf dem Flur merkte man, daß da drin unbedingt mal gelüftet werden mußte. Es stank nach altem Rauch und nach Bier. Offenbar hatte Manni am Abend zuvor mal wieder eine seiner Video-Orgien veranstaltet. Dafür lud er irgendwelche Freunde ein, und sie glotzten zwei oder drei Streifen hintereinander -
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