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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod
Autoren: Oliver Buslau
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das machen«, sagte ich und schleppte das Ungetüm durch das Zimmer, das als Schlafsaal für ein ganzes Mädchenpensionat hätte durchgehen können. Der weiße, tiefe Teppichboden dämpfte meine Schritte, so daß mein Geschnaufe deutlich zu hören war.
    »Der ist ganz schön schwer, was? Und davon kommt gleich noch einer.«
    »Wo willst du überhaupt hin?« fragte ich.
    »Jamaica. Montego Bay. Der Flieger geht in dreieinhalb Stunden ab Düsseldorf. Stellst du mir mal eben den anderen Koffer hier hin?«
    Ich ging um das Bett herum und holte ihn - genauso riesig wie der erste, aber zum Glück noch leer und damit leicht. Ich beschloß, wieder zum Thema zu kommen.
    »Schau mal, ohne Auto kann ich nicht arbeiten, und ich wollte doch, daß meine Detektei jetzt mal so richtig nach vorne kommt.«
    Es klang natürlich lahm. Und es war zwecklos. Jutta hatte mir noch nie Geld gegeben, warum sollte sie es jetzt tun? Ihre Hilfe bestand immer nur darin, in den unmöglichsten Momenten in meine Ermittlungen zu platzen und sich einzumischen. Als Hobby-Detektiv-Assistentin sozusagen.
    »Wer mit seinem Reichtum nicht umgehen kann, ist selbst schuld. Ich an deiner Stelle hätte mich auf diese Neue-Markt-Aktien nicht eingelassen. Hättest du mal mich gefragt. Wer hat dir eigentlich den Tip gegeben?«
    »Manni«, sagte ich kleinlaut, denn ich wußte, was nun folgen würde.
    Jutta brach in Gelächter aus. »Manni? Dieser Loser? Wie kommst du dazu, auf so einen zu hören?«
    Ich druckste herum und suchte nach den Vokabeln, mit denen Manni mir einige Monate zuvor das Geschäft schmackhaft gemacht hatte.
    »Na ja. Ich hatte das Geld zuerst auf dem Sparbuch. Dann auf einem Festgeldkonto. Da gab’s aber nur drei Prozent. Und diese Money-from-nowhere-Sache war eine Neuemission, du weißt schon. Die Aktien kamen gerade heraus. Und bei Neuemissionen steigen sie doch normalerweise gleich am Anfang, weil ja alle Aktien kaufen wollen. Die sind dann überzeichnet, und Manni sagte, ich sollte mir das nicht entgehen lassen.«
    »Du spinnst.« Jutta machte weiter mit der Kofferfütterung. Diesmal war Unterwäsche dran. Stapel von kleinen gefalteten Höschen in weiß, schwarz, rot und grün verschwanden. Die Männer in Jamaica würden etwas geboten bekommen.
    »Keiner kann wissen, wie sich Aktien entwickeln. Auch am Anfang nicht. Das sollte einem normalen Menschen eigentlich klar sein. Jetzt bleibt dir nur noch, den Rat von André Kostolany zu beherzigen.«
    »Wer ist das denn?«
    Jutta hielt wieder inne und sah mich spöttisch an. »Du willst mit Aktien das große Geld machen und kennst noch nicht mal die berühmtesten Börsengurus?«
    Ich hatte das Spiel satt. Jutta behandelte mich wie einen kleinen Jungen. Warum ließ ich mir das eigentlich bieten? »Nein, kenne ich nicht«, sagte ich, »und es ist mir auch egal, was der gesagt hat.«
    Jutta erzählte es mir trotzdem, während sie weiterpackte. »Wenn die Aktien sinken, muß man Schlaftabletten nehmen.«
    »Wie bitte? Soll man sich vielleicht umbringen?«
    »Nein, aber man soll erst wieder aufwachen, wenn die Aktien gestiegen sind, und sie dann verkaufen. Die Schlaftabletten helfen, daß man sich nicht verrückt macht.«
    »Toller Witz«, sagte ich. »Dieser Kostodingsbums ist sicher stinkreich, und dem ist es völlig egal, was mit fünfzigtausend passiert, die er falsch angelegt hat.«
    »Das ist eben dein Problem, Remi. Denk immer dran: Wer den Tausi nicht ehrt, ist der Million nicht wert. Aber im Ernst: Eigentlich bist du doch auf die fünfzig Mille überhaupt nicht angewiesen. Hättest du mal ein bißchen die Werbetrommel gerührt, hättest du an den Erfolg mit der Johannisberg-Toten gut anknüpfen können.«
    Ich kratzte mich am Kopf. »Ich hab’s ja versucht. Ich habe Anzeigen in den Gelben Seiten geschaltet. Aber ich kann ja schlecht ins Telefonbuch unter meine Nummer schreiben lassen: ›Der Detektiv, der den aufsehenerregendsten Kriminalfall in der Wuppertaler Geschichte gelöst hat - kommen auch Sie‹ Vielleicht denken die Leute nach dieser Sache auch, ich sei zu teuer.«
    »Vielleicht hast du bei dem Fall die Wuppertaler Unterwelt komplett beseitigt. Schließlich war Wuppertal vorher die sicherste Stadt Deutschlands, und jetzt ist sie es eben wieder.«
    Ein elektronisches Geräusch unterbrach unsere Ausführungen. Es war mein Handy - ebenfalls eine neue Investition, die sich allerdings noch nicht so ganz gelohnt hatte, denn mich hatte bisher kaum jemand angerufen. Dabei hatte ich die
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