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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod
Autoren: Oliver Buslau
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»Movie Star«, da bemerkte ich unter dem Tacho ein rotes Blinken. Neben dem Lämpchen befand sich ein kleines Symbol: ein Ölfläschchen. Das sah nicht gut aus.
    Ich drehte die Musik leiser und achtete auf das nächste Ausfahrtsschild. »Refrath« hieß die Anschlußstelle, und sie war noch tausend Meter entfernt. Ich beschloß, hier abzufahren, um nicht womöglich auf der Autobahn stehenzubleiben. Und ich hatte Glück im Unglück. Gleich an der Abfahrt gab es eine Tankstelle.
    Ich bat einen der Mitarbeiter um Hilfe. Der Mann prüfte den Ölstand und schüttelte den Kopf.
    »Sie müssen den Wagen durchchecken lassen. Was anderes kann ich Ihnen nicht sagen.«
    So weit kam es noch. Ich hatte wirklich keine Lust, in Mannis Kiste Geld zu investieren!
    »Wann haben Sie denn zuletzt nach dem Ölstand gesehen?« fragte er.
    »Keine Ahnung. Das Auto ist von einem Freund. Geliehen.«
    Der Mechaniker beugte sich über die geöffnete Motorhaube und inspizierte das Gewirr von Kabeln, Leitungen und Motorteilen.
    »Sagen Sie Ihrem Freund, daß er sich ein bißchen mehr um seinen Wagen kümmern soll. Im Moment können wir nur eins gegen den Ölverlust tun.«
    »Und das wäre?« fragte ich.
    Der Mann grinste. »Öl nachfüllen. Mindestens anderthalb Liter. Am besten kaufen Sie zwei, dann haben Sie noch was in Reserve.«
    Ich ging hinein und erstand den Schmierstoff. Die Tankstelle war wie die meisten heutzutage. Von außen gaukelten sie vor, ein Benzinabgabegeschäft zu sein. Innen fand man sich in einem Supermarkt wieder. An der Kasse lag ein Stapel Tageszeitungen - darunter der Express, dessen Schlagzeile gleich ins Auge sprang. »DER TOTE VOM RENNWEG«, stand da in den typischen Lettern der Boulevardpresse. »WAR ES EIN RACHEAKT?« Daneben war das Foto eines Mannes um die fünfzig zu sehen.
    »Was ist das denn für eine Geschichte?« fragte ich die Frau an der Kasse, während ich nach meiner Geldbörse suchte.
    »Ach, da ist einer im Wald gefunden worden«, sagte sie und nahm meine letzten Scheine in Empfang. »Ganz hier in der Nähe.«
    »Ein Toter?« fragte ich.
    »Und wie tot. Wahrscheinlich hat den sogar einer umgebracht.« Sie zählte das Wechselgeld zusammen und legte es auf die oberste Zeitung. »Quittung?«
    »Ja bitte.«
    Sie riß den Bon ab und gab ihn mir. »Sagen Sie mal, Sie sind nicht von hier, was?«
    »Nein, bin ich nicht. Können Sie mir sagen, wie ich von hier aus nach Bensberg komme? Ich bin eine Abfahrt zu früh von der Autobahn gefahren.«
    »Ganz einfach. Hier weiter die Lustheide geradeaus. An der zweiten Ampel dann nach links. Ist ausgeschildert.«
    »Ist das hier eigentlich schon Bensberg?« fragte ich.
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Nee, das ist Refrath. Das heißt - eigentlich ist es Bergisch Gladbach. Bensberg ist aber auch Bergisch Gladbach.«
    »Aha«, sagte ich. »Vielen Dank - und ich nehme das hier noch mit.« Ich griff nach einer Zeitung und ließ vom Wechselgeld den entsprechenden Betrag liegen.
    Der Mechaniker füllte draußen das Öl ein und ließ die Motorhaube herunterkrachen.
    »Haben Sie’s noch weit?« fragte er.
    »Nur nach Bergisch Gladbach, in die Schloßstraße.«
    »Ah so«, sagte er und wischte sich die Hände an seinem ölverschmierten Overall ab. »Also nicht nach Gladbach, sondern nach Bensberg.«
    Ich schüttelte den Kopf und fuhr los.
    Die Straße, die Lustheide hieß, führte durch eine gesichtslose Vorortgegend. Mietshäuser und kleine Firmengelände wechselten sich ab. Im weiteren Verlauf wurde die Lage etwas hübscher. Rechts erstreckte sich Wald, auf der linken Seite war die Straße von Bäumen begrenzt - unterbrochen von breiten Einfahrten, die wahrscheinlich zu etwas nobleren Privathäusern führten. Dann kam die Abzweigung nach Bensberg.
    Es war schon zehn vor elf. Höchste Eisenbahn. Doch die Blechlawine hatte ihr eigenes Tempo, und das war nun mal langsam. Die Straße führte in schnurgerader Linie den Berg hinauf. Auf dem Gipfel erkannte ich einen Kirchturm, der aus der Ansammlung von Dächern herausragte und auf den ich geradewegs zufuhr. Plötzlich änderte sich das Licht; die Sonne brach durch und sorgte irgendwo dort oben in Bensberg für einen blitzenden Reflex. Frühling, dachte ich. Frühling im Bergischen Land.
    Wenn das kein gutes Willkommenszeichen war!
    Ich irrte mich gewaltig. Bensberg war zumindest in einer Hinsicht eine Katastrophe; nämlich für Parkplatzsucher. Die Schloßstraße, wo Vogt seine Kanzlei hatte, war eine Einkaufsgegend mit allerlei
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