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Flammendes Eis

Flammendes Eis

Titel: Flammendes Eis
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Roten.
    Weder den Deutschen noch den Briten. Sie
alle
sind gegen uns.
    Sogar Kosaken sind zu den Bolschewiken übergelaufen.« Er starrte den Kapitän wütend an und schien nach Anzeichen für eine gegenteilige Meinung zu suchen, doch dessen sanfte Miene ließ nichts dergleichen erkennen.
    »Zigarette«, knurrte Jakelew und streckte seine Pranke aus.
    Towrow gab ihm die ganze Schachtel. Der Major zündete sich eine Zigarette an und sog gierig den Rauch ein, als wäre es ein Lebenselixier. Der Akzent des Mannes verblüffte Towrow. Der Vater des Kapitäns hatte als Kutscher bei einem wohlhabenden Gutsbesitzer gearbeitet, und Towrow war mit der kultivierten Sprache der russischen Elite vertraut. Dieser Mann sah aus, als sei er der tiefsten Steppe entsprungen, aber er sprach wie ein gebildeter Mensch. Der Kapitän wusste, dass Kosakeneinheiten häufig von Offizieren geführt wurden, die aus der Oberschicht stammten und an der Militärakademie studiert hatten.
    Towrow registrierte die Müdigkeit in Jakelews geschundenem Gesicht und bemerkte die hängenden Schultern.
    »Eine lange Reise?«, fragte er.
    Der Major grinste humorlos. »Ja, eine lange, beschwerliche Reise.« Er stieß den Rauch durch die Nasenlöcher aus, zog eine Taschenflasche Wodka aus dem Mantel, trank einen Schluck und schaute sich um. »Dieses Schiff stinkt«, befand er.
    »Die
Star
ist eine sehr, sehr alte Dame mit einem großem Herzen.«
    »Ihre alte Dame stinkt trotzdem«, sagte der Kosak.
    »In meinem Alter lernt man, sich die Nase zuzuhalten und zu nehmen, was man kriegen kann.«
    Der Major brach in schallendes Gelächter aus und schlug Towrow so hart auf den Rücken, dass ein stechender Schmerz durch dessen gepeinigte Lunge schoss und ihn erneut husten ließ. Der Kosak hielt ihm die Flasche hin. Der Kapitän trank vorsichtig. Es war erstklassiger Wodka, nicht der sonst übliche Fusel. Der brennende Alkohol dämpfte den Hustenreiz. Towrow gab die Flasche zurück und nahm wieder das Ruder.
    Jakelew steckte den Wodka ein. »Was hat Federoff Ihnen erzählt?«, fragte er.
    »Nur, dass wir Fracht und Passagiere an Bord nehmen sollen, die für Russland von großer Bedeutung sind.«
    »Sind Sie nicht neugierig?«
    Towrow zuckte die Achseln. »Ich habe gehört, was im Westen passiert. Ich nehme an, diese Leute sind irgendwelche Bürokraten, die mit ihren Familien und ein paar Habseligkeiten vor den Bolschewiki fliehen.«
    Jakelew lächelte. »Ja, das ist eine gute Geschichte.«
    Towrow fühlte sich ein wenig ermutigt. »Weshalb haben Sie sich für die
Odessa Star
entschieden, wenn ich fragen darf? Es gab doch sicherlich auch neuere und besser für Passagiere geeignete Schiffe.«
    »Benutzen Sie Ihren Verstand, Kapitän«, sagte Jakelew verächtlich. »Niemand würde auf einem alten Kahn wie diesem wichtige Passagiere vermuten.« Er sah durch das Fenster in die Nacht hinaus. »Wie lange brauchen wir nach Konstantinopel?«
    »Zwei Tage und zwei Nächte, sofern alles glatt geht.«
    »Sorgen Sie dafür,
dass
es glatt geht.«
    »Ich werde mein Bestes tun. Sonst noch etwas?«
    »Ja. Sagen Sie Ihren Leuten, sie sollen sich von den Passagieren fern halten. Eine Köchin wird in die Kombüse kommen und die Mahlzeiten zubereiten. Niemand darf mit ihr reden. Es gibt sechs Wachen, mich eingeschlossen, und wir werden rund um die Uhr im Dienst sein. Jeder, der sich ohne Erlaubnis den Kabinen nähert, wird erschossen.« Bei diesen Worten legte er eine Hand auf den Kolben der Pistole.
    »Ich werde dafür sorgen, dass die Mannschaft Bescheid weiß«, sagte der Kapitän. »Auf der Brücke halten sich normalerweise nur ich und der Erste Offizier auf. Sein Name ist Sergei.«
    »Der
Betrunkene

    Towrow nickte. Der Kosak schüttelte ungläubig den Kopf, ließ den Blick ein letztes Mal durch das Ruderhaus schweifen und verschwand dann genauso plötzlich, wie er aufgetaucht war.
    Towrow starrte auf die offene Tür und kratzte sich am Kinn.
    Passagiere, die bewaffnete Leibwächter mitbringen, sind keine kleinen Beamten, dachte er. Es musste sich um hohe Tiere handeln, vielleicht sogar um Angehörige des Hofstaats. Aber das ging ihn nichts an, beschloss er und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Er überprüfte den Kompass, setzte den Kurs und trat hinaus auf die Backbordseite, um einen klaren Kopf zu bekommen.
    Der feuchte Dunst trug den Duft des Landes herüber, das seit ewigen Zeiten an den Ufern des Wassers lag. Towrow lauschte angestrengt und bemühte sich, das
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