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Flammendes Eis

Flammendes Eis

Titel: Flammendes Eis
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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wünschen«, entgegnete die Frau nach kurzem Zögern. Sie kam der Aufforderung nur widerwillig nach, aber sie scheuchte die anderen dennoch zurück ins Schiff. Als sie sich umdrehte, sah Towrow ihr Profil. Sie hatte ein ausgeprägtes Kinn, und ihre Nasenspitze war leicht gekrümmt.
    Einer der Wachposten trat nach draußen. »Ich konnte sie nicht davon abhalten, Major«, rief er nach unten.
    »Geh wieder rein, und schließ die Tür, bevor alle Welt deine dummen Ausreden hört.«
    Der Mann verschwand und schlug die Tür hinter sich zu.
    Während Towrow noch zu dem leeren Deck emporstarrte, packte der Major seinen Arm.
    »Sie haben nichts gesehen, Kapitän«, herrschte Jakelew ihn leise und mit rauer Stimme an.
    »Diese Leute…«
    »
Nichts!
Um Gottes willen, Mann. Ich will Sie nicht töten.«
    Towrow wollte etwas erwidern, doch er sprach es nicht aus.
    Er hatte eine Veränderung in der Bewegung des Schiffs gespürt und riss sich von Jakelew los. »Ich muss auf die Brücke.«
    »Was ist los?«
    »Es ist niemand am Ruder. Merken Sie es denn nicht? Mein stumpfsinniger Erster Offizier ist wahrscheinlich betrunken.«
    Towrow ließ den Major zurück und stieg hinauf zum Ruderhaus. Im Schein der Kompassbeleuchtung sah er, dass das Steuerrad sich langsam hin und her drehte, als würden unsichtbare Hände es bedienen. Der Kapitän trat ein und stolperte über etwas Weiches und Nachgiebiges. Er fluchte, weil er dachte, sein Stellvertreter habe das Bewusstsein verloren.
    Dann schaltete er das Licht ein und erkannte, wie sehr er sich geirrt hatte.
    Sergei lag bäuchlings auf dem Metallboden, und um seinen Kopf breitete sich eine Blutlache aus. Towrows Ärger verwandelte sich in Bestürzung. Er kniete sich neben den jungen Mann und drehte ihn um. Die Wunde grinste ihm wie ein zweiter Mund entgegen. Man hatte dem armen Teufel die Kehle durchgeschnitten.
    Entsetzt stand der Kapitän wieder auf und wich mit weit aufgerissenen Augen von der Leiche zurück, nur um gegen eine Wand aus festem Fleisch zu stoßen. Er fuhr herum und sah Jakelew vor sich.
    »Was ist geschehen?«, fragte der Major.
    »Es ist unglaublich! Jemand hat den Ersten Offizier ermordet.«
    Jakelew stieß den blutigen Körper mit der Stiefelspitze an.
    »Wer könnte das gewesen sein?«
    »
Niemand.
«
    »Niemand hat Ihren Mann wie ein Schwein abgeschlachtet?
    Reißen Sie sich zusammen, Kapitän.«
    Towrow schüttelte den Kopf und konnte den Blick nicht von dem Toten abwenden. »Ich wollte sagen, dass ich alle Besatzungsmitglieder gut kenne.« Er hielt inne. »Alle bis auf die beiden Neuen.«
    »
Welche
Neuen?« Jakelews gesundes Auge funkelte Towrow wie ein Scheinwerfer an.
    »Ich habe sie vor zwei Tagen als Heizer angeheuert. Sie waren in der Bar, als ich mit Federoff gesprochen habe, und sind dann später auf der Suche nach Arbeit zu mir gekommen. Sie sahen wie irgendwelche Raufbolde aus, aber mir fehlten noch Männer…«
    Jakelew fluchte, zog die Pistole aus dem Holster, stieß Towrow beiseite, rannte zur Tür hinaus und brüllte seinen Männer Befehle entgegen. Der Kapitän musterte den Ersten Offizier und schwor sich, nicht kampflos aufzugeben. Er zurrte das Ruder fest, ging in seine Kabine und drehte mit zitternden Fingern die Nummernscheibe des Schiffstresors. Aus dem Innern holte er eine 7,63mm-Mauser hervor und wickelte sie aus dem weichen Samttuch. Er hatte die Automatikpistole vor einigen Jahren bei einem Tauschhandel erworben, um sich im Fall einer Meuterei schützen zu können. Jetzt lud er die Waffe, steckte sie sich in den Gürtel und machte sich vorsichtig auf den Weg.
    Er stieg ein Deck nach unten und spähte durch das kleine runde Türfenster, hinter dem die Passagierunterkünfte lagen.
    Der Korridor war leer. Towrow kletterte aufs Hauptdeck hinunter und schlich geduckt vorwärts. Im Schimmer der Deckbeleuchtung sah er die Kosaken, die sich in der Nähe der Reling zusammengekauert hatten.
    Auf einmal flog ein kleiner dunkler Gegenstand über die Bordwand, prallte einmal auf und schlitterte Funken sprühend über das feuchte Deck.
    »Granate!«
, rief jemand.
    Jakelew reagierte blitzschnell, hechtete auf die zischende Granate zu, rollte sich auf den Rücken und warf die metallene Kugel über Bord. Unten im Nebel ertönte eine Explosion, gefolgt von mehreren Schmerzensschreien, die gleich darauf im Gewehrfeuer der Kosaken untergingen. Einer der Wächter beugte sich mit einem scharfen Messer vor und zerschnitt die Leinen mehrerer Enterhaken. Dann
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