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Flammendes Eis

Flammendes Eis

Titel: Flammendes Eis
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Wetterbedingungen und dem Seegang zu verschaffen. Gegen ein Uhr morgens stand er an Backbord… und spürte plötzlich ein Kribbeln im Nacken. Ein Schiff verfolgte sie. Er lauschte konzentriert. Es kam schnell näher.
    Towrow war ein einfacher Mann, aber er war nicht dumm. Er nahm den Hörer des Telefons, das die Brücke mit den Offiziersquartieren verband, und drehte die Kurbel.
    Jakelew nahm ab. »Was gibt’s?«, knurrte er.
    »Wir müssen reden«, sagte Towrow.
    »Ich komme nachher vorbei.«
    »Nein, es ist sehr wichtig. Wir müssen
sofort
reden.«
    »Also gut. Kommen Sie zu uns nach unten. Keine Angst«, sagte Jakelew und kicherte hämisch, »ich werde mich bemühen, Sie nicht zu erschießen.«
    Der Kapitän legte auf und weckte Sergei, der nach Alkohol stank. Er goss seinem Ersten Offizier einen Becher von dem starken schwarzen Kaffee ein.
    »Wir bleiben genau auf Südkurs. Ich bin in ein paar Minuten zurück. Falls du einen Fehler machst, nehme ich dir bis zu unserer Ankunft in Konstantinopel den Wodka weg.«
    Towrow eilte nach unten und stieß vorsichtig die Tür auf.
    Halb rechnete er damit, von einem Kugelhagel empfangen zu werden. Jakelew wartete bereits. Er stand breitbeinig da und hatte die Hände in die Seiten gestemmt. Vier andere Kosaken lagen schlafend auf dem Boden, und ein fünfter saß mit übergeschlagenen Beinen vor der Kabinentür und hatte ein Gewehr auf den Knien.
    Jakelews Blick war wütend und vorwurfsvoll zugleich. »Sie haben mich geweckt.«
    »Kommen Sie bitte mit«, sagte der Kapitän und ging voran nach draußen. Sie stiegen auf das nebelverhangene Hauptdeck hinab und bahnten sich ihren Weg bis zum Heck. Auf Höhe der Schraube lehnte Towrow sich über die Reling und spähte in die undurchdringliche Schwärze, in der das breite Kielwasser verschwand. Er lauschte ein paar Sekunden und blendete das Brodeln und Zischen des Wassers aus.
    »Ein Boot verfolgt uns«, sagte er.
    Jakelew beäugte ihn misstrauisch und hielt sich eine Hand hinter das Ohr. »Sie sind ja
verrückt
. Ich höre nichts als den Lärm dieses dämlichen Kahns.«
    »Sie sind ein Kosak«, sagte Towrow. »Kennen Sie sich mit Pferden aus?«
    »Selbstverständlich«
, entgegnete der Major und schnaubte verächtlich. »Wie jeder richtige
Mann

    »Nun,
ich
nicht, aber dafür weiß
ich
über Schiffe Bescheid, und wir werden verfolgt. Einer der Kolben dieses Kutters läuft ungleichmäßig. Ich glaube, es handelt sich um das Fischerboot, das ich zuvor schon gesehen habe.«
    »Na und? Wir sind hier auf dem Meer. Und im Meer schwimmen Fische.«
    »So weit vom Ufer entfernt gibt es keine Fische.« Er lauschte erneut. »Kein Zweifel. Es ist dasselbe Boot, und es hält genau auf uns zu.«
    Der Major stieß eine Reihe von Verwünschungen aus und hieb auf die Reling. »Sie müssen diese Leute abhängen.«
    »Unmöglich! Nicht mit nur einer funktionsfähigen Maschine.«
    Jakelew packte Towrows Mantel und riss den Kapitän auf die Zehenspitzen hoch.
    »Sagen Sie mir nicht, was unmöglich ist«, fauchte er. »Wir haben mehrere Wochen benötigt, um aus Kiew herzukommen.
    Die Temperatur lag dreißig Grad unter null. Der Wind hat in unsere Gesichter wie eine Peitsche geschlagen. Es gab einen
hurin
, einen Schneesturm, wie ich sonst noch keinen erlebt habe. Als wir aufbrachen, stand mir eine komplette
sontia
aus einhundert Kosaken zur Verfügung. Diese paar armseligen Kerle sind alles, was mir geblieben ist. Meine anderen Männer haben sich geopfert, um unseren Rückzug zu decken, als wir durch die deutschen Linien kamen. Ohne die Hilfe der Tartaren wären wir alle tot. Wir haben es irgendwie geschafft. Und auch Sie werden es irgendwie schaffen.«
    Towrow musste gegen einen Hustenreiz ankämpfen. »Dann schlage ich vor, dass wir unseren Kurs ändern und alle Lichter löschen.«
    »Fangen Sie an«, befahl Jakelew und entließ ihn aus dem eisernen Griff.
    Der Kapitän rang nach Luft und lief zurück in Richtung Brücke. Der Major folgte dicht hinter ihm. Als sie sich der Leiter näherten, die hinauf zum Ruderhaus führte, erschien auf dem oberen Deck plötzlich ein helles Rechteck aus Licht, und mehrere Personen traten hinaus ins Freie. Da das Licht von hinten kam, lagen ihre Gesichter im Schatten.
    »Zurück!«, rief Jakelew.
    »Wir wollen nur etwas Luft schnappen«, sagte eine Frau. Sie sprach mit deutschem Akzent. »In der Kabine ist es so stickig.«
    »Bitte, Madame«, sagte der Major etwas sanfter und mit flehentlichem Unterton.
    »Wie Sie
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