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Flammendes Eis

Flammendes Eis

Titel: Flammendes Eis
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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dröhnte eine Schiffsmaschine auf, als das Boot mit voller Kraft die Flucht ergriff. Die Kosaken feuerten weiter, bis sich das Ziel außer Reichweite befand.
    Der Major fuhr herum und riss das Gewehr hoch. Dann erkannte er Towrow und grinste.
    »Stecken Sie lieber dieses Spielzeug weg, bevor Sie sich noch damit wehtun, Kapitän.«
    Towrow schob die Waffe hinter seinen Gürtel und ging zu Jakelew. »Was ist passiert?«
    »Sie hatten Recht, wir wurden tatsächlich verfolgt. Ein Fischerboot kam längsseits, und ein paar unhöfliche Flegel wollten sich eigenmächtig an Bord begeben. Wir mussten ihnen Manieren beibringen. Einer Ihrer neuen Matrosen hat den anderen Lichtsignale gegeben, bis wir ihn mit einem Stich ins Herz zum Schweigen gebracht haben.« Er deutete auf einen Leichnam auf dem Deck.
    »Wir haben unseren Besuchern einen herzlichen Empfang bereitet«, sagte einer der Kosaken, und seine Kameraden fielen in das Gelächter ein. Sie nahmen den Toten und warfen ihn über Bord. Der Kapitän wollte sich nach dem zweiten Heizer erkundigen.
Zu spät
.
    Der fehlende Mann brachte sich mit tödlichem Nachdruck in Erinnerung. Gewehrfeuer ließ die fröhlichen Kosaken verstummen und mähte vier Männer wie mit einer unsichtbaren Sense nieder. Eine Kugel traf Jakelew in die Brust und schmetterte ihn gegen ein Schott. Er ging nicht zu Boden und brachte sogar noch die Kraft auf, den Kapitän aus der Schusslinie zu stoßen. Der letzte Kosak warf sich nieder, erwiderte das Feuer und robbte über das Deck, aber noch bevor er sich in den Schutz eines Luftschachts retten konnte, wurde auch er getötet.
    Während der Angreifer abgelenkt war, ergriffen Towrow und der Major die Flucht, aber schon nach wenigen Schritten knickten Jakelews Knie ein, und sein mächtiger Körper stürzte aufs Deck. Sein Waffenrock war blutgetränkt. Er winkte den Kapitän zu sich. Towrow beugte sich tief zu ihm hinab.
    »Retten Sie die Familie«, stieß Jakelew mit heiserem Gurgeln hervor. »Sie muss überleben.« Seine Hand schloss sich um Towrows Jacke. »Denken Sie daran. Ohne einen Zar kann Russland nicht fortbestehen.« Er schien sich maßlos darüber zu wundern, dass er sich in einer solchen Lage befand, und ein leises Lachen drang über seine rot befleckten Lippen. »Dieses verdammte Schiff… Pferde sind mir allemal lieber…« Dann erlosch das Leben in seinem wütenden Blick, das Kinn sackte ihm auf die Brust, und sein Griff erschlaffte.
    Genau in diesem Moment wurde das Schiff von einer gewaltigen Explosion durchgeschüttelt. Towrow rannte geduckt zur Reling und sah in etwa hundert Metern Entfernung das Fischerboot. Das Mündungsfeuer eines Deckgeschützes blitzte auf, und die zweite Granate schlug in den Frachter ein. Die
Star
bäumte sich auf.
    Unter Deck ertönte ein dumpfer Knall, als einer der Öltanks Feuer fing und sein brennender Inhalt hinaus aufs Wasser strömte. Der zweite Heizer beschloss, die Flucht zu ergreifen. Er lief quer über das Deck, warf das Gewehr beiseite, kletterte auf die Reling, sprang an einer vermeintlich ungefährlichen Stelle ins Wasser und schwamm auf das Fischerboot zu. Allerdings hatte er die Geschwindigkeit des sich ausbreitenden Ö ls unterschätzt und wurde innerhalb weniger Sekunden eingeholt.
    Das laute Prasseln der Flammen übertönte seine Schreie.
    Die Kanonade hatte den Rest der Besatzungsmitglieder aus den Verstecken getrieben. Verzweifelt rannten die Männer auf das Rettungsboot an der dem Feuer abgewandten Seite zu.
    Towrow wollte sich ihnen anschließen, aber dann fielen ihm Jakelews letzte Worte ein. Keuchend sog er Luft in seine gepeinigte Lunge, stieg zu den Passagierunterkünften nach oben und riss die Tür auf.
    Es bot sich ihm ein mitleiderregender Anblick. An einer der Wände kauerten vier halbwüchsige Mädchen und die Köchin.
    Schützend vor ihnen stand eine Frau mittleren Alters mit traurigen blaugrauen Augen. Sie hatte eine lange schmale, leicht gebogene Nase und ein zartes, aber entschlossen vorgerecktes Kinn. Ihre Lippen waren fest aufeinander gepresst. Es hätte sich um eine beliebige Gruppe verschreckter Flüchtlinge handeln können, aber Towrow wusste, dass es sich keineswegs so verhielt. Verlegen suchte er nach der richtigen Art der Anrede.
    »Madame«, sagte er schließlich. »Sie und die Kinder müssen zum Rettungsboot kommen.«
    »Wer sind Sie?«, fragte die Frau mit dem gleichen deutschen Akzent, den der Kapitän zuvor schon gehört hatte.
    »Kapitän Towrow. Dies ist mein
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