Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammendes Begehren

Flammendes Begehren

Titel: Flammendes Begehren
Autoren: Catherine Kean
Vom Netzwerk:
leblose Hand seines Vaters herab.
    Die Ratten, deren Augen im Schein der Fackel gespenstisch aufleuchteten, während sie über das verfaulte Stroh hasteten, bemerkte Geoffrey nicht einmal.
    »Vater?« Seine Stimme wuchs sich zu einem Wehklagen aus. Er löste die Hand von der seines Vaters und blinzelte die aufwallenden Tränen fort. Einen lauten Schrei ausstoßend, drosch er mit der Faust auf den Boden. Zitternd streckte er anschließend die Finger aus und schloss die leblosen Augen seines Vaters.
    Schluchzend hievte er sich in den Stand und taumelte zur Tür. Gleißende Wut und tiefe Trauer brannten lichterloh in seinen Eingeweiden. »Ich werde Euch sühnen, Vater!«, brüllte er zum nächtlichen Firmament empor. »Bei der gebenedeiten Jungfrau Maria, ich werde Euch sühnen!«

Kapitel 1
    Achtzehn Jahre später
    E in Liebestrank, Mylady? Ein Elixier, das die Last einsamer Herzen lindert?«
    »Nicht heute, habt Dank.« Lady Elizabeth Brackendale flanierte an einem einäugigen Hausierer vorbei, der allerlei Phiolen und Fläschchen feilbot. Mit einem Seufzer auf den Lippen machte sie einen Bogen um einen Haufen Dung. Liebestränke. Wenn es doch nur so einfach wäre, den Kummer in ihrem Herzen zu lindern oder gar zu heilen!
    Hinter sich hörte sie die Stimme ihrer Kammerfrau und die schweren Schritte der beiden bewaffneten Wachen, die eigens für sie abgestellt worden waren. Die Anwesenheit der Wachen war Elizabeth ein Dorn im Auge, erinnerten sie sie doch an die ungewisse Zukunft, die sich vor ihr erstreckte.
    Fröstelnd lief sie an zwei Männern vorbei, die sich um ein zu Bruch gegangenes Zwiebelfass stritten, und trat tiefer auf den belebten Marktplatz. Nein, sie würde sich diesen herrlichen Tag nicht verleiden lassen! Schließlich kam es heutigentags nicht oft vor, dass ihr Vater ihr die Erlaubnis gab, die dicken Mauern von Wode Castle zu verlassen. Ausnahmsweise würde sie nicht in Sorge darum vergehen, dass es hieß, ein Unhold namens Geoffrey de Lanceau plane einen groß angelegten Rachefeldzug gegen ihren Vater.
    Ihr alter Herr würde sich des Problems annehmen und es rechtzeitig aus der Welt schaffen, dessen war sie sich sicher.
    Elizabeth hob das Gesicht und hielt es in die Brise, die über den Markt wehte und den Geruch nach reifem Gemüse, Holzrauch und Rössern mit sich brachte. Vor ihr sah sie Männer, die einen Karren mit Tuchballen und Gewürzen entluden, Jongleure, die Schaulustige unterhielten, und Marktfrauen, die ihre Waren mit lauter Stimme feilboten. Eine gar prächtige Melange aus Gerüchen, Gesichtern und Geräuschen. Erst jetzt wurde Elizabeth sich gewahr, wie sehr sie das Treiben des Marktes vermisst hatte.
    Im selben Moment war ihr jedoch, als griffen urplötzlich eisig kalte Finger nach ihr, als wickelten sie sich erbarmungslos um ihr Herz. Was, wenn dieser de Lanceau … Sie wagte es nicht, den Gedanken zu Ende zu führen. Was, wenn ihrem Vater etwas zustieße … Elizabeth schüttelte sich, um den Gedanken zu vertreiben. Falls nötig, würde ihr Vater seine Truppen zusammenrufen und de Lanceau niederwalzen, damit in Moydenshire wieder Friede einkehrte. Mit Baron Sedgewick of Avenley und seinen Truppen an seiner Seite war ihnen der Sieg so gut wie sicher.
    Baron Sedgewick. Ihr Verlobter.
    Und in sieben Tagen ihr Gemahl.
    Nur zu gern ließ sie sich von den im Wind flatternden Tuchstreifen an einem benachbarten Stand ablenken. Sie blinzelte eine Träne fort, trat vor den Stand, nahm eine blutrote Schleife zur Hand und musterte sie ausgiebig. Wie häufig in letzter Zeit befiel sie bei dem Gedanken an die bevorstehende Vermählung mit dem Baron ein bleiernes Gefühl. Sie konnte ihn unmöglich heiraten, wollte es im Grunde ihres Herzens nicht, wollte ihren Vater ausgerechnet jetzt nicht im Stich lassen, wo dieser de Lanceau ihn so massiv bedrohte. Außerdem konnte sie unmöglich einen Mann heiraten, für den sie nichts empfand.
    Es gab nur eine Lösung: Sie musste ihren Vater davon überzeugen, dass es das Beste war, wenn er die Verlobung aufhob.
    Oder sie musste einen Weg finden, die Vermählung noch abzuwenden.
    »Drei Silbertaler? Das solltet Ihr noch einmal überdenken.«
    Elizabeth kannte die Stimme und sah verstohlen zur Seite. Mildred Cottlepod, die ergraute Kammerfrau, warf einer buckeligen Alten, die Heilkräuter feilbot, einen finsteren Blick zu. Wie von selbst glitt Elizabeth’ Blick zu den Wachen, die gegen eine Kiste mit gackernden Hühnern gelehnt standen und auf die Jongleure
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher