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Flammendes Begehren

Flammendes Begehren

Titel: Flammendes Begehren
Autoren: Catherine Kean
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der Armbrust ein wahrer Meister geworden bin?«
    Sie lachte. »Ungefähr vier Mal. Wenn Ihr heute Nachmittag an Euren kriegerischen Fähigkeiten feilt, sehe ich gern wieder zu.«
    Nach dem Training würden sie sich, wie so oft, eine einsam gelegene Bank im Garten suchen, damit er ihr, während sie an den Gewandungen für die Waisen arbeitete, Geschichten von kühnen Rittern erzählen konnte. Vor lauter Freude darauf wurde ihr ganz leicht ums Herz.
    Aldwin drückte ihre Hände. »Das geht leider nicht. Aber wir holen es nach, versprochen!«
    Das Lächeln, das sich auf Elizabeth’ Lippen gelegt hatte, fiel in sich zusammen, ohne dass sie etwas dagegen unternehmen konnte.
    Im schwachen Schein der Fackeln sah sie, wie der Knappe errötete. »Ich enttäusche Euch nur ungern, aber ich bin angehalten, die Befehle Eures Herrn Vaters zu befolgen. Vergesst nicht, dass de Lanceau uns gedroht hat.«
    »Ich weiß.« Sie stieß einen verzweifelten Seufzer aus.
    Mit besorgtem Blick sah Aldwin sie an. »Mylady, ist Euch eigentlich bewusst, dass ich einzig für Euch an meinen Fähigkeiten feile? Ich fürchte, Ihr werdet erst wieder in Sicherheit sein, wenn dieser Verrätersohn aus dem Leben geschieden ist. Ich gab Euch mein Ehrenwort, dass ich Euch stets beschütze – auch wenn es mich mein Leben kostet.« Seinen Worten wohnte Herzlichkeit inne, sie klangen aber, als würde er die Geschichte eines kühnen Ritters zum Besten geben. Als er verstummte, sah sie zu ihm auf. Insgeheim fragte sie sich, ob er nur de Lanceau im Sinn hatte oder ob sich mehr hinter seinen Worten verbarg.
    Aldwin hatte nicht ein einziges Mal das Gespräch auf ihre bevorstehende Hochzeit gelenkt. Nichtsdestoweniger war er ein Mann mit unerschütterlichen Überzeugungen.
    Als seine Daumen sanft über ihren Handrücken strichen, musste sie gegen ein Schaudern ankämpfen. Wenn sie ihm gestand, wie sehr sie ihre Verlobung verabscheute, würde er dann alles in seiner Macht Stehende tun, um sie vor ihrem Schicksal zu bewahren?
    Ein verzweifelter Hoffnungsschimmer legte sich um ihr gepeinigtes Herz. Wenn er zustimmte, als ihr Beschützer zu fungieren, würde sie Sedgewick nicht heiraten müssen. Und sie würde zudem vor de Lanceau in Sicherheit sein.
    Sobald ihr Vater den verräterischen Schurken zerquetscht hatte, könnte sie zurückkehren und einen Mann ihrer Wahl heiraten. Einen Ritter, wie er in den
chansons
vorkam.
    Einen Mann, den sie liebte.
    Ihr Magen verkrampfte sich. Wenn sie diesen Plan verfolgte, hinterging sie ihren Vater und zog unweigerlich seinen Zorn auf sich.
    Aber sie hatte keine andere Wahl.
    Elizabeth fing den besorgten Blick des Knappen auf. »Aldwin, ich …«
    Das Echo von Schritten am oberen Treppenabsatz ließen sie verstummen. »Wo bleibt sie denn? Ignoriert sie jetzt schon meine Befehle?«
    Als Reaktion auf die verdrießliche Stimme ihres Vaters riss Elizabeth sich augenblicklich von Aldwin los und schalt sich für ihre Torheit. Wie töricht von ihr, Aldwin hier und jetzt als Verbündeten gewinnen zu wollen! Sie durfte nichts unternehmen, was ihr Vorhaben gefährdete oder Aldwin in Schwierigkeiten brachte.
    Mit gedämpfter Stimme sagte sie: »Ich muss dringend mit Euch sprechen. Heute Abend im Garten?«
    Neugierde flackerte in Aldwins Augen auf. »Ich werde kommen, Mylady.«
    Elizabeth nahm die Schultern zurück, atmete tief durch und erklomm hastig die letzten Stufen. Als sie die ausladende Halle betrat, wurden ihre Schritte durch die mit Kräutern versetzte Streu gedämpft. Trotz des dichten Holzrauches, der schwer in der Luft hing, konnte sie die Silhouette ihres Vaters ausmachen, der, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, auf und ab lief. Die beiden Wachen, die ihr gefolgt waren, hatten den Blick auf ihre Füße gesenkt.
    Jetzt hob ihr Vater den Blick. »Elizabeth.« Mit einer Hand fuhr er sich durch das ergraute Haar. Anspannung wohnte den Fältchen um seine Augen inne. Sogleich wurde Elizabeth von Schuldgefühlen befallen. Sie wollte nicht, dass er sich sorgte.
    Eiligen Schrittes lief Elizabeth auf ihren Vater zu. Erst jetzt bemerkte sie den aufgedunsenen Mann mit der Halbglatze, der an der langen Tafel saß. Den Mund zu einem lüsternen Lächeln verzogen, winkte er sie zu sich. »Meine Liebe.«
    Elizabeth war, als hätte sie einen Schlag in den Magen abbekommen. »Baron Sedgewick.«
    Mit seiner Anwesenheit hatte sie nicht gerechnet. Welches mochte der Grund für seinen Besuch sein? Sie hoffte inständig, dass er nicht
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