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Flammendes Begehren

Flammendes Begehren

Titel: Flammendes Begehren
Autoren: Catherine Kean
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sich die Lippen ihres Vaters zu einer dünnen Linie verengten und seine blauen Augen Feuer fingen.
    »Vater?«
    »In Tillenham wüten verheerende Brände.« Seine Hände zitterten. »Weizen, Malz und Roggen, alles vernichtet!«
    Mit einem lauten Geräusch landete das saftige Stück Fleisch, das der Baron zwischen seinen dicken Fingern gehalten hatte, in der Soße vor ihm.
    »Die Nachricht trägt die Unterschrift des Earl of Druentwode. Er bittet um meine Hilfe, schreibt, dass wer auch immer die Brände gelegt hat, sicherstellen wollte, dass alles in Rauch aufgeht.«
    »Wer könnte so barbarisch sein und die gesamte Ernte zerstören?«, hörte Elizabeth sich flüstern.
    Der Baron riss die Augen auf. »Ihr denkt doch nicht etwa …?«
    »De Lanceau«, knurrte ihr Vater. »Seit Wochen höre ich immer wieder Gerüchte darüber, er würde hier und da herumspionieren und Männer rekrutieren, um gegen mich ins Feld zu ziehen. Wenn mein Gefühl mich nicht trügt, ist dies nur der Anfang.«
    »Mit Verlaub, aber warum sollte er ein Dorf in Brand setzen, das zwei Tagesritte von Wode Castle entfernt liegt, wenn er Euch nach Eurer Burg trachtet?«, fragte Sedgewick und angelte sich ein neues Stück Fleisch. »Dieser Mann wird als Held gefeiert, hat sich in den Kreuzzügen einen Namen gemacht. Wenn er Euch den Kampf ansagen wollte, würde er Eure Festung belagern und Euch mit lautstarker Stimme zum Kampf herausfordern.«
    »Den Burschen schnappe ich mir.«
    Elizabeth spürte, wie sich ein verzweifeltes Seufzen in ihrer Kehle formte.
    »Seid unbesorgt, mein Täubchen«, gurrte Sedgewick. »Ich werde Euren Vater nach Leibeskräften unterstützen.« Er machte Anstalten, Elizabeth’ Hand zu nehmen, doch sie zog sie flink weg und legte sie sich auf den krampfenden Magen.
    Wütend sauste die Faust ihres Vaters auf die Tafel herab. Weinkelche und Servierplatten schepperten. »Wie kann dieses Scheusal es wagen, mir etwas wegzunehmen, das mir die Krone offiziell zugesprochen hat?« Er warf Bertrand einen flammenden Blick zu. »Trommelt die Ritter und die Infanterie zusammen! Bei Sonnenaufgang brechen wir nach Tillenham auf.«
    »Nein, Vater, nicht!«
    Für den Bruchteil einer Sekunde legte sich Sanftmut über die Gesichtszüge ihres Vaters, ehe Entschiedenheit seine Augen wie kleine harte Steine funkeln ließ. Elizabeth konnte den kampferprobten Ritter spüren, der auf Geheiß des Königs vor achtzehn Jahren Wode Castle erobert und von einem Verräter befreit hatte.
    Doch ihr Vater war längst kein junger Krieger mehr, hatte bereits mehr als vierzig Lenze auf dem Buckel und beklagte sich an manchen Wintertagen über schmerzende und steife Gelenke. Ganz zu schweigen davon, dass er seit Jahren nicht mehr gekämpft hatte.
    De Lanceau hingegen war ein Kriegsheld und stand in der Blüte seines Lebens.
    Wie an jenem Tage, als Elizabeth Mutter und Schwester verloren hatte, wucherte unsäglicher Schmerz in ihrem Herzen, und heiße Tränen brannten ihr unter den Augenlidern.
    »Komm schon, Tochter! Du hast doch nicht etwa den Glauben an mich verloren, oder?«
    »Nein, natürlich nicht.« Elizabeth nahm die faltige Hand ihres Vaters und schenkte ihm ein gequältes Lächeln. »Ihr werdet siegen, ganz gewiss.«
    Er nickte. »De Lanceau wird bald schon merken, dass er sich den Falschen für seine Sühne ausgesucht hat.«
    Furcht schoss ihr in die Eingeweide. »Bitte, Vater, seid vorsichtig! Ich könnte es nicht ertragen, Euch auch noch zu verlieren.«
    Ein Schatten schob sich vor den Blick ihres Vaters, ehe er seinen Stuhl nach hinten schob. Das laute Schrammen verlieh ihrem stummen Schrei Ausdruck.
    »Falls de Lanceau meint, er hätte es mit einem in die Jahre gekommenen Schwächling zu tun, so irrt er! Wer Wind säht, wird Sturm ernten.«

Kapitel 3
    E lizabeth schreckte aus einem beklemmenden Traum hoch. Es dauerte einen Augenblick, ehe sie sich gewahr wurde, dass jemand mit Fäusten gegen eine Tür am anderen Ende des Korridors trommelte. Mit einem leicht genervten Seufzen drehte sie sich auf die andere Seite und zog sich das Kissen über den Kopf. Konnte die Angelegenheit denn nicht bis zum Morgen warten? Nachdem sie ihrem Vater bei den Reisevorbereitungen geholfen und die zusätzlichen Aufgaben bewältigt hatte, die ihr nach seiner Abreise zugefallen waren, war sie erschöpft und mit schmerzenden Gliedern ins Bett gefallen, hatte aber vor lauter Aufregung nicht sofort schlafen können. Sie hatte noch eine ganze Weile auf den vom Feuer
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