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Flammendes Begehren

Flammendes Begehren

Titel: Flammendes Begehren
Autoren: Catherine Kean
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wie ihr Vater, wenn er über die bevorstehende Eheschließung redete, ihr zum wiederholten Male erklärte, dass er es lediglich um ihrer Sicherheit willen tat, um zu verhindern, dass Wode Castle in die Klauen von de Lanceau fiel. Ein finsterer Ausdruck legte sich über ihre fein geschnittenen Gesichtszüge. In letzter Zeit schien es ihr, als würde dieser Schurke de Lanceau ihr Leben bestimmen.
    Trotzig reckte sie ihr Kinn nach vorn. Ihr Retter war von stattlicher Statur mit breiten Schultern, die sich unter der grauen Wolltunika abzeichneten. Der betörend männliche Duft, der ihn umfing, drohte Elizabeth die Sinne zu vernebeln. »Wie kühn von Euch, in diesem Ton mit mir zu sprechen!«
    »Nicht halb so kühn, wie Ihr zu sein scheint, Mylady.«
    Elizabeth entfuhr ein Stöhnen, ihre Finger, die noch immer die Schleife hielten, krallten sich in seine Tunika.
    »Kühn wäre es gewesen, Euren lieblichen Lippen einen Kuss zu rauben«, raunte er mit samtener Stimme.
    Elizabeth war, als bekäme sie keine Luft mehr, und sie befreite sich empört aus der Umarmung, die ihr mit einem Mal unpassend erschien. Dabei merkte sie nicht, wie ihr die Schleife entglitt und zu Boden segelte.
    »Ich verbitte mir ein derartiges Thema!«
    Der Fremde gluckste. Elizabeth funkelte ihn an. Ihre Blicke trafen sich. Er hatte silbrige Augen, denen ein magischer Zauber innewohnte, umrahmt von dichten langen Wimpern. Ein Anblick, dem sie sich nur schwer entziehen konnte. Ihr missfiel der Spott, der sich in seinen Augen widerspiegelte.
    Ein Gefühl der Beklemmung breitete sich in Elizabeth’ Brust aus. Wo steckten nur die Wachen, wenn man sie wirklich brauchte?
    Der Blick des Fremden hielt sie noch immer gefangen. Als er zu allem Übel auch noch die Augenbrauen in die Höhe zog, schlug ihr Herz so schnell, als wollte es ihrem Brustkorb entfliehen und wie ein Vogel davonfliegen. Weshalb wandte er den Blick nicht ab und zollte ihr den Respekt, der ihr gebührte? Er musste doch längst erkannt haben, mit wem er es zu tun hatte. Ihr himmelblaues Gewand aus bester englischer Wolle war nach der Mode des Hofes geschneidert. Er hingegen trug derbe Kleider aus rauhem und grobem Wolltuch, die von der Farbe her an Schlamm erinnerten.
    »Wenn Ihr ernsthaft denkt, ich würde auf Eure Spielchen hereinfallen, so seid Ihr der Tor von uns beiden«, sagte sie, in der Hoffnung, dass die Vorstellung der Jongleure sich endlich dem Ende zuneigte.
    Der Fremde schenkte ihr ein Lächeln. »Ich ein Tor? Ich war nicht derjenige, der sich einem Karren in den Weg gestellt hat.« Sein breiter werdendes Feixen entblößte makellos weiße Zähne. »Könnte es sein, dass Eure Gedanken Euch zu sehr in Beschlag genommen haben? Womöglich dachtet Ihr an die zärtlichen Worte, die Euch Euer Liebster ins Ohr gesäuselt hat?«
    Elizabeth, der nicht entgangen war, dass sich allmählich eine Reihe von Schaulustigen einfand, schnappte nach Luft. Was für ein Filou! Wie konnte er es wagen, sich in der Gegenwart der Leibeigenen ihres Vaters lustig zu machen? »Wisst Ihr denn nicht, wen Ihr vor Euch habt?«
    »Eine Lady.« Sein amüsierter Blick tastete ihren Umhang ab. »Eine Lady, die auf der Suche nach Geschmeide auf den Markt gekommen ist.«
    Stolz schwängerte ihre Stimme. »Mein Vater ist der Herrscher der Burg, die Ihr dort oben auf dem Hügel seht.«
    Unverhohlenes Erstaunen und flammende Wut stahlen sich in seinen Blick. »Ihr seid Brackendales Tochter?«
    Elizabeth war erstaunt. Eigentlich hatte sie Bewunderung erwartet. Stattdessen schwang ungezügelter Zorn in seiner Stimme mit, und sein Antlitz verzog sich zu einer Maske aus Pein. Er wirkte mit einem Mal, als hätte er eine lebensbedrohliche Wunde erlitten, als wäre seine Seele in zwei Teile zerrissen worden. Selbst als sein Gesicht wieder halbwegs normale Züge annahm und er die Lippen zu einem dünnen, verbitterten Lächeln aufeinanderpresste, fragte Elizabeth sich, woher sein Groll wohl rühren mochte.
    Lautes Rufen und das nahende Donnern von Hufen übertönte das Murmeln der Menge.
    »Eure Leibgarde, Mylady.«
    Elizabeth unterdrückte einen Seufzer der Erleichterung. »Gut. Mein Vater wird erfreut sein, die Bekanntschaft eines Draufgängers zu machen, der mir einen Kuss rauben wollte.«
    »Ich fürchte, dazu wird es nicht kommen. Gehabt Euch wohl, Mylady.«
    Ehe sie es sich versah, griff er sich ihre Hand und beugte sich in formvollendeter Manier darüber, wie sie es eher von einem Ritter als einem Knappen erwartet hätte.
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