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Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman

Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman

Titel: Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman
Autoren: Anne Perry
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Besucher hier bist, wenn auch als einer, der zur Familie gehört?« Der abgrundtiefe Sarkasmus, mit dem er das Wort ›Familie‹ betonte, zeigte Pitt schlagartig, dass Landsborough durchaus wusste, wer der Erzeuger seines Sohnes war.
    Denoon sah Pitt an und wurde puterrot. In seinen Augen lag jetzt nicht nur Wut, sondern auch Angst.
    Cordelia warf ihrem Mann einen ärgerlichen Blick zu, schwieg aber ebenfalls.
    Enid erhob sich, reckte den Kopf und sagte: »Bitte verzeihen Sie die schlechten Manieren meines Mannes. Ich würde Ihnen gern einen vernünftigen Grund dafür nennen, der das entschuldigen könnte, aber ich weiß keinen. Würden Sie trotzdem die Freundlichkeit besitzen, uns zu sagen, was Sie in Erfahrung gebracht haben? Zumindest Sheridan wüsste es gern. Er hat mit großer Liebe an Magnus gehangen und alles getan, was er nur konnte, um ihn von seinem anarchistischen Irrweg abzubringen.«
    Pitt erschien ihr Mitgefühl fast unerträglich. Er überlegte sogar, ob es eine Möglichkeit gab, ihr die Festnahme des eigenen Sohnes und das Bewusstsein zu ersparen, dass ihm eine Gerichtsverhandlung bevorstand, an dessen Ende höchstwahrscheinlich das Todesurteil stand.
    »Nun?«, brach Cordelia das Schweigen.
    Es gab keine solche Möglichkeit. Es war nicht das erste Mal, dass er es aus tiefster Seele verabscheute, einen Täter festnehmen
zu müssen, wobei er für viele von ihnen mehr Verständnis aufgebracht hatte als für Piers Denoon.
    »Es ist einer der anderen Anarchisten«, sagte er. »Ich bin nicht sicher, ob ich eine Möglichkeit haben werde, ihn festzunehmen, werde aber alles tun, was ich kann. Es tut mir Leid. Ich wünschte, ich könnte der Sache ein Ende machen, indem ich sagte, es war Voisey, aber das geht einfach nicht.«
    »Warum denn um Gottes willen?«, erwiderte Cordelia. »Wir wollen unbedingt, dass der Täter festgenommen wird, ganz gleich, wer es ist! Also stehen Sie nicht herum, sondern tun Sie Ihre Pflicht, und lassen Sie es uns wissen, wenn die Sache erledigt ist.«
    Ihre Direktheit ärgerte Pitt, doch verflog das Gefühl rasch. »Mein Bedauern geht darauf zurück, dass der Täter jemand war, den Magnus kannte und dem er vertraute«, entgegnete er. »Vielleicht war er ihm sogar wichtig. Den Namen werde ich Ihnen erst nach der Festnahme sagen, weil ich Ihnen unnötige Schmerzen ersparen und keinesfalls jemanden belasten möchte, dessen Täterschaft ich nicht beweisen kann. Ich denke, dass die Sache so oder so morgen um diese Zeit erledigt ist. Auf Wiedersehen.«
    Landsborough begleitete ihn zur Tür und blieb unmittelbar davor stehen.
    »Stimmt es, Pitt, dass Sie wissen, wer der Mann ist?«, fragte er eindringlich.
    »Es scheint nur eine mögliche Antwort zu geben«, sagte Pitt.
    »Aber Sie wollten von uns etwas in Erfahrung bringen. Das war doch der Grund Ihres Besuchs?«
    »Sie sind Magnus nachgegangen und haben versucht, ihm die Sache auszureden?« Pitt stellte die Frage, obwohl er die Antwort kannte.
    Landsboroughs Züge verhärteten sich. Wie jemand, der vollständig besiegt ist, gab er es gequält zu.
    Pitt kam sich vor, als seziere er brutal einen Menschen bei lebendigem Leibe. Wenn er sich allerdings für das entschuldigte, was er zu tun im Begriff stand, würde er die Sache nur verschlimmern.
    »Haben Sie bei einer dieser Gelegenheiten zwei Männer gesehen, einen mit bleicher Haut und roten Haaren und einen anderen mit dichten, schwarzen Locken?«
    »Ja. Wieso fragen Sie das?«, sagte Landsborough verwirrt.
    »Man hat mir gesagt, es habe sich um Bekannte Ihres Sohnes gehandelt. Stimmt das?«
    »Ja. Ich habe sie mehrfach bei ihm gesehen. Sie schienen ziemlich … vertraut miteinander zu sein. Ist das jetzt noch wichtig?«
    »Durchaus. Ich möchte mithilfe der beiden den Mörder zu fassen bekommen.« Pitt empfand tiefes Schuldbewusstsein, weil es keine Möglichkeit gab, Landsborough schonend auf den Schock vorzubereiten, der ihm bevorstand. Aber so nah, wie der Mann seiner Schwester stand, konnte er nicht ausschließen, dass er ihr die Wahrheit verriet – sei es unabsichtlich oder weil er ihr Kummer ersparen wollte, und sei es auch noch so wenig. »Danke«, sagte er. »Zwar habe ich vermutet, dass mir die beiden die Wahrheit gesagt haben, doch bestand die Möglichkeit, dass sie logen, falls sie mit in die Sache verwickelt waren.«
    Landsborough runzelte die Stirn. »Sie haben aber doch gesagt, dass es jemand war, dem er vertraute«, sagte er.
    »Damit hat es auch seine Richtigkeit. Aber
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