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Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman

Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman

Titel: Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman
Autoren: Anne Perry
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Absicht, Thomas?«
    Charlotte ließ den Blick zwischen ihr und Pitt wandern.
    »Ich kann das nicht einfach so durchgehen lassen, Tante Vespasia«, sagte er. Die ganze Sache verursachte ihm Qualen. »Piers Denoon hat nicht nur eine junge Frau vergewaltigt und Geld für die Anarchisten beschafft, die den Anschlag in der Myrdle Street und höchstwahrscheinlich auch den in der Scarborough Street verübt
haben, er hat vor allem Magnus getötet. Wenn es überhaupt eine Möglichkeit gibt, Wetron endlich das Handwerk zu legen, dann die, dass ich Piers wegen dieses Mordes festnehme und sein Vater erfährt, auf welche Weise Wetron ihn benutzt hat.«
    »Ja«, stimmte sie zu. »Ich sehe auch keinen anderen Ausweg.«
    Mit einer Trauer in der Stimme, die ihn fast erstickte, sagte Pitt: »Anfangsfehler sind oft nicht besonders bedeutend und lassen sich meist wieder gutmachen, wenn man rechtzeitig dafür bezahlt. Piers aber hat immer noch mehr Fehler begangen, um nicht für den ersten zahlen zu müssen, bis sie so gewaltig wurden, dass er nicht mehr dafür bezahlen konnte. Es tut mir Leid.«
    Charlotte beugte sich vor und legte spontan eine Hand auf die Vespasias. Wenn ihr die Geste bewusst geworden wäre, hätte sie das vielleicht nicht gewagt.
    »Natürlich.« Vespasia nickte kaum wahrnehmbar. »Ich habe das wohl nicht richtig bedacht. Wie aber willst du ihn festnehmen? Hat nicht Voisey gesagt, dass er das Land auf dem Wasserweg verlassen wollte?«
    »Wir wissen nicht, ob das stimmt«, sagte Pitt, dem seine Vertrauensseligkeit nach wie vor peinlich war. »Ich nehme an, dass uns Edward Denoons Verhalten einen Hinweis darauf liefern wird, ob sein Sohn noch im Lande ist. Ich vermute, dass er zumindest einen Teil des Geldes zur Verfügung gestellt hat, mit dem dieser die Anarchisten finanziert hat, sofern die erpressten Schutzgelder nicht reichten.«
    »Ich verstehe. Möchtest du, dass sich Edward Denoon in Lord Landsboroughs Haus befindet, wenn du es ihm sagst?« Vespasias Frage klang fast wie ein Angebot.
    Alles krampfte sich in Pitt zusammen. »Ja … bitte.«
    »Ich würde gern einmal telefonieren.«
    Er bot ihr seine Hand.
    Sie stand auf, ohne sie zu nehmen, und warf ihm einen abweisenden, zugleich aber belustigten Blick zu. »Ich bin zwar vom Kummer niedergedrückt, Thomas, aber durchaus imstande, allein aufzustehen!«
    Pitt wandte sich an Gracie. »Danke«, sagte er aufrichtig. »Möglicherweise gibt es tatsächlich eine Stelle, an der Wetron ein wenig verletzlich ist.«
    Gracie errötete vor Freude.
    Pitt richtete den Blick auf Charlotte und sah ihr eine Weile wortlos in die Augen. Dann folgte er Vespasia in die Diele.

    Vespasia brachte Pitt in ihrer Kutsche zum Haus der Familie Landsborough, bevor sie in ihr eigenes zurückkehrte. Auf der kurzen Fahrt saßen sie einander schweigend gegenüber, ohne das traurige Thema weiter anzusprechen. Pitt dachte daran, wie Voisey auf dem Boden seines Büros gelegen hatte, von einem Augenblick auf den nächsten all dessen beraubt, was ihn so lebendig hatte erscheinen lassen. All seine Wut und Habgier waren dahin, all sein Witz und sein Machthunger. Was Vespasia beschäftigte, wusste er nicht, doch vermutete er, dass sie an Sheridan Landsborough und seinen Kummer dachte, an Enid und den Schmerz, der ihr bevorstand.
    »Danke, Tante Vespasia«, sagte er leise, als die Kutsche hielt.
    Statt einer Antwort lächelte sie ihm leicht zu. Auf ihren Zügen lag tiefes Mitgefühl.
    Gern hätte er gewusst, was er sagen oder tun konnte, und wäre es nur eine kleine Geste, aber ihm fiel nichts ein, und so verabschiedete er sich schließlich einfach, als er ausstieg und den Wagenschlag hinter sich schloss.
    Der Lakai der Familie Landsborough empfing ihn ohne den geringsten Ausdruck von Überraschung und ohne nach seinem Namen zu fragen. Sheridan und Cordelia erwarteten ihn im Wohnzimmer. Auch das Ehepaar Denoon war anwesend. Alle wandten ihre bleichen Gesichter der Tür zu, als sie seine Schritte im Vestibül hörten.
    Landsborough trat auf ihn zu. »Guten Tag, Mr Pitt. Es ist sehr freundlich von Ihnen, uns persönlich zu informieren.«
    »Ich nahm an, dass Sie es wissen möchten«, gab Pitt zur Antwort. »Wir haben inzwischen genug Beweismaterial, um den Mann festzunehmen, der Ihren Sohn getötet hat.«
    Landsborough wandte sich seiner Gattin zu, die einen Seufzer der Erleichterung ausstieß.
    »Danke«, sagte sie mit unsicherer Stimme. »Das … das Warten war sehr belastend.«
    Landsborough wahrte
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