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Flaming Bess 07 - Das galaktische Archiv

Flaming Bess 07 - Das galaktische Archiv

Titel: Flaming Bess 07 - Das galaktische Archiv
Autoren: Thomas Ziegler
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ihm Sitz und Stimme im Direktorium abzusprechen. Ich beantrage ferner … «
    »Das Protokoll verlangt, daß vor einer Abstimmung die Vorwürfe zur Sprache gebracht werden«, sagte Lark. »Der Kriegsherr hat das Recht, sich zu den Anschuldigungen zu äußern.« Ein schlaues Lächeln blitzte auf seinem Raubvogelgesicht auf. »Ich denke, niemand von uns hat ein Interesse daran, bewährte Verfahrensregeln außer Kraft zu setzen.«
    Direktor Shung schnaufte verächtlich. »Sie sind eine Bürokratenseele, Lark. Wir verschwenden nur unsere Zeit. Jeder von uns kennt Kroms Vergehen. Wozu dann diese überflüssige Diskussion?«
    »Sie haben nicht darüber zu entscheiden, ob diese Diskussion überflüssig ist oder nicht!« schnappte Direktor Rikin. Der zwergenhaft kleine Mann warf Shung einen bösen Blick zu. »Ich verbitte mir, daß Sie sich Kompetenzen anmaßen, die Ihnen nicht zustehen. Ich … «
    »Aber meine Herren!« Pruss hob beschwichtigend die knochigen Hände. »Bleiben wir sachlich. Ich bin zwar auch der Meinung, daß an Kroms Schuld keine Zweifel bestehen, aber wir sollten ihm dennoch Gelegenheit geben, seinen Standpunkt darzulegen. Schließlich wollen wir keinen Präzedenzfall schaffen, nicht wahr?«
    Direktor Jorl, der Hüne mit den toten Augen, nickte bedächtig und legte die fleckigen, prankenähnlichen Hände auf den schwarzen Stahl der Tischplatte.
    »Krom hat in den vergangenen Jahren gute Arbeit geleistet«, sagte er mit flacher, schleppender Stimme. »Ein Narr, der dies nicht anerkennt.«
    »Es geht nicht um vergangene Leistungen, sondern um die Verfehlungen von heute«, knurrte Tary.
    »Krom hat die Autorität des Direktoriums mißachtet!«, stimmte Shung schnaufend und schwitzend zu. »Damit hat er sein Recht auf Anhörung und Verteidigung verwirkt!«
    Rikin sprang auf. »Unerhört! Ich protestiere mit aller Entschiedenheit gegen diese empörende Anmaßung! Wem wollen Sie als nächsten seine unveräußerlichen Rechte absprechen, Shung? Mir? Jorl? Lark?«
    Ein Tumult entstand. Alle schrien durcheinander, Haß und Feindschaft vergifteten die Atmosphäre. Nur Kriegsherr Krom bewahrte seine unerschütterliche Ruhe. Mit kalter Befriedigung verfolgte er die immer hitziger werdende Auseinandersetzung. Teile und herrsche, dachte er. Je uneiniger sich die Direktoren waren, desto besser für ihn.
    Schließlich, als der Streit seinen Höhepunkt erreicht hatte, hob er zum ersten Mal seine Stimme.
    »Ich bin bereit«, sagte er schneidend, »von meinem Amt als Kriegsherr der herculeanischen Streitkräfte zurückzutreten.«
    Abrupt trat Stille ein. Die Direktoren starrten ihn verblüfft an.
    »Vorausgesetzt«, fügte Krom mit einem dünnen Lächeln hinzu, »Sie überzeugen mich davon, daß mein Rücktritt unserer gemeinsamen Sache dienlich ist.«
    Shung schnaufte höhnisch.
    »Machen Sie sich nicht lächerlich, Krom«, knurrte Direktor Tary. »Ihre Meinung spielt überhaupt keine Rolle. Die Entscheidung über Ihren Rücktritt liegt bei uns und nicht bei Ihnen.«
    »Dann kommen Sie zum Thema.« Kroms Stimme klang noch eine Spur schärfer. »Ich habe nicht die Absicht, mir noch länger dieses vage Geschwätz anzuhören. Entweder Sie präzisieren Ihre Vorwürfe, oder ich gehe.«
    »Gut.« Tary nickte grimmig. »Das ist ganz in meinem Sinne. Kommen wir zum Thema. Wir alle wissen, wieviel Anstrengung es uns gekostet hat, die Schattentore zu öffnen und ins alte Heimatuniversum zurückzukehren. Wir alle wissen, wieviele Entbehrungen wir auf uns genommen haben, um uns jene militärische Überlegenheit zu verschaffen, mit der wir das Sternenreich des minderwertigen Menschentyps besiegen konnten. Nach jahrelangem zähen Ringen haben wir alle Welten der alten Menschen bezwungen und den Grundstein für die Herrschaft des Reinen Menschen über die Milchstraße gelegt. Wir haben einen beispiellosen Sieg errungen.«
    Tary machte eine dramatische Pause. »Aber der Sieg war nicht vollkommen. Sicher, unsere Armeen haben die Welten des Sternenbunds besetzt und Millionen und Abermillionen Gefangene gemacht. Die Vertreter des alten Menschentyps werden genetisch vermessen und selektiert, die gentechnische Züchtung des Reinen Menschen im großen Maßstab steht unmittelbar bevor.
    Niemand bestreitet Kroms Erfolge. Doch wenn wir seine Erfolge anerkennen, dürfen wir seine Mißerfolge nicht verschweigen — Mißerfolge, die unseren Sieg in eine Niederlage verwandeln können. In eine vollständige, katastrophale, endgültige
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