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Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Titel: Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht
Autoren: Thomas Ziegler
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Blut, raunte die Gedankenstimme. Sie ist ein Mensch, und ihr Blut ist heiß, und sie ist mein Freund, kleiner Bruder.
    Flaming Bess öffnete die Augen.
    Regenbogenlicht strömte aus dem Paratriebwerk, pulsierende Farben wanderten über das Schuppenkleid des wie versteinert dastehenden Dhrakanen.
    Ich bin Pra-Yaswän. Ich habe die Bücher der Zeit gelesen und die Spuren im Staub gedeutet, und ich habe einen Menschen zu meinem Freund gemacht. Die lautlose Stimme schwoll an und ebbte ab, im Rhythmus der pulsierenden Farben, als hätte das Regenbogenlicht sie konserviert. Denn dieser Mensch, kleiner Bruder, hält die Zukunft unseres Volkes in der Hand … Nun entscheide, kleiner Bruder. Ich habe gesagt, was gesagt werden mußte.
    Die Stimme verebbte endgültig, und kaum war das letzte Wort gesprochen, versiegte auch das Regenbogenlicht.
    Flaming Bess blickte hinauf zu dem bewegungslosen Dhrakanen, der in dieser Sekunde seine Lähmung überwand und sich nach vorn beugte, langsam, bedächtig, und Ka auf den Boden legte, so sanft wie eine Mutter ihr erstgeborenes Kind zum Schlaf betten mochte.
    Ein leises Stöhnen entrang sich dem Clansmann.
    Er lebt! dachte Bess. Ka lebt! Er ist nicht tot! dachte sie mit Tränen der Freude in den Augen.
    Ein fahlgrüner Schimmer spielte um den Kopf des Dhrakanen, wurde kräftiger, heller, umhüllte seinen Hals, seinen Rumpf, die Säulenbeine, verdichtete sich zum grünen Leuchten des Transmitterfeldes.
    Ein weißer Lichtstrahl stach durch das wabernde Grün und bohrte sich in Bess’ Augen, in ihre Gedanken, ihre Seele.
    Worte formten sich in ihrem Bewußtsein.
    Ihr seid frei. Geht und kehrt niemals zurück. Denn euer Blut ist heiß wie das des Feindes, der tötet, was niemand töten darf. Aber Pra-Yaswän bürgt für euch, und ihr seid frei. Also geht und kehrt niemals zurück. Denn eure Gestalt ist die des Feindes, der verdirbt, was niemand verderben darf. Aber Pra-Yaswän bürgt für euch, und ihr seid frei. Also geht und kehrt niemals zurück. Denn ihr seid vom gleichen Volk wie der Feind, der wagt, was niemand wagen darf. Aber Pra-Yaswän bürgt für euch, und ihr seid frei. Also geht und kehrt niemals dorthin zurück, wo die Echse herrscht.
    Das grüne Leuchten des Transmitterfeldes erlosch.
    Der Dhrakane war fort.
    Und Flaming Bess wußte, daß im gleichen Moment auch das Fesselfeld verschwunden war.
    Frei, dachte sie ungläubig. Wir sind frei … !
    Sie sah Ka an. Seine Lider flatterten, seine Augen öffneten sich, und in seinen Augen las sie, daß auch er erkannt hatte, was und wer der Feind der Dhrakanen war.
    Die Herculeaner, dachte Flaming Bess. Die Dhrakanen kennen die Herculeaner. Sie haben uns für herculeanische Klonsoldaten gehalten, und wenn Pra-Yaswän dies nicht vorausgeahnt und die Botschaft hinterlassen hätte …
    Sie fröstelte.
    Ka richtete sich langsam auf und wischte sich das Blut aus dem Gesicht.
    »Es ist vorbei«, sagte er heiser.
    Vorbei? Flaming Bess schüttelte den Kopf. Sie dachte an Mahmed, den verrückten Propheten, der die Macht hatte, Menschen in Marionetten zu verwandeln und das Tor zur Dimension der Schattenwelt zu öffnen; an den Unbekannten, der dem Dhrakanen den Weg in die unteren Decks freigesprengt hatte; an Kriegsherr Krom und seine Klonarmeen, an die ungezählten Millionen Gefangenen in den Menschenlagern; und an den langen, gefährlichen Weg, der noch vor ihnen lag.
    »Es ist nicht vorbei«, sagte sie. »Wir stehen erst am Anfang, Ka, erst am Anfang.«
    Und am Ende, dachte sie, die Erde … vielleicht.
     
     
     
    ENDE
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