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Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Titel: Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht
Autoren: Thomas Ziegler
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Boden verschlang ihn wie ein hungriges Maul. Einen Moment später hörte sie den dumpfen Aufprall, gefolgt von schweren, sich rasch entfernenden Schritten.
    »Zentrale!« schrie Flaming Bess in ihr Armbandkom. »Der Dhrakane ist entkommen. Alarm für alle Decks. Ich wiederhole: Alarm für alle Decks!«
     

7.
     
    »Sie werden uns töten«, schluchzte die dicke Frau. »Diese schrecklichen Echsen werden uns alle umbringen.«
    Gahl Belfort hielt den Kopf gesenkt und preßte die Hände auf die Ohren.
    Die Luft in der Kantine war stickig, und die Angst hing wie ein drohender Schatten über dem großen Raum, »Wir werden sterben!«
    Bei allen Sternen, dachte Gahl, warum hält sie nicht den Mund?
    Die Flüchtlinge, die dicht gedrängt an den Tischen saßen oder in kleinen Gruppen entlang der Wände kauerten, waren in bedrücktes Schweigen versunken, und in der Stille klang die Stimme der dicken Frau unnatürlich laut.
    »Es ist Flaming Bess’ Schuld«, jammerte sie. »Es ist ganz allein ihre Schuld. Warum mußte sie uns ausgerechnet ins Reich der Dhrakanen bringen? Haben wir nicht genug gelitten? Zuerst die Herculeaner, und jetzt diese Echsen. Wir werden sterben. Wir werden alle sterben.«
    Irgendwo wimmerte ein Kind.
    »Ich will nicht sterben«, schluchzte die Frau. »Ich will leben. Ich … «
    »Kannst nicht das Maul halten, das verdammte?« fluchte jemand. Eindünner Mann mit geflochtenem Haupthaar schob sich durch die Menge und schüttelte drohend die Faust; Lagoslav Vanshunje, der Westwolken-Bewohner. Vor der dicken Frau blieb er stehen, das Gesicht von Zorn und Furcht entstellt. »Merkst nicht, daß keiner nicht dein garstiges Gejam mer hören will? Still jetzt, altes Weib, hörst? Kann’s nicht mehr ertragen!«
    Ein junger Mann stieß Vanshunje barsch zur Seite und kniete neben der weinenden Frau nieder. »Lassen Sie Marchja in Ruhe! Sehen Sie nicht, dass sie Angst hat?«
    »Hier ist keiner nicht ohne Angst«, knurrte Vanshunje. »Dies Weib macht alle krank. Still soll sie sein, sag ich. Hat genug gejammert.«
    Der junge Mann funkelte ihn an und strich dann der Frau tröstend über den Kopf. Mit einer leisen Verwünschung wandte sich Vanshunje ab und entdeckte Gahl. Noch immer fluchend, hockte er sich neben sie.
    »Hat uns noch gefehlt, nicht, die hysterische Alte«, sagte er. »Schrecklich, das Gejammer, einfach schrecklich.« Er schnaufte. »Und du, Gahl? Wo hast deine Katz gelassen? Hast sie doch sonst immer dabei, nicht?«
    »Diva ist in meiner Kabine«, antwortete sie geistesabwesend.
    Sie sah zum Ausgang, neben dem mehrere SD-Männer und Flottensoldaten postiert waren. Einer der Soldaten war blond, und einen Moment lang hoffte sie, daß es Calvin Kospodin war, doch dann drehte sich der Mann um, und enttäuscht blickte sie in ein breites, bärtiges Gesicht.
    »Na«, meinte Vanshunje mit einem gezwungenen Lächeln, »ist zum Glück nur eine schuppige Kreatur nicht. Hat keine Chance gegen unsere Soldaten. Wird bald alles vorbei sein.«
    Gahl schwieg. Mahmed, dachte sie, hilf uns, Prophet. Rette uns vor dem Dhrakanen …
    Sie seufzte.
    Vanshunje klopfte ihr unbeholfen auf die Schulter.
    »Wird schon werden, Gahl. Wirst sehen, die Kommandantin wird’s schon richten.«
    Aber die Raumstation! durchfuhr es Gahl. Selbst wenn es den Soldaten gelingt, den Dhrakanen zu töten — die Echsen auf der Station werden ihn rächen.
    Vanshunje stand auf. »Werd’ mich ein wenig umhören«, erklärte er.
    »Kann sein, nicht, daß auch wir bald kämpfen müssen. Na, ist besser als dazusitzen und auf den Fremdling zu warten.«
    Er ging davon.
    Gahl blickte ihm nicht nach. Sie schloß die Augen und wünschte, bei ihren Brüdern und Schwestern zu sein, bei den Auserwählten, und den Frieden zu spüren, die Gewißheit, daß ihr in der Nähe des Propheten kein Leid geschehen konnte. Aber Mahmed hatte sie fortgeschickt, und sie war allein. Allein mit ihrer Angst und ihren Erinnerungen an Dragensteyn … Niedergeschlagen ließ sie ihre Blicke durch die überfüllte Kantine wandern. Es gab nur wenig vertraute Gesichter. Nach dem Ausbruch des Dhrakanen aus dem 6. OD war das Fünfte in aller Eile evakuiert worden, und inzwischen strömten auch die Bewohner des 4. OD in die tiefer gelegenen Decks.
    »Niemand wird ihn aufhalten«, sagte jemand hinter ihr. »Der Dhrakane ist ein Ungeheuer. Ich habe gesehen, wie er zwei SD-Männer überrannt hat. Sie haben auf ihn geschossen, mit schweren Laserwaffen, aber die Strahlen haben nicht einmal
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