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Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Titel: Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht
Autoren: Thomas Ziegler
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dann waren zwei SD-Männer und ein junges Mädchen in der weißen Montur des Medizinischen Korps bei ihr, und die Schreie verwandelten sich in Schluchzer, als die Sanitäterin ihr mit einer Injektionspistole ein Beruhigungsmittel in die Halsschlagader schoß. Dann verklang auch das Schluchzen.
    Der Zwischenfall wirkte wie ein Signal.
    Dutzende von Menschen sprangen auf und drängten zum Ausgang. Gahl wurde angerempelt, gestoßen, von der Menge mitgetragen, und sie spürte die beginnende Hysterie, die unterschwellige Panik.
    »Beruhigen Sie sich!« gellte Darbs Stimme durch den Lärm. »Es besteht keine unmittelbare Gefahr.«
    Jemand ergriff Gahls Arm, und als sie den Kopf drehte, sah sie in ein dunkles Gesicht, von lockigen Haaren umrahmt, und mit Augen, grün wie ein unreifer Apfel.
    »Shee!« rief sie erleichtert. »Shee d’Anshe!«
    Die Linderghast-Frau brachte ihren Mund an Gahls Ohr und raunte: »Der Prophet schickt mich, Schwester Gahl. Er ruft dich zu sich. Komm, Schwester Gahl, rasch, du hast eine Mission zu erfüllen …«
    Der Prophet! Mahmed!
    Gahl lachte vor Freude und Erleichterung, und nur am Rande ihres Bewusstseins nahm sie wahr, wie schrill ihr Lachen klang. Der Prophet hatte sie nicht vergessen! Er rief sie zu sich, um sie vor der schrecklichen fremden Kreatur zu beschützen, vor dem Feind mit den hungrigen, Hasserfüllten Augen, die in der Kälte des Weltraums gefroren waren, und der nur lebte, um das Leben zu verderben …
    Widerstandslos ließ sie sich von Shee durch die Menge zerren, sah Darbs Gesicht vorbeihuschen, noch immer bleich und sorgenvoll, und schon war sie draußen auf dem Korridor, und erst als sie in den Seitengang bogen, der zur unbewohnten Hecksektion des Decks führte, erfaßte sie den Sinn von Shees letzten Worten.
    Abrupt blieb sie stehen.
    »Eine Mission?« fragte sie verwirrt. »Was für eine … «
    »Nicht jetzt«, zischte die Linderghast-Frau mit einem nervösen Blick zum Hauptkorridor, zu den SD-Männern, die vergeblich versuchten, die angsterfüllten Flüchtlinge zu beruhigen. »Gleich wirst du alles erfahren. Komm, Schwester, schnell, schnell.«
    Gahl drehte den Kopf, und einen Moment lang glaubte sie, in der Menge eine große, kräftige Gestalt in der Purpuruniform der Flotte zu erkennen, einen Mann mit blonden Haaren — Kospodin? War es Calvin Kospodin? — , aber dann war der Raumsoldat verschwunden.
    »Komm jetzt!« herrschte Shee d’Anshe sie an.
    Gahl fuhr unter dem scharfen Tonfall zusammen. »Aber …«
    »Der Prophet ruft dich«, sagte die Linderghast-Frau. »Du bist eine Auserwählte, hast du das vergessen?«
    »Der Prophet«, murmelte Gahl. Ja, natürlich, sie war eine Auserwählte; der Prophet hatte ihr Gesicht in den ungeborenen Welten der Zukunft gesehen. Sie gehörte zu den wenigen glücklichen Menschen, denen es bestimmt war, mit Mahmed in das Land der Verheißung zu ziehen, wo Frieden herrschte, ewiger Frieden, und wo kein Feind sie finden würde. Wenn der Prophet sie rief, mußte sie seinem Ruf folgen.
    Sie war sein.
    Der Gedanke vertrieb die klirrend kalte Angst in ihrer Seele, und sie erinnerte sich an das Gefühl der Sicherheit im Kreis der Auserwählten, an Mahmeds Aura des Trostes, und wie geborgen sie sich gefühlt hatte.
    »Ich komme, mein Prophet«, flüsterte sie, und Shee d’Anshe lächelte: erleichtert, zufrieden, rätselhaft.
    Sie liefen durch den leeren Gang, eine gewundene Rampe hinauf und durch einen Lagerraum voller blitzender Metallröhren und wuchtiger Aggregate, in durchsichtigem Plastik konserviert, dann einen engen Tunnel entlang, nur matt von einer einsamen Notleuchte erhellt, und gelangten schließlich auf einen Hauptkorridor.
    Manchmal hörte Gahl Schritte hinter sich, leise und flink, doch wenn sie einen raschen Blick über die Schulter warf, war alles leer. Die Linderghast-Frau schien nichts davon zu bemerken, und Gahl war überzeugt, daß sie sich getäuscht hatte.
    Sie folgten dem Korridor und stießen fast mit einem Trupp Raumsoldaten zusammen, aber Shee zog Gahl rechtzeitig in einen Nebengang, der nach wenigen Metern abknickte. Hinter der Biegung warteten sie, bis die Soldaten vorbeimarschiert waren, und hasteten dann weiter.
    Endlich erreichten sie einen niedrigen, ovalen Raum in unmittelbarer Nähe des Frachtenaufzugs, der vom 4. OD hinunter ins Maschinendeck führte. Die Wände waren über und über mit Skalen, Displays und Kontrolldioden übersät; die Dioden waren dunkel, die Anzeigen der Meßgeräte standen auf
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