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Flaming Bess 01 - Das Erbe der Erde

Flaming Bess 01 - Das Erbe der Erde

Titel: Flaming Bess 01 - Das Erbe der Erde
Autoren: Thomas Ziegler
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gab es Wichtigeres zu tun. Diese Stadt brannte, und Menschen waren in Gefahr. Sie mußte die Menschen retten. Sie war trotz allem die Kommandantin, und von ihren Entscheidungen hing das Leben der Frauen und Kinder im Tempel ab.
    Die Mäandertreppe lag in Trümmern, und überall im weißen Gesteinsschutt, wie Schaufensterpuppen, tote Herculeaner. Ihre Blicke wanderten weiter, zu den brennenden Gebäuden am Rand des Platzes, zu den dunklen Gestalten, die sich wie Schattenrisse vom feuerroten Hintergrund abhoben. Sie schwärmten aus und marschierten auf den Tempel zu, während oben am funkengefleckten Himmel die ersten Flugmaschinen auftauchten: tropfenförmige Transporter, die dröhnend zu Boden sanken und sofort nach der Landung Hunderte von Soldaten ausspuckten.
    Flaming Bess hatte genug gesehen.
    Vorsichtig zog sie sich ins Innere des Tempels zurück. Die Frauen und Kinder standen noch immer eng zusammengedrängt im hintersten Winkel der Halle und starrten sie mit einer Mischung aus Hoffnung und Furcht an. Ka, der narbengesichtige Mann in der kupfernen Schuppenrüstung, hatte sich breitbeinig vor den Flüchtlingen aufgebaut, die Waffe im Anschlag, entschlossen, sie mit seinem Leben zu verteidigen.
    Als er sie erkannte, entspannte er sich und ließ die Waffe sinken. »Kommandantin!«
    Er sprach das Wort seltsam aus; die Betonung lag auf der zweiten Silbe, die Endung wurde verschluckt, das d klang wie t . Also hat sich auch die Sprache verändert, dachte sie. Mein Gott, wieviel Zeit ist wirklich vergangen? Sie verdrängte den Gedanken. Sie mußte sich auf das Wesentliche konzentrieren, auf die Flucht. Der Tempel war eine Todesfalle.
    »Wir müssen von hier verschwinden«, sagte sie knapp. »Der Feind nähert sich. Die Übermacht ist zu groß. Gibt es einen zweiten Ausgang?«
    Er schüttelte den Kopf; sie hatte nichts anderes erwartet.
    »Dann werden wir uns einen Ausgang schaffen«, erklärte sie. »Was liegt hinter dieser Wand?«
    Ka drehte den Kopf. »Das Niemandsland zwischen Stadt und Palast, aber … « Er zuckte die Schultern. »Wir haben keine Chance, den Palast zu erreichen. Herculeanische Stoßtrupps sind ins Niemandsland vorgedrungen und belagern das Kraftfeld. Wir … «
    Flaming Bess brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Wir werden sehen. Sie da!«
    Bess deutete auf eine junge Frau, die einen abgewetzten Lederbeutel an ihre Brust preßte. »Kommen Sie!« Die Frau trat zögernd näher.
    »Ich … ich bin Gahl«, sagte sie nervös. »Gahl Belfort.«
    »Gehen Sie zum Portal«, befahl Bess. »Wenn die Herculeaner die Treppe erreichen, schlagen Sie Alarm. Verstanden, Gahl?« Sie nickte und hastete davon. Bess wandte sich wieder an Ka. »Gibt es eine Möglichkeit, Verbindung mit dem Schiff aufzunehmen?«
    Er starrte sie verständnislos an. »Welches Schiff?«
    »Das Sternenschiff«, sagte sie ungeduldig. »Die NOVA STAR. Zum Teufel, welches Schiff könnte sonst gemeint sein?«
    Langsam schüttelte er den Kopf. »Ich kenne keine NOVA STAR. Und auf Terminus gibt es keine Raumschiffe mehr. Die Schiffe des Sternenbundes sind alle im Krieg zerstört oder von den Herculeanern erobert worden. Unser letztes Interstar-Schiff wurde bei der Evakuierung Dragensteyns schwer beschädigt. Es explodierte kurz nach der Landung. Wir können nicht fliehen.«
    Sie sah ihn an. Es war unmöglich. Er mußte die NOVA STAR kennen! Das erste Sternenschiff der Menschheit, die riesige Arche mit hunderttausend Kolonisten an Bord … Zum Teufel, er und die anderen waren doch die Kinder oder Enkel der NOVA-STAR-Kolonisten! Oder … stammten sie etwa von einem anderen Sternenschiff? Nein, unmöglich! Sicher, die Vereinten Nationen hatten den Bau weiterer Archen geplant, aber …
    Die Stadt! dachte Bess. Die veränderte Sprache, ein Sternenbund, dem viele verschiedene Planeten angehören und der in einen mörderischen Krieg verstrickt ist … Mein Gott, wieviel Zeit ist vergangen?
    »Sie haben noch nie von der NOVA STAR gehört?« fragte sie heiser.
    »Aber Sie kennen mich! Sie wissen, wer ich bin!«
    »Sie sind die Alte Kommandantin«, nickte Ka. »Sie sind Flaming Bess. Jeder kennt die Legende von Flaming Bess und der verlorenen Erde.«
    Der Boden unter ihren Füßen schien zu schwanken. »Legende?« presste sie hervor. »Eine Legende? Großer Gott, wie lange habe ich geschlafen? Wie lange? «
    »Jahrtausende«, sagte er. »Viele Jahrtausende. Terminus ist eine alte Welt, Kommandantin. Älter als der Sternenbund, älter als die
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