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Flaming Bess 01 - Das Erbe der Erde

Flaming Bess 01 - Das Erbe der Erde

Titel: Flaming Bess 01 - Das Erbe der Erde
Autoren: Thomas Ziegler
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sie sah sich im Ausbildungszentrum der Raumfahrtbehörde in Houston; die Jahre auf der Universität; ihre Jugend, ihre Kindheit, ihr ganzes Leben, in einem einzigen, zeitlosen Moment zusammengefaßt.
    Sie wollte schreien, und sie war stumm.
    Sie wollte fliehen, und sie war gelähmt.
    Es gab kein Entkommen, nur die kalte, klinische, sezierende Neugier dieses mächtigen fremden Geistes, der ihre Erinnerungen trank.
    Dann, nach einer Ewigkeit, ließ der Druck um ihren Schädel nach. Aber sie konnte sich noch immer nicht bewegen. Sie war gefangen; sie war gebannt.
    Ich bin ein Freund.
    Die borkigen Lippen des Dhrakanen zitterten, und ein kehliges Stöhnen erklang.
    Ein Beben durchlief den schuppigen Leib.
    Ein weiter Weg, raunte die körperlose Stimme in ihrem Bewußtsein. Ich habe die Täler des Lebens durchwandert, und nun stehe ich am Fuße der Berge des Wissens. Ich werde ihre glänzenden Gipfel sehen. Ich werde erkennen … Seine mentale Stimme wurde zu einem Flüstern.
    Er stirbt, dachte Bess.
    Der Tod ist nur ein Schritt von vielen, und nicht der letzte auf dem langen Weg des Geistes. Wenn das Tal des Lebens durchwandert ist, streift der Geist die Hülle des Körpers ab und steigt hinauf zu den Bergen des Wissens. Ich fürchte nicht den Tod. Ich fürchte nur die Last des Lebens, die mich an das Tal des körperlichen Daseins kettet, die Bürden unvollendeter Werke. Erst wenn alles getan ist, was getan werden muß, ist der Geist leicht genug, um die Berge zu erklimmen. Ich sehe sie … Das Licht ihrer Gipfel …
    Warum bist du gekommen? dachte Bess. Hast du den Ruf gehört? Bist du gekommen, um uns zu helfen?
    Ich bin dem Weg gefolgt, der mir vorgezeichnet war. Ich bin Pra-Yaswän, der geht, wo niemand wandelt. Ich habe die Bücher der Zeit gelesen und die Spuren im Staub gedeutet. Ich habe die Sterne gezählt und das Echo der Vergangenheit in ihrem Licht gesehen. Ich war in der Leere, wo es keine Worte gibt, und ich war das Wort, das die Leere füllte. Ich bin der Wissende, aber mein Wissen ist ein Staubkorn im Vergleich zum Massiv der Berge der Erkenntnis.
    Ich kenne die Menschen!
    Ich bin Pra-Yaswän, der geht, wo niemand wandelt.
    Ich bin dem Ruf gefolgt, und ich sehe in deinem Geist, daß der Rufer das Tal des Lebens verlassen hat.
    Kannst du uns helfen, Pra-Yaswän? fragte Flaming Bess. Bringst du den Menschen Hilfe gegen den gnadenlosen Feind?
    Mein Weg liegt hinter mir. Ich bin gekommen, um Hilfe zu bringen.
    Die Hilfe liegt in euch selbst. Ich bin gekommen, um mich der letzten Bürde zu entledigen. Also höre zu, Mensch.
    Der Feind, den du fürchtest, ist Fleisch von deinem Fleisch.
    Wir sind alt.
    Der Weg, den du gehst, führt dich in die Vergangenheit.
    Wir sind kalt.
    Der Weg endet, wo er begann.
    Wir warten.
    Was zersprang, muß zusammengefügt werden; wo die Schatten fallen, muß Licht werden; was ruht, muß auferstehen.
    Ich kenne dich, Mensch!
    Hinter dir liegt der Abgrund der Zeit, und im Schutt der Jahre begraben das unerfüllte Versprechen.
    Ich kenne dich, Mensch der Erde!
    Ich weiß, woher du kommst und wohin du gehst. Du weißt um den Ursprung, und dennoch weißt du nichts. Die anderen, die nach dir kamen, haben für immer vergessen, aber du trägst das Erbe in dir. Du spürst es nicht; du siehst es nicht; doch es ist da. Wenn der Tag kommt, wirst du dich erinnern, und es wird ein großer Tag für dich und für alle deines Blutes.
    Wir sind alt.
    Wir sind kalt.
    Wir warten.
    Warten, ohne zu wissen. Die Zeit zieht an uns vorbei.
    Wir sehen die Sonnen aufleuchten, brennen und erlöschen, und wir warten. Wir halten die Fackel, doch unsere Hand ist müde. Vor uns das Nichts, lockend und bereit, und hinter dem Nichts die Berge des Wissens. Die Gipfel rufen uns, doch unsere Bürde ist zu schwer. Wir stehen auf der Schwelle, und wir können die Schwelle nicht überschreiten.
    Also höre, Mensch!
    Du bittest um Hilfe. Du verlangst Antworten. Du suchst den Weg.
    Ich bin Pra-Yaswän, der geht, wo niemand wandelt. Ich bin ein Sucher wie du. Ich bin vom kalten Blut, und dein Blut ist heiß. Ich bin alt, und du bist jung. Ich bin müde, und du bist stark.
    Du bist ein Mensch der Erde.
    Gehe den Weg zurück, bis zum Ursprung. Dort wirst du Hilfe bekommen und Antworten erhalten. Und fürchte dich nicht. Der Tod folgt deinen Spuren, doch der Tod hat dein Gesicht. Die Gefahr ist dein Begleiter, aber sie ist nicht dein Herr. Das Ende des Weges liegt im Dunkeln, und ich kann nicht sehen, ob dort der Sieg oder die
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