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Flagge im Sturm

Titel: Flagge im Sturm
Autoren: Mirinda Jarrett
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Christlichkeit wird uns diesmal nichts außer Schwierigkeiten bringen. Ihr befehlt meinem Caleb und den beiden anderen, ihren Hals für Euch zu riskieren und „Ich bitte Caleb“, stellte Demaris leise richtig. „Ich befehle ihm nichts.“
    „Ja, ja, Mistress, er tut, was Ihr wollt, ob Ihr ihn nun bittet oder es ihm befehlt“, versetzte Ruth ärgerlich. „Er mag Euch viel zu gern, um Euch etwas abzuschlagen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Hört auf meine Worte! Ihr werdet schon genug zu leiden haben, falls die Zolleintreiber nach Nantasket kommen, und jetzt opfert Ihr Euch auch noch für irgendeinen windigen Schurken auf, der uns alle an den Galgen bringen kann.“
    „Ich habe dich nicht aufgefordert, das Urteil über diesen Mann zu sprechen, Ruth. Du kannst nicht wissen, ob er tatsächlich ein Schurke ist. “
    „Hat er Euch erzählt, dass er keiner ist?“
    „Er hat mir so gut wie überhaupt nichts erzählt. Der Schlag auf den Kopf hat ihm das Gedächtnis genommen. Der arme Mann erinnert sich nicht einmal an seinen eigenen Namen.“ „Der arme Mann!“, höhnte Ruth. „Der Teufel soll Euren armen Mann holen! Ihr werdet ihm doch nicht etwa seine Geschichte glauben?“
    „Doch, Ruth“, antwortete Demaris leise und streichelte Elis weiche Wange. „Ich glaube, der Mann ist wirklich vollkommen verloren.“
    „Und das werdet Ihr auch sein, Mistress Allyn. Sagt mir später nur nicht, ich hätte Euch vor Eurer Torheit nicht gewarnt.“ Düster schüttelte Ruth den Kopf und goss Wasser aus einem Eimer in den Kessel.
    Derweil blickte Demaris zu Eli hinunter und hoffte inständig, Ruth könnte ihr diese „Torheit“ nicht schon vom Gesicht ablesen.
    „Nun, Ihr seid doch sicherlich nicht hergekommen, um Euch einen Rat anzuhören, den Ihr gar nicht haben wollt, oder?“, fragte Ruth.
    Behutsam legte Demaris den inzwischen eingeschlafenen Säugling in die grobgezimmerte Wiege. „Heute Nacht werde ich zusammen mit den anderen wieder auf Kapitän van Vere warten. Falls du kannst, wäre ich dir dankbar, wenn du bei Jonathan wachen würdest.“
    „Jonathan heißt er also, ja? Sagtet Ihr nicht, er hätte seine ganze Erinnerung verloren?“
    Demaris fühlte sich ertappt. Sie errötete. „Dieser Name war in seinem Taschentuch eingestickt.“
    „Und ist der Bursche immer noch so stattlich, wie Caleb behauptet, oder hat das Fieber ihn seiner männlichen
    Schönheit beraubt?“
    Demaris' Wangen wurden noch heißer. „Ich habe nicht darauf geachtet.“
    Ruth winkte verächtlich ab. „Wenn eine Frau nicht mehr merkt, ob ein Mann schön ist oder nicht, dann muss sie selbst schon tot sein.“
    „Nun denn, ja, die meisten Frauen würden ihn wohl recht ansehnlich finden.“ Demaris wünschte, Ruth würde sich nicht ganz so unverblümt ausdrücken. „Im Übrigen kannst du ihn dir ja selbst anschauen. Ich möchte, dass du heute Nacht bei ihm bleibst und ihm irgendetwas Unverfängliches erzählst, falls er fragt, wo ich bin.“
    „Sehr wohl. Eli und ich werden ihm Gesellschaft leisten.“ Ruth lächelte vergnügt. Demaris einmal ein wenig außer Fassung geraten zu sehen, freute sie ebenso sehr wie die Aussicht, den Fremden in Augenschein nehmen zu können. „Und von uns beiden erfährt er keine Geheimnisse. “
    „Ich bedanke mich, Ruth.“ Demaris stand auf und wandte sich zum Gehen. „Richte bitte Caleb aus, dass wir uns heute Nacht treffen.“
    „Mistress, wartet.“ Wieder ernst geworden, berührte Ruth Demaris’ Ärmel. „Haltet Ihr den Mann tatsächlich nicht für einen Schurken, obwohl er doch einen scharlachroten Rock trug und mit einer Kugel im Bein und alten Messernarben auf der Brust an Euch geraten ist?“
    „Ich glaube es so lange nicht, bis er mich vom Gegenteil überzeugt. “
    „Ehrlich, Mistress, welcher Halunke würde schon freiwillig gestehen, dass er ein Schurke ist?“
    „Ruth, du hast dir zu viele von Daniel Reeds Seeräubergeschichten über solche Leute wie Blackbeard oder Henry Morgan angehört“, schalt Demaris. „Was Daniel über Piraten weiß, hat er aus zweiter Hand in einer Rumschenke erfahren.“ „Dann ist Euer Jonathan also weder ein Verbrecher noch ein Königlicher Zollfahnder?“ Ruth blickte zweifelnd drein. „Und Ihr habt keine Angst vor ihm? Kein kleines bisschen?“ „Nein, Ruth“, antwortete Demaris fest. „Ich fürchte mich nicht vor einem armen, verlorenen Mann wie Jonathan Sparhawk.“
    Auf dem Heimweg gestand sie sich allerdings ein, dass sie nicht ganz aufrichtig
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