Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flachskopf

Flachskopf

Titel: Flachskopf
Autoren: Ernest Claes
Vom Netzwerk:
Scheu empfunden, als er aber aus der Nähe in diese überaus freundlichen Augen geblickt hatte, war jede Schüchternheit verschwunden.
    »Nun, mein Junge, möchtest du in der Druckerei arbeiten ?« Er wußte es also schon.
    »Jawohl, Herr.«
    »Und wie alt bist du ?«
    »Dreizehn Jahr, Herr.«
    Als nun die zwei freundlichen Augen ihn durch ihre Brillengläser etwas schärfer anguckten, wurde er rot bis an den Hals und fügte gleich hinzu: »Im dreizehnten Jahr, wollte ich sagen, Herr...«
    »Und wie lange bist du in die Schule gegangen ?«
    »Bis gestern mittag, Herr.« Flachskopf dachte mit Schrecken an die Fensterscheibe, die er bei Jef Joris zerschmissen hatte, und befürchtete, daß der Pater darüber auch etwas wissen könnte.
    »Was meinen die Eltern dazu ?«
    »Nichts, Herr, sie sagen, daß es ihnen recht ist...« Das würde Flachskopf schon in Ordnung bringen.
    »Schreibe hier mal deinen Namen !«
    Am Tisch stehend, schrieb er auf den weißen Rand einer Zeitschrift mit einer verrosteten Feder: Ludovicus Verheyden. Es war nicht besonders gelungen, das L war ziemlich schief und das V viel zu groß geraten.
    »Wenn ich auf einem Stuhl sitze, schreibe ich viel schöner«, erklärte er schüchtern.
    »Es ist gut, sehr gut sogar... Komm nun mal mit ins Bureau !«
    Flachskopf wurde ins Bureau geführt, und nachdem er dort noch einmal sämtliche Formalitäten erfüllt hatte, von dem »edlen Sohn Napoleons« gesungen, von der Schule, von Fompe, Dabbe und Tjeef erzählt hatte, bekam er von »Herrn Schoenaers« ein Stück Schokolade und von »Herrn Franken« eine Zigarre, und man teilte ihm mit, daß er schon am nächsten Tage im Bureau arbeiten dürfte. Von diesem Augenblick an wäre Flachsköpf für die beiden Benediktiner durchs Feuer gegangen.
    Als Flachskopf zu Hause erzählte, daß er bereits sein Examen gemacht hätte, um Drucker zu werden, fügten sich Vater und Mutter ins Unvermeidliche. Wenn die Herren im Kloster es so gewollt hatten, dann würde das wohl richtig sein, da wäre dann nichts dagegen einzuwenden, und sie müßten selber sehen, was sie mit Flachskopf anfingen...
    Am nächsten Morgen um acht Uhr saß Flachskopf im Bureau der Druckerei, zusammen mit Franz Snoecke, Dries Bergen und Bettes von Viktor Ohme, und schrieb in ein großes Buch die Namen einer unendlichen Reihe von »Mitgliedern der Brüderschaft Unserer Lieben Frau«.
    Und nun war es mit meinem herrlichen Lausbuben zu

    Ende

De Witte
    Aus dem Flämischen übertragen
    von Peter Mertens
    Insel-Verlag Zweigstelle Wiesbaden
    42.bis 51.Tausend: 1953
    Schrift: Linotype-Janson
    Gedruckt von Ludwig Oehms, Frankfurt a. M.
    Printed in Germany

Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher