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FKK im Streichelzoo - Roman

FKK im Streichelzoo - Roman

Titel: FKK im Streichelzoo - Roman
Autoren: Bjoern Berenz
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meinen Namen rufen. Aus dem Backstage-Bereich. Und dann noch einmal. Und noch einmal. Ganz kurz bin ich davon irritiert. Doch bevor ich die Information verarbeiten kann, erhaschen meine Augen etwas in den vorderen Reihen. In einem Meer aus knallbunten und schräg frisierten Haaren sticht eine blonde Hochsteckfrisur hervor. Keine Frage. Das da vorne ist Melanie.
    Mein Blick wandert über ihr Outfit. Aufgrund der schlechten Lichtverhältnisse erkenne ich nicht jedes Detail ihres Kostüms. Aber was ich erkenne, verschlägt mir den Atem. Es glitzert und funkelt. Einen kurzen Moment bin ich geblendet. Ich kann meine Augen nicht von ihr lösen.
    Melanie ist Seven of Nine. Das deassimilierte Crew-Mitglied des Raumschiffs Voyager. Das erotischste Science-Fiction-Babe aller Zeiten. Sie trägt einen hautengen Ganzkörperanzug, und im Gegensatz zu den beiden Avataren von gerade eben sieht sie darin einfach nur umwerfend aus. Über ihrer linken Braue blitzt sogar das Borg-Implantat.
    Jetzt gibt es kein Halten mehr für mich. Da ist sie! Inmitten von Klingonen, Ferengis und Romulanern. Und sie lacht. Sie strahlt mich an.
    »Melanie, ich war so ein Idiot!«, rufe ich, bin mir aber nicht sicher, ob sie mich hören kann.
    Knisternde Spannung schwebt über dem Saal. Und auch ich bin voller Spannung. Noch ein schwungvoller Schritt bis zum Mikro. Doch meine Hände greifen ins Leere. Stattdessen raubt mir ein Stoß in den Rücken den Atem. Ich verliere den Halt, stürze nach vorn, über den Bühnenrand. Mit mir fliegt der Mikrofonständer von der Bühne.
    Ich will noch danach greifen, entscheide mich im letzten Moment aber dagegen, um meinen Sturz wenigstens einigermaßen mit den Händen abzufangen. Es geht nicht tief nach unten. Vielleicht eineinhalb Meter. Grob geschätzt. Wenn man aus dieser Höhe aber der Länge nach auf dem Boden aufschlägt und dazu ein weiterer Körper auf einen drauffliegt, kann das schon eine atemberaubend schmerzhafte Grenzerfahrung sein.
    Ich weiß gar nicht, wie mir geschieht, als ich auf dem Bauch liegend verzweifelt versuche, Luft in meine ausgepressten Lungen zu bekommen. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie sich eine Gestalt unmittelbar vor mir aufrappelt und sich über mir aufbaut.
    Es ist ein bekanntes Gesicht.
    »Du hast mir alles versaut, hörst du?! Alles versaut hast du mir!«
    Es sind viele Fragen, die in diesem Moment auf mich einströmen. Von wo taucht der denn so plötzlich auf? Wie kommt er ohne Kostüm auf die Bühne, und vor allem: Wo zum Henker hat er das klingonische Schwert her?
    »Hagen!«, stammele ich überrascht und ängstlich zugleich. Schützend halte ich mir die Federhand vors Gesicht. Zum einen, weil mich die Schweinwerferspots an der Decke blenden. Zum anderen, weil ich das über mir schwingende Bathlet als sehr bedrohlich empfinde. Verstärkt wird diese Empfindung durch Hagens unentwegt blitzende Augen und den Schaum vor seinem Mund.
    »Was hast du dir dabei gedacht, als du diesen Scheißsong performt hast, he?«, stößt er wütend empor. »Hast du eine Ahnung, was du damit angerichtet hast? Sie will sich von mir trennen, du Arschloch! Lässt sich von diesem Bela schöne Augen machen und will jetzt mit den Ärzten auf Tour gehen und mich in Dubai sitzen lassen! Und du allein bist schuld!«
    »Aber Hagen …« Ich will ihm sagen, dass das alles ein riesengroßes Missverständnis war.
    Aber so weit komme ich nicht.
    Er schneidet meine Worte ab, indem er das klingonische Schwert nach unten schnellen lässt. Im letzten Moment gelingt es mir, mich zur Seite zu rollen. Ich höre, wie das Schwert im Holzboden eintaucht, und spüre gleichzeitig, dass ich von einem kleinen Splitter an der Schläfe getroffen werde. Doch dieser Schmerz ist schnell vorbei. Er wird überlagert von einem noch intensiveren Schmerz, als Hagen mir mit voller Wucht in die Seite tritt.
    Dann stürzt er sich auf mich und malträtiert mich mit seinen Fäusten. Sie treffen mich überall. Im Gesicht, auf den Schläfen, der Brust, den Schultern, im Magen. Ü-b-e-r-a-l-l.
    Kraftlos versuche ich, meine Hände zu heben, um einen Teil der Schläge abzufangen, aber mein Angreifer lässt mir keine Chance. Seine rechte Faust bohrt sich in meine Niere. Mir ist, als würden sich meine Eingeweide seegurkenmäßig nach außenstülpen. Meine Wahrnehmung setzt aus. Nichts um mich herum hat mehr eine Bedeutung. Da sind nur noch Hagen und ich. Als wären wir beide in ein farbenloses Paralleluniversum katapultiert worden, in dem Hagen
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