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FKK im Streichelzoo - Roman

FKK im Streichelzoo - Roman

Titel: FKK im Streichelzoo - Roman
Autoren: Bjoern Berenz
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betrachtet die Beinkleider ohne Gesäß ausgiebig. »Du bisd wohl anner von denne Chipmunks?«, kläfft er.
    »Chippendales«, verbessere ich ihn mit dünner Stimme, »und nein, bin ich nicht.«
    In seinem ungläubigen Gesichtsausdruck mit der Tendenz ins Dümmliche lese ich völliges Unverständnis. Schließlichentscheidet er sich dafür, meinen Einwand wegzuwedeln wie eine lästige Fliege. Stattdessen bestaunt er lieber die drei Gefrierbeutel mit Reißverschluss, die der Weltraum-Samurai just in diesem Moment aus dem Koffer zaubert.
    Ungläubige Gesichter starren mich an. Mittlerweile haben sich alle Polizisten um uns herum versammelt. Wer auch immer mit dem Gedanken spielen mag, in Nürnberg eine Bank auszuräumen – jetzt wäre ein guter Zeitpunkt.
    »Sin des gebrauchde Underhosen, odder was?« Der Schnauzbart mit seinem schwanzwedelnden Schäferhund macht einen entschiedenen Schritt von mir weg, als zöge er mich für all die Perversion und Unzüchtigkeit auf der Welt zur Rechenschaft. Zunächst mustert er die hermetisch verpackten Höschen, dann mich. Anklagende Augenpaare durchbohren mich.
    Ich reagiere mit einem betretenen Blick zu Boden.
    »Des is jetz scho a weng grank, odder?«
    »Sie stehen auf meinen Lack-Chaps«, sage ich wimmernd und deute auf seinen schweren Springerstiefel.
    Er hebt erschrocken den Fuß, als wäre er gerade in Hundekacke getreten.
    »Danke.«
    Die aufflackernden Blitzlichter unzähliger Fotohandys und Digicams tauchen diesen Bereich der riesigen Bahnhofshalle in ein surreales Weiß – derart grell, dass es mir in den Augen wehtut. Leider reicht die Intensität aber nicht aus, um mir die Netzhaut zu verbrennen. So muss ich mit ansehen, wie der vor dem Koffer kauernde Samurai den dreißig Zentimeter langen ebenholzschwarzen Riesendildo unter meinen Latex-Shortys hervorkramt und ihn zwischen Daumen und Zeigefinger an der überproportionierten Eichel hochhält.
    Der Hund stellt die Ohren auf und bellt zweimal laut.
    Mein Herz schlägt vor Aufregung und Scham bis zum Hals.
    Die feuchte Hundeschnauze beginnt nervös zu zucken.
    »Allmächd naa!«, nuschelt der Hundeführer in seinen Oberlippenbusch und bekreuzigt sich.
    Angewidert legt der Samurai den Dildo neben die anderen Fundstücke aus meinem Koffer und wischt sich die Hand an seiner Schutzweste ab. Das schwarze Silikon-Monstrum liegt nun direkt vor der Schnauze des Hundes, der sich sofort daranmacht, an dem Teil zu schnüffeln und zu lecken. Eine Welle der Übelkeit schwappt von meinem Magen die Speiseröhre hinauf, und ich muss sauer aufstoßen.
    »Pfui, Wasti, dess iss bäh!« Mit einem beherzten Ruck zieht der Schnauzbart seinen Köter von dem speichelnassen Dildo weg. Der Hund heult einmal leise auf, lässt das Objekt seiner Begierde aber nicht aus den Augen. »Blede Breisn. Ihr seids doch alle bervers!«
    Ich fürchte, damit meint er nicht den Hund.
    Da drückt sich ein spitzer Finger zwischen meine Schulterblätter. Aufgeschreckt wie eine Beutelmaus auf Koks fahre ich herum und denke instinktiv, was wahrscheinlich schon etliche Leute vor mir in solch absurden Situationen gedacht haben: Gott sei Dank, doch nur Versteckte Kamera !
    Doch das Glück, mich auf Kosten der eigenen Person und Würde im Ersten Deutschen Fernsehen wiederzufinden (oder, besser noch, in irgendeiner Pannenshow des Privatfernsehens mit weitaus geringerer Einschaltquote), ist mir leider nicht vergönnt. Obwohl mich die vor mir stehende Gestalt irgendwie an Verstehen Sie Spaß? erinnert.
    Der hochgeschossene schlaksige Mann sieht aus wie Paola und Kurt Felix. In einer Person. Kurts Hamsterbäckchen mitsamt treuherzigem Dackelblick in Kombination mit der graugesträhnten Bob-Frisur von Paola: der Pony kurz und wuschelig, der Rest länger und vermutlich in einer halbstündigen Föhn-Orgie zurechtvoluminiert. Gezupfte Augenbrauen. Drum herum sympathische Fältchen, die darauf hinweisen, dass ihr Besitzer gerne lächelt. Zumindest, wenn er nicht gerade potenzielle Terroristen wie mich vor sich hat.
    »Würden Sie mir bitte mal folgen? Wir haben da noch ein paar Fragen, die geklärt werden müssen«, sagt er mit fisteliger Stimme. Er hält meinen Personalausweis in der Hand, den man mir vor wenigen Minuten abgenommen hat.
    »Aber mein Zug geht … Ja, natürlich.«
    Er drückt seinen Zeigefinger weiter in meinen Rücken, als befürchtete er, ich wolle weglaufen, und wendet sich seinen bewaffneten Kollegen zu: »Also, falscher Alarm. Absperrung aufheben und
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