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FKK im Streichelzoo - Roman

FKK im Streichelzoo - Roman

Titel: FKK im Streichelzoo - Roman
Autoren: Bjoern Berenz
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Schlumpfmützen lässt mich verstehen: Vor mir stehen zwei Avatare. In mehr 3-D, als James Cameron es je gewollt hätte.
    »Ja, bitte?«, sagt der Große von oben herab. Er trägt eine schwarze Langhaarperücke. Seine Ohren gleichen denen einer Fledermaus, nur sind sie indigoblau. Keine dieser billigen Plastikanklebe-Ohren, wie man sie in jedem Karnvevalsdiscount bekommt. Diese hier sehen täuschend echt aus. Er kann sogar mit ihnen wackeln.
    Ich starre sie an. Dann endlich finde ich meine Manieren wieder. »Tolle Outfits, Jungs.«
    »Wieso Outfit?«, entgegnet der Große trocken. »Auf Pandora laufen wir alle so herum.« Fast beiläufig spielt er mit dem blauen Schwanz in seiner Hand.
    »Alles klar. Ich wollte nur nett sein.«
    »Du musst meinen Kumpel entschuldigen«, sagt der Untersetzte Na’vi-Mann. Im dunkelblauen Stoff seines Lycra-Overalls sind weiße, fast durchsichtige Bereiche zu sehen – ein sicheres Indiz, dass der dehnbare Stoff an die maximale Grenze der Belastbarkeit gestoßen ist. »Er ist nervös, wir haben gleich unseren Auftritt.«
    Er zeigt auf die andere Raumtür, über der ein rot leuchtendes Schild hängt: »ON AIR.«
    »Geht’s da etwa zur Bühne?«, frage ich.
    Sie nicken mir zu. »Wir sind die nächsten.«
    »Ich bin auf der Suche nach einer Frau«, sage ich. »Sie macht auch dieses Cosplay-Ding und nimmt an dem Kostümwettbewerb teil.«
    »Ach die«, meint der Große verächtlich.
    »Ist das nicht furchtbar heiß unter dem Gefieder?«, fragt der Untersetzte.
    »Geht schon«, lüge ich und nicke, was ziemlich sicher total bescheuert aussieht, bei dem Mörderschnabel in meinem Gesicht.
    »Sie gehört einem Star-Trek-Club an«, füge ich hinzu.
    »Das tut hier jeder zweite«, sagt der Große. Ich höre Verachtung in seiner Stimme. »Echt, das ist sooo unoriginell …«
    Der Untersetzte nickt zustimmend.
    »Irgendwas mit DSDS oder DSTF?!«, fällt es mir wieder ein.
    »Die hatten schon ihren Auftritt, die findest du nicht mehr hier hinter der Bühne.«
    »Aber wo denn dann?«
    »Na, vermutlich davor«, entgegnet der andere. »Bei den Zuschauern!«
    Ich lächele ihn dankbar an, was natürlich schwachsinnig ist, da meine Entenmaske keine Gefühlsregung erkennen lässt. In diesem Moment erlischt das On-Air-Schild über der Tür, und sie wird aufgezogen.
    »Okay, ihr Na’vis seid jetzt dran«, ruft ein Mann mit Nerdbrille und Headset durch den Türspalt.
    Es sind diese geistesgegenwärtigen Momente im Leben, die über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Die entscheidende Zehntelsekunde zwischen Sieg und Niederlage.
    Bevor die beiden Avatare auch nur zu einer Antwort ansetzen können, schieße ich an ihnen vorbei und renne den Mann mit dem Headset kurzerhand über den Haufen.
    »He, haltet den Entenarsch auf!«, ruft jemand hinter mir, woraufhin aus dem Nichts zwei Klingonen auftauchen. Doch ich bin schneller, tauche unter ihren Armen durch und platze auf die Bühne.
    Auch wenn es wieder so dunkel ist, dass ich kaum etwas sehe, bin ich wieder ein Mann mit einem Plan. Zugegeben, Senator Palpatine hatte auch einen. Aber meiner könnte funktionieren. Ich werde heute der Frau meiner Träume meine Liebe gestehen. Daran hat sich nichts geändert – bis auf die Frau.
    Zielstrebig gehe ich auf die Mitte des Podiums zu und sehe fünf Campingtische, hinter denen ratlose Menschen sitzen und Blätter durchwühlen. Ihre Überraschung wundert mich nicht. Schließlich haben sie Avatare erwartet, keinen Weltraum-Erpel mit buschigem Bürzel. Gott, was mache ich hier?!
    Ich lasse sie links liegen, wende mich nach rechts und sehe zunächst nichts weiter als das grelle Licht blendender Scheinwerfer. Eine Lautsprecherstimme kündigt das Avatarduo »Ned & Stacy« an. Nach beidem sehe ich nicht aus. Und da ich überhaupt nichts sehe, mache ich das, was ich schon längst hätte tun sollen. Ich stülpe dieses monströs schwere Kopfteil ab.
    Schon besser. Ich hole tief Luft und verschlucke mich an einer Feder. Hustend fahre ich mir durchs schweißnasse Haar, das sich unter den Federhandschuhen anfühlt wie nass gewordene Zuckerwatte. Was ich nun zur Erfüllung meines genialen Plans brauche, ist ein Mikrofon. Und das steht passenderweise nur wenige Schritte von mir entfernt. Zielstrebig gehe ich darauf zu. Durch das Publikum geht ein Raunen. Mittlerweile dürfte jeder Zuschauer mitbekommen haben, dass ich nicht das angekündigte Avatarduo bin.
    Während ich den Weg zum Mikrofon hinter mich bringe, höre ich jemanden
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