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FKK im Streichelzoo - Roman

FKK im Streichelzoo - Roman

Titel: FKK im Streichelzoo - Roman
Autoren: Bjoern Berenz
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auf Kommando baut sich die Band um mich herum auf. Ich werde flankiert von Farin und Rod, während Bela sich etwas im Hintergrund hält.
    Cassandras Augen werden groß. Hagens ziehen sich noch mehr zusammen.
    Hysterisches, ungläubiges Gekreische von ein paar Teenies in der Abfertigungshalle schwappt zu uns rüber. Ich weiß, dass es eigentlich nicht mir gilt, dennoch fühlt es sich fabelhaft an.
    Hinter mir höre ich Bela sagen: »Ist das deine Puppe, Alter? Die mit den roten Haaren? Scharfes Gerät!« Dann schlägt er rhythmisch seine Sticks zusammen, um den Takt vorzugeben. »Also los, Jungs, eins, zwei, drei – und!«
    Dann lässt Rod die ersten Akkorde seiner Zwölfsaitigen aufklingen. Sofort erstirbt jedes weitere Geräusch im gesamten Umkreis. Selbst der Nacktscanner stellt das Durchleuchten ein. Rod schaut in Cassandras Richtung und zwinkert ihr zu. Dann beginnt er zu spielen.
    Es ist, als würde Rods Gitarrensolo die gesamte Szenerie einfrieren. Er spielt ein kurzes Intro, in das nach und nach Bela und Farin und dann auch ich einsteigen. Als er in die erste Strophe übergeht, kommt mein Einsatz.
    Ich schließe die Augen und nehme all meinen Mut für diesen einen Moment zusammen. Ich bin kein begnadeter Gitarrist, schon gar kein Sänger. Dennoch hindert mich das nicht daran, jede einzelne Songzeile voller Inbrunst in die Welt hinauszuschmettern. Warum auch nicht? Es wird Zeit für die nötige Portion Selbstvertrauen! Hagen hat eine schäbige Arztpraxis in Dubai. Aber ich habe die Ärzte . Ich kann nur gewinnen. Und schließlich spricht mir jedes einzelne Wort des halben Lovesongs aus der Seele:

    Ich hoff’, meine Worte machen es nicht noch schlimmer
    Vergiss nur einmal deinen Stolz
    Ich weiß, du liebst mich noch immer   …
    Meine Stimme klingt dünn und nasal, und mein Gitarrenspielist nicht annähernd im Takt. Es dauert nicht einmal bis zur zweiten Strophe, bis bei mir alle Dämme brechen – und nicht nur bei mir, auch Cassandras Augen schimmern tränenreich. Sie wischt sich eine Träne von der Wange. Gleichzeitig sehe ich, wie sie Hagens Hand von sich abstreift.
    Und dann macht es klick .
    Auf einmal ist alles so einfach, so klar, so naheliegend! Ich komme kurz ins Straucheln, stolpere über die Saiten und höre auf zu singen. Nach und nach beenden auch die Ärzte ihr Spiel. »Was ist los, Mann?! Text vergessen?«, flüstert mir Farin zu. »Spielen wir dir zu schnell?«
    Mir schwirrt der Kopf.
    Auf einmal ist es totenstill. Alle warten auf eine Reaktion von mir.
    Meine Hände umklammern derart fest den Mikrofonständer, dass meine Knöchel weiß hervortreten. Ich versuche zu sprechen, doch meine Zunge fühlt sich an wie doppelseitiges Klebeband.
    Verzweifelt suche ich die Blicke meiner Background-Band, die mich aufmunternd ansieht.
    »Ich …«, setze ich an, breche aber wieder ab.
    »Dein Herz kennt die Antwort«, flüstert Bela mir zu, und mir entgeht nicht, dass er Cassandra breit angrinst, die ihrem hochroten Kopf Luft zufächert. »Du musst nur hinhören!«
    Und das tue ich dann auch.
    Ich führe meinen Mund ganz nah ans Mikro.
    Cassandras Augen lassen nicht von mir ab.
    »Ich …«, beginne ich noch einmal, hole tief Luft und lasse meinen Gefühlen freien Lauf: »Ich bin so ein Idiot!«
    Stille.
    Nicht nur Cassandra schaut reichlich verdutzt, als ich mit einem Satz aus dem Kreis trete und schnurstracks an ihr vorbeilaufe. Aber das ist mir egal. Ich schiebe mich durch die Menge und reiße Jean mit mir.

30
    Der Schwan gilt in vielen Kulturen als Symbol der Reinheit und Treue: Im Alter von zwei Jahren sucht er sich seinen Partner fürs Leben aus. Verstirbt einer der Partner, bleibt der andere oft lange allein und trauert ihm nach.
    Ich bin noch nie gut im Deuten von übersinnlichen Zeichen gewesen. Dabei muss es von Anfang an ein Wink des Schicksals gewesen sein, der Cassandras Abflug nach Dubai ausgerechnet auf den Eröffnungstag der FedCon gelegt hat.
    Ich sinke ganz tief in den Sitz des Maserati und versuche mich zu beruhigen. Die Mittagssonne knallt durch die Frontscheibe. Mein Smokinghemd klebt unangenehm am Rücken fest. Ich klappe den Sichtschutz nach unten und inspiziere mein glänzendes Spiegelbild. Die Fahrt dauert nicht lang, gerade einmal eine halbe Stunde. Genug Zeit, um mir Gedanken zu machen, was ich ihr sagen soll.
    Oder auch nicht.
    Denn als der Maserati im absoluten Halteverbot zum Stoppen kommt, ist alles weg. In meinem Hirn herrscht totale Leere. Dafür ist vor dem
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