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FKK im Streichelzoo - Roman

FKK im Streichelzoo - Roman

Titel: FKK im Streichelzoo - Roman
Autoren: Bjoern Berenz
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stehen und beobachte die geduldig wartende Menschenmasse, die sich kein Stück vorwärtsbewegt. Was eventuell daran liegen könnte, dass der Eingang zur Halle geschlossen ist.
    Mit dem Gold-Ticket in der Tasche laufe ich an der Schlange vorbei bis zur Absperrung, vor der mehrere Orga-Shirt tragende Personen die Menge in Schach halten.
    »Ich muss da rein«, schreie ich dem nächstbesten Typen entgegen.
    »Keine Chance, der Saal ist brechend voll.«
    »Aber ich muss da rein!«
    »Geht aber nicht. Wir können immer nur genau so viele reinlassen, wie den Saal verlassen.«
    Ich warte ein paar Augenblicke. »Aber es verlässt doch niemand den Saal«, stelle ich fest.
    Der Ordner entblößt ein diabolisches Grinsen. »Natürlich nicht. Der Kostüm-Contest erreicht ja auch gerade seinen Höhepunkt.«
    Dann fällt mein Blick auf eine kleine Gruppe, die grobmaschige Kartoffelsäcke trägt und etwas weiter abseits durcheinen Seiteneingang verschwindet, ohne von den davor stehenden Ordnern aufgehalten zu werden.
    Fragend schaue ich meinen Gesprächspartner an. »Wo geht denn der Jawatrupp hin?«
    »Na, durch den Teilnehmer-Eingang.«
    »Alles klar, vielen Dank«.
    Ich mache es wie die Jawas und gehe zielsicher auf die Seitentür zu, werde aber im Gegensatz zur Gruppe nicht durchgelassen. Keine Panik, beruhige ich mich und zeige ihnen den Spock-Gruß, woraufhin der eine ihn erwidert und der andere fragt: »Wo willst du denn hin?«
    »Na, rein«, sage ich mit dreister Selbstverständlichkeit. »Ich nehme am Kostümwettbewerb teil.«
    Er mustert mich skeptisch und sagt das einzig Logische: »Du hast aber kein Kostüm an.«
    »Ist das ein Problem?«
    »Ohne Kostüm kannst du nicht mitmachen.«
    Auch das entbehrt nicht einer gewissen Logik.
    »Hast du ein Kostüm für mich?«
    Er lacht laut los und schüttelt den Kopf. »Wo soll ich denn ein Kostüm herhaben?«
    Ich greife in meine Jackett-Innentasche und ziehe mein Gold-Ticket heraus. Sein Lachen erstirbt.
    »Hast du vielleicht jetzt ein Kostüm für mich?«
    Er lässt mein Ticket nicht aus den Augen, als er sagt: »Ich hätte da vielleicht noch was in der Asservatenkammer.«
    *
    Ich transpiriere wie ein Mammut zur Polarschmelze. Gleichermaßen verfolgt mich das Gefühl, verarscht worden zu sein. Es gibt so viele coole Science-Fiction-Helden: Captain Future, Buck Rogers, Terminator, Starbuck, Spock. Aber ausgerechnetich muss an jemanden geraten, der mir für den stolzen Preis von sechshundert Mäusen ein filzig-gefiedertes, müffelndes Entenkostüm andreht.
    Seiner Aussage zufolge stellt dieser Plüschalbtraum Howard the Duck dar. Bleibt nur zu hoffen, dass sich niemand mehr an diese Comicverfilmung erinnert, die obendrein für den schlechtesten Film des Jahrzehnts nominiert wurde.
    Außerdem sehe ich kaum etwas, da die winzigen Sehschlitze und der riesige Entenschnabel doch enorm meine Sicht einschränken. Dennoch kommen mir hier meine Erfahrungen mit dem Bananenkostüm zugute. Mit kleinen routinierten Schritten, mehr blind als sehend, taste ich mich an den kahlen Wänden des Backstagebereichs entlang und halte Ausschau nach Melanie.
    Hier hinter der Bühne ist es beinahe so voll wie draußen vor dem Saal. Allerdings ist die Stimmung hier nicht ganz so tiefenentspannt. Vielmehr wird sie bestimmt von einem nervösen Treiben: aufgeregte Stimmen, hektisch gestikulierende Gestalten in wilden Kostümen und umherwuselndes Organisationspersonal.
    Ich sehe eine kleine Gruppe von Sturmtruppen ihren Text üben, während die Jawas von eben ein Lied in einer mir unbekannten Sprache anstimmen. Die meisten von den Leuten sind so authentisch gekleidet, dass mir im selben Moment klar wird, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist, Melanie zu finden. Ich weiß ja nicht einmal, was für ein Kostüm sie trägt.
    Aus Mangel an Ideen öffne ich jede Tür und lupfe jeden Vorhang, der meinen Weg kreuzt. Mit der zweiten Tür fühle ich mich schlagartig nach Schlumpfhausen versetzt. Mein getrübter Blick landet direkt in den Gesichtern zweier gänzlich in blau gehüllter Gestalten, die ungleicher nicht sein können. Der eine klein und adipös veranlagt, der andere ein wahrer Riese, der den Kopf ein wenig schräg halten muss, um sich nicht an der Raumdecke zu stoßen. Sie beide stecken in blauen und für ihre Figurenüberaus unvorteilhaften Spandex-Anzügen, die nichts mehr der Fantasie überlassen. Keine noch so kleine Ausbeulung, die sich nicht deutlich darunter abzeichnet. Allein das Fehlen der weißen
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