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FKK im Streichelzoo - Roman

FKK im Streichelzoo - Roman

Titel: FKK im Streichelzoo - Roman
Autoren: Bjoern Berenz
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Maritim-Hotel der Klonkrieg ausgebrochen.
    Jean und ich kämpfen uns durch die 501. Legion der deutschen Star-Wars-Garnison, die sich ausgerechnet jetzt und hier vor dem Eingang zu einem Erinnerungsfoto aufbauen muss. Unter Verwünschungen der übelsten Art erreichen wir das Kassierhäuschen, in dem uns eine gut gelaunte Teilzeit-Rentnerinmit dicken Wangen und einem breiten Lächeln darüber aufklärt, dass die Veranstaltung komplett ausverkauft sei.
    »Aber ich muss da unbedingt rein!«, erkläre ich ihr verzweifelt. »Ich bin auch wirklich bereit, einen ganzen Batzen Geld hinzulegen. Gibt es denn wirklich keine Möglichkeit?«
    Ihre glasigen Augen sehen sich an meiner Verzweiflung satt. In unseren Smokings müssen wir ein wirklich lustiges Bild abgeben. Zumal wir weit und breit die einzigen sind, die nicht kostümiert herumlaufen.
    »Nun ja«, beginnt sie. »Wir hätten da noch ein streng limitiertes Kontingent an Gold-Tickets. Die sind aber wirklich nicht billig.«
    »Die nehm ich!«, falle ich ihr auf der Stelle ins Wort, zücke mein Portemonnaie und fische einen druckfrischen Fünfziger hervor. »Behalten Sie den Rest. Geld spielt heute keine Rolle.«
    Anscheinend doch. Ich bin mir sicher, dass noch nie zuvor ein Fünfzig-Euro-Schein mit einem derart verabscheuenden Blick gestreift wurde. »Reicht das nicht?«, frage ich vorsichtig.
    Sie schüttelt den Kopf.
    Ich öffne das Münzfach.
    »Das Gold-Ticket kostet fünfhundertneunundneunzig Euro, junger Mann.«
    Für einen kurzen Moment verschlägt es mir die Sprache, im Gegensatz zu der Teilzeit-Rentnerin: »Dafür kriegen sie aber auch einiges geboten! Ein exklusives Fan-T-Shirt, Autogramme aller anwesenden Stars, ein bedrucktes Schlüsselband, einen streng limitieren Aufkleber …«
    »Interessiert mich alles einen Scheißdreck!«, unterbreche ich sie rüde. »Ich will doch nur da rein. Außerdem habe ich so viel Geld gar nicht dabei!«
    »Wir akzeptieren auch Kreditkarten.«
    Es ist Jean, der mich sanft beiseiteschiebt und mir ein gönnerhaftes Lächeln schenkt. »Lass mich mal machen, mein Jung.«
    Ungläubig sehe ich zu, wie er seinen Wildlederbrustbeutel aus dem Hemd hervorzieht. Dann höre ich ihn fragen: »Können Sie auf zwei Fünfhunderter rausgeben?«
    *
    Das Gute an dem Gold-Ticket ist, das ich die nicht enden wollende Schlange am Eingangsbereich außer Acht lassen und direkt den mit rotem Teppich ausgelegten Weg zum V.I.P-Eingang beschreiten darf. Am Einlass checkt ein grobschlächtiger Typ mit Wookie-Frisur meine Eintrittskarte und gewährt mir den Zugang in das Nerd-Nirwana, in dem es nach abgestandenem Schweiß und Antischuppenshampoo müffelt.
    Ich bin also auf der größten Science-Fiction-Messe Europas angelangt. Ehrfürchtig sauge ich die Umgebung in mich auf. Obgleich sich die Ehrfurcht in Anbetracht des dargebotenen Panaromas in Grenzen hält. Die sich vor mir wie ein Algenteppich ausbreitende Szenerie gleicht einer Herrenüberschuss-Party im Swingerklub. Das ganze Foyer ist mit Männern übersät. Und nahezu jeder zweite trägt eine schlecht sitzende Star-Trek-Uniform.
    Weibliche Fans sehe ich kaum. Vereinzelt tauchen im Trubel ein paar Frauen auf, die sich mit fantasievollen Weltraumkostümen gegenseitig zu übertrumpfen versuchen. Hauptsächlich Klingoninnen in wilden Leder-Outfits mit hohen Stirnpartien und jede Menge Enterprise-Offiziersanwärterinnen in knappen Minikleidern – wenngleich die figürlichen Bedingungen dafür nicht überall gegeben sind. Der Aufmerksamkeit der männlichen Besucher können sie sich dennoch gewiss sein. Science-Fiction-Veranstaltungen sind eben eine Fleischbeschau ohnegleichen – beinahe wie FKK in einem Streichelzoo mit einer riesigen raschelnden Papiertüte voller Futter um die nackten Lenden.
    Ich schnappe mir das nächstbeste Bürschlein, das ein »Orga-Team«-T-Shirt trägt, und rufe ihm zu: »Schnell, wo findet der Kostüm-Contest statt?«
    »Na, im Hauptsaal«, erklärt er mir, als wäre es das Logischste der Welt.
    Ich packe ihn am Kragen. »Und wie komme ich da hin, du Klugscheißer?«
    Mein unbestimmter Weg führt mich quer durch das Foyer zu den Treppen, die direkt zum meistbesuchten Bereich der Convention führen, dem Signierflur. Mit pochendem Herzen kämpfe ich mich durch die Masse und suche den Eingang, der in den Hauptsaal führt. Dabei ist der gar nicht schwer zu finden. Genaugenommen stehe ich bereits mitten in der endlos langen Schlange, die in den Saal will. Unschlüssig bleibe ich
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