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Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)

Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)

Titel: Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)
Autoren: Sophie Jordan
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Hände, wieder aus dem Fenster, einfach irgendwohin, nur nicht in ihre Richtung. Ich will nicht, dass sie sieht, dass ich auch das mitbekommen habe, was sie nicht laut ausgesprochen hat. Dass ich sehr wohl verstehe, was sie mir mit ihrem wütenden Blick sagen will. Aber ohne dich würde ich sehr wohl gehen.
    Vielleicht ist das unfair von mir. Vielleicht sind es einfach nur meine Schuldgefühle, die aus mir sprechen, und sie denkt in Wirklichkeit gar nicht so.
    Mum seufzt und ich blicke sie wieder an und sehe zu, wie sie sich mit den Händen durchs Haar fährt. In der lockigen Mähne entdecke ich ein paar graue Strähnen. Die waren vorher noch nicht da. »Ich kann einfach nicht glauben, dass wir wieder hier sind«, murmelt sie leise. »Genau dort, wo wir angefangen haben. Nur, dass es uns jetzt schlechter geht als vorher.«
    Ich zucke unter ihren Worten zusammen, die wie eine Anklage gegen mich klingen. Weil es meine Schuld ist, dass wir wieder zu Hause sind. All das ist meine Schuld. Das weiß ich. Und sie weiß es auch.
    »Ich bin müde«, sage ich. Das ist noch nicht einmal gelogen. Ich habe seit Chaparral nicht mehr geschlafen, weil meine Gedanken unaufhörlich um das kreisen, was passiert ist. Um all meine ungeheuerlichen Fehler. Und um Will. Ich frage mich andauernd, wo er ist, was er macht. Ich denke ständig an ihn, erinnere mich an ihn. Oder versuche vergeblich, mich an ihn zu erinnern.
    Ich mache mich auf den Weg in mein Zimmer und fühle mich älter als je zuvor. »Jacinda.« Beim Klang meines Namens bleibe ich stehen und werfe einen Blick über die Schulter. Mums Gesicht wird von Schatten verdeckt, sodass ich nichts davon ablesen kann. »Bist du …« Ich höre, wie sie tief einatmet, bevor sie fortfährt. »Dieser Junge. Will –«
    »Was ist mit ihm?« Will ist zwar das Letzte, worüber ich jetzt sprechen will, aber ich bin ihr eine Antwort schuldig. Sogar, wenn das bedeutet, den Finger in die Wunde zu legen.
    »Wirst du ihn vergessen können?« Die Hoffnung, die in ihrer Stimme liegt, ist unverkennbar.
    Meine Gedanken kehren zurück nach Big Rock. Ich denke daran, wie Will den Abhang hinuntergeschlittert ist, geradewegs in die Nacht hinein, die ihn mit weit ausgebreiteten Armen empfangen hat. Ich musste mich verwandeln. Ich musste ihn retten. Auch wenn mir Jäger dabei zugesehen haben.
    In diesem Augenblick hatte ich keine Wahl. Und jetzt habe ich auch keine. »Ich werde ihn vergessen müssen«, antworte ich.
    Mums bernsteinfarbener Blick flackert wissend auf. »Aber kannst du das denn?«
    Diesmal antworte ich nicht. Worte haben in diesem Fall kein Gewicht. Ich werde es ihr zeigen müssen, ihr beweisen müssen, dass sie mir wieder vertrauen kann. Das werde ich allen beweisen müssen.
    Ich drehe mich um und gehe wieder in Richtung meines Zimmers, vorbei an den Fotos der Familie, die wir einmal waren. Mit einem gut aussehenden Vater, einer lächelnden Mutter und zwei glücklichen Schwestern, die damals noch nicht ahnten, wie anders sie einmal sein würden.
    Ich streife meine Schuhe ab und suche in meiner Kommode nach einem alten T-Shirt und ein paar Shorts. Als ich mich ins Bett lege, nehme ich gerade noch die glitzernden Sterne an der Decke wahr, da fallen mir auch schon die Augen zu.
    Nur wenige Minuten später, so scheint es mir, werde ich durchgerüttelt und jemand reißt mich aus der wohltuenden Umarmung des Schlafs.
    »Jacinda! Wach auf!«
    Ich schiebe mir ein Kissen vom Kopf und sehe schläfrig hoch zu Az. Ich freue mich ja wirklich wahnsinnig, sie zu sehen, aber eigentlich würde ich lieber wieder meinen Kopf in den Kissen vergraben und im Tiefschlaf versinken, wo Schuldgefühle und Liebeskummer mir nichts anhaben können.
    »Az.« Ich reibe mir verschlafen die Augen. »Wie bist du hier reingekommen?«
    »Mein Onkel Kel ist gerade an der Reihe, auf deiner Veranda Wache zu schieben. Er hat mich reingelassen.«
    Ach ja, richtig. Az’ Onkel war einer der Älteren, die mich angestarrt haben, als wäre ich eine Verbrecherin oder so was. Vermutlich bin ich das auch. De facto. Immerhin stehe ich unter Hausarrest.
    »Schön, dich zu sehen«, murmle ich schläfrig.
    »Schön, dich zu sehen?« Sie schlägt mir ein Kissen um die Ohren. »Ist das alles, was du zu sagen hast, nachdem du dich heimlich aus dem Staub gemacht und mich allein hier zurückgelassen hast, nur um sonst wohin abzuhauen?«
    »Mum hat darauf bestanden.« Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um ihr zu erklären, warum wir gegangen
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